Er war ein außerordentlich phantasiebegabter Mensch, fesselnder Redner und nicht ganz bequemer Theologe war Ludwig August Kähler. Im Raum Guben und Cottbus begegnen wir ihm etwa 1798 bis 1819, den stürmischen Jahren auch, in denen die Freiwilligen die napoleonischen Truppen aus dem Lande trieben. Nächsten Freitag (4. November 2022) jährt sich sein Todestag zum 167. Male. Er wurde 80 Jahre alt und starb im ostpreußischen Wogenap. Geboren ist er am 6. März 1775 in Sommerfeld (heute Lubsko) als Sohn des Stadtarztes. Er studierte in Erlangen, drohte dann als Hauslehrer in Kanig bei Guben zu versauern. Doch er wurde Literat, verfasste mit dem Pseudonym “Filibert” Romane, etwa “Graf Friedrich von Werben oder Lohn der Entsagung”. 2 Bde., 1802, “Bauer Martin, der Mörder” 1803, “Hermann von Löbeneck” 3 Bde., 1805-07. Später fragte er theologisch: “War Jesus bloß ein jüdischer Landrabbiner oder Gottes Sohn?” oder historisierte: “Die Geschichte von Kottbuß während der Jahre 1813-14”. Der Bogen spannte sich weit. Wo Kähler sprach, leuchteten den Hörern die Augen. So brachte er es bis zum Professor in Königsberg, wo er aber scheiterte. Die klare Sprache der Wissenschaften war nicht Seins. Aber er vermochte zu trösten im Gottvertrauen. So wurde er auch bestellt, den zum Tode verurteilten westfälischen Reitern geistlichen Beistand zu leisten, ehe sie am 16. Juli 1813 in Sielow erschossen wurden. K. Macke, K. Wenke, F. Kersick, D. Westphal und A. Brenner weigerten sich, für die fremde Fahne zu sterben. “Ruhestätte der unter französischer Herrschaft am 16. Luli 1813 hier erschossenen Krieger aus Westphalen” steht auf gusseisernem Kreuz am Fehrower Weg. Als man hier “den Franzos” noch nicht so schätzte, waren die Gräber beliebtes Ziel von Sonntagsspaziergängen. Erstaunlich, wie gepflegt dieses Denkmal, wenn auch jetzt an falscher Stelle, immer blieb.
Ludwig August Kähler, um den es hier geht, war 1808 bis ‘11 an der Cottbuser Oberkirche Diakon und danach bis 1819 Archidiakon. Er sprach die “Einsegnung für die Freiwilligen der Stadt” am 10. Mai 1812 und auch die Siegespredigt nach der Leipziger Völkerschlacht am 21. Oktober 1813. Von Cottbus hielt er wenig. Es gehe hier nur “um Geld und Weltlust.” Königsberg bot ihm, dessen Ruf weit geklungen war, jeden kirchlichen oder weltlichen Wunschposten. H.
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