Cottbus: Baufreiheit fürs Wendische Viertel
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 2. März 2013Einzeldenkmale mussten dem neuen Bautyp „INB 80“ weichen
„Diesmal ist Antwort C richtig, das Bild zeigt die Klosterkirche (Wendische Kirche) aus Richtung Süd-Ost“, mailt Bodo Wunderlich. „Sie ist eine der wenigen Kirchen, deren Turm nach Osten zeigt, was wohl stadtarchitektonische Gründe hatte. Rechts dahinter befinden sich Häuser, in denen schon zu DDR-Zeiten eine Jugendherberge war. Rechts im Hintergrund lugt ein Hochhaus der Petersilienstraße hervor, auf dem damals für das TKC geworben wurde. Nach rechts führt die Klosterstraße auf eine Gabelung, an der sich das Geschäft der Firma Stein befand (Porzellan und Haushaltswaren). Einst wurde dort ein Keramiknachttopf ausgestellt, der die Aufschrift trug: ‘Das Bächlein rinnt, der Donner grollt, was darein kommt, ist Landmanns Gold’. Damit hat sich sogar der Eulenspiegel (Satirische Zeitschrift der DDR) auf der Funzelseite beschäftigt.“
Georg Müller meint: „Die gespenstische Darstellung zeigt die schon fast vollendete Baufläche für das Wendische Viertel zwischen Berliner Staße und in Richtung Oberkirchplatz, wie es dann zwischen 1984 und 1989 auf ehemals stadtgeschichtlich seriösem Boden entstand. Im Bildmittelpunkt platziert sich unverkennbar die Franziskaner-Klosterkirche, die sogenannte Wendenkirche; Ende des 13. Jahrhunderts schlichtweg aus einem Kloster hervorgegangen ist sie damit der älteste Sakralbau von Cottbus. Die angesprochenen noch verbliebenen Gebäude im Bild waren zum Zeitpunkt der Aufnahme noch Einzelbaudenkmale, harrten aber auch schon ihres unabwendbaren Schicksals. Die Bauplanung für Wenden- und Klosterstraße ließ bei bestem Willen die Einbeziehung dieser Senioren aus dem 19. Jahrhundert nicht zu. Fähige Architekten hatten für das Viertel den Bautyp INB 80, also für den innerstädtischen Neubau, entwi-ckelt, und die letzten drei Jahrzehnte haben durchaus volle Anerkennung dieser zum damaligen Zeitpunkt neuen und eigenwilligen Fassadengestaltung bewiesen. Ein Pilotprojekt der GWC zeigt darüber hinaus die weitere Anhänglichkeit der Nutzer: In den letzten Monaten entstanden in der Klosterstraße 10 und 11 erstmals angestellte Balkone und dies architektonisch ansprechend verwirklicht. Was an anderer Stelle im Viertel so allmählich herangewachsen ist, also das Blattwerk, na, dem wird man hoffentlich in ausgewogener Verträglichkeit beikommen können.“
Zur Plattenbauweise mit altstadttypischer Fassadenstruktur ergänzt Jens Pumpa in seiner e-mail: „Rund 600 Wohneinheiten sind entstanden. Auffällig sind in diesem Viertel vor allem die bunten Kachelfassaden, welche von regionalen Künstlern gestaltet wurden. Aber auch die markanten ‘Giebel’ sind als Besonderheit anzusehen.“
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