Erdreich aus der Baugrube war sehr begehrt / Bau für eine Großstadt:
„Die Menschen vorn sind in der Berliner Straße unterwegs“, löst Diethard Schulz und schreibt auf seiner Karte weiter: „Links auf dem Foto entsteht die Stadtpromenade, der die damalige Roßstraße weichen musste, und damit auch die Stadtsäle, in denen ich als junger Mann meinen Abschlussball der Tanzschule ‘Brosatis’ hatte.“
Klaus Herold meint, rechts das Postgebäude zu erkennen und mailt dazu: „Dieses und ein Saal-Anbau des einstigen Hotels ‘Weißes Roß’ sind die letzten steinernen Zeugen der historischen Luckauer Vorstadt.“ René Reifenberger findet, dass „das markante Hochhaus und am rechten Bildrand das Postgebäude das Finden der Lösung trotz der noch fehlenden Wohnscheibe nicht allzu schwer macht. Heute ist an der Stelle wieder eine Baustelle und die große Brachfläche, die uns wohl leider noch eine Weile erhalten bleiben wird.“ Ähnliche Beobachtungen stellte auch Renate Brinke fest und ergänzt: „Wenn ich es richtig erkenne, stehen die Bäume am linken Bildrand zum Teil heute noch, sie sollen aber nun dem neu gestalteten Parkplatz weichen.“
Klaus Reiter mailt: „Der Blick geht auf die Stadtpromenade. Dort werden gerade die Häuser 10 bis 12 gebaut. In der 10 gab es die Gaststätte Molle, die sehr beliebt war. Leider wurden dort die alten Häuser alle abgerissen. Wir wohnten gleich neben dem Fischgeschäft in Höhe der späteren KOSMOS Eisbar. Meine Mutter hatte dort eine Schneidermeisterei. Wir mussten dort ausziehen, und es gab auch keine Entschädigung für das Haus. Natürlich hatten die Neubauten auch etwas für sich, Eisdiele, Bowlingcenter mit Disco, Konsument Warenhaus und moderne Wohnungen. Uns verschlug es in die Münzstraße.“ Jens Pumpa nannte ebenfalls diese Hausnummern und beschreibt den Platz: „Heute wird der ‘Berliner Platz’ durch ein weiträumiges Areal bestimmt, das nördlich von der Berliner Straße, westlich von der Hauptpost (am rechten Bildrand) und östlich von der Stadtmauer an der Lindenpforte begrenzt wird. Im Süden markiert das Punkthaus Berliner Platz 1 (im Bild bereits fertiggestellt) das Platzende. Mitte der 60er-Jahre verschwanden ganze Straßenzüge für den Umbau des Stadtzentrums. Dem Bau des Kaufhauses fielen große Teile der Roßstraße sowie stattliche Wohn- und Geschäftshäuser zum Opfer.“
Unsere Leserin mit dem Pseudonym „Faltohrkatze“ mailt ausführlich: „Zu dem Zeitpunkt war Cottbus noch längst keine Großstadt. An der Herstellung der Baugruben war auch der kleine Land-Kreisbaubetrieb Cottbus mit zwei Mitarbeitern beteiligt, der Betrieb war erst kurz vorher von Drebkau nach Cottbus verlegt und umbenannt worden. Die Bagger- und Erdtransportarbeiten wurden teilweise als Zusatzleistungen der Beschäftigten am Wochenende gegen eine motivierende und gute Zusatzentlohnung durchgeführt. Und eigentlich sollte das Erdreich auf eine Deponie abgefahren werden. Aber viele Garten- und Eigenheimbesitzer stoppten den Dumper Typ Pico Max IV (mit Ketten statt Türen) und überredeten den 47-jährigen Dumperfahrer zur Abladung des guten Mutterbodens an Ort und Stelle. Zur Überzeugung drückte man ihm noch 5 bis 20 Mark in die Hand, ein Professor des Krankenhauses sogar 50. Eines Tages kam ein berüchtigter Verkehrspolizist auf eine absurde Idee. Er stoppte den Dumper, stieg als Beifahrer in das Führerhaus und verlangte vom Fahrer in der Bahnhofstraße erst eine Beschleunigung auf 50 km/h und dann eine Vollbremsung. Das Ergebnis war überzeugend, jedoch knallte er gegen die dicke Frontscheibe und holte sich eine Beule samt blutender Nase. Der Trabifahrer dahinter war übel dran: er war aufgefahren, hatte die Kippvorrichtung der Mulde ausgelöst, die sich zum Teil vor dem Trabant ausschüttete und ihn weitgehend zerstörte. Die Schuld des berüchtigten Polizisten stand recht schnell fest. Die VP musste erst mühevoll den Sand von der Bahnhofstraße in die hohe Mulde des Dumpers zurückschaufeln und dann sich um die blitzartige Instandsetzung des Trabant kümmern. Beim Dumperfahrer hat sich die Volkspolizei noch schriftlich entschuldigt, zumal der auch noch ehrenamtlicher SED-Parteisekretär in seinem Betrieb war. Für den Polizisten war das Fass damit übergelaufen.“
Gewinner ist Brunhilde Liebeke.
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