Aus einigen der sehr vielen Zuschriften können wir jeweils nur kurz zitieren. Der eisenbahnbegeisterte Bernhard Voß aus der Schweriner Straße in Cottbus schätzt die Aufnahmezeit auf 1963 – 1965. „Fotografiert wurde vom Stellwerk B23. Alle alten Gebäude-Dienststellen-Stellwerke sind noch vorhanden, sogar der Wasserturm vom Schuppen 1 am RAW, jetzt Materiallager. Das Stellwerk Ot/B23 wurde ab 1903 mit Luftdruck bedient und würde im kommenden Februar 120 Jahre alt.“
Weniger sicher ist sich Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg: „Hinten rechts ist ein Wasserturm, welcher nicht zu Cottbus passt. Egal – das Foto könnte in den 1970er Jahren entstanden sein. Gut zu erkennen die Mittellage des provisorischen Empfangsgebäudes. Heute ist das Bahnhofgelände ein modernes Vorzeigeobjekt.“
G. Peschank mailt: „Heller Sonnenschein etwa kurz vor Mittag vor mehr als 33 Jahren. Die Gleise waren vollgestellt. Und danach…? 1960 war der Blick im Gehwegbereich bis zum Empfangsgebäude noch durchgehend erkennbar. Erst danach machte sich Oberwuchs breit. 1989 gab es disen Blick nicht mehr. Ein exakter Zeithinweis ist das Geländer vorn: Als Mitte der 70er Jahre Verkehrspolizei-Leutnant Walter Erfuhrt seinen Dienst antrat, verfügte er für alle Abbiegungen von Hauptstraßen Fußgänger-Geländer. Hier diese Absperrung war eines der ersten.“
Bautechnisch betrachtet der Cottbuser Christian Lehm den Fall: „Das Bild stammt aus 1975. Da ich in Cottbus seit 1958 permanent mit der Reparatur und dem Neubau der Bahnhofsbrücken zu tun hatte, ist mir eine solche Bildsituation gut in Erinnerung. 1989 gab es schon das neue Empfangsgebäude und 1960 fuhr noch die Straßenbahn bis zum Bahnhofsvorplatz.
Mir kommt die Geschichte der Bahnhofsbrücken in Erinnerung. Rauchgase der Dampfloks beschleunigten deren Korrosion. Der Überbau der Südbrücke wurde 1933 erneuert. Ein entgleister Güterwagen drückte hier 1943 einen Pfeiler weg. Drei Felder stürzten ein. Eins konnte wieder aufgerichtet werden, zwei wurden behelfsmäßig instandgesetzt. Erst 1958/1959 kam es zur Erneuerung dieses Bereiches. 1959 folgte die Sanierung der Nordbrücke, so dass die Straßenbahn wieder fahren konnte. Weitere Verstärkungen der Brücken folgten 1969/70. Wegen weiteren Verfalls wurde 1978 der Straßenbahnbetrieb über die Brücken eingestellt. Vor der Streckenelektrifiziering und Bahnhofserweiterung kam es zum Neubau beider Brücken. Das 140 m lange Bauwerk besteht aus der West-, der Ost- und dazwischen der Straßenbahntrasse. Die Westfahrbahn wurde am 25. 11. 1986 freigegeben, damit konnte der Abriss der alten Brücken folgen. Die Südbrücke wurde gesprengt und in 36-stündiger Sperrpause im Rahmen einer ZV-Übung weggeräumt. Montiert wurden die bis zu 90 Meter langen Segmente mit Eisenbahnkränen. Die in Jänschwalde vorgefertigten Stahlteile kamen als Schwerlasttransporte zur Baustelle. Eine logistische Meisterleistung. Fertig wurde die Bahnhofsbrücke im Sommer ‘90.“
Arno Schulz aus Guben gesteht: „Diesmal kann ich nur raten und 1960 vermuten. Minimode könnte da in der DDR schon aktuell gewesen sein. Doppelstockwagen wurden von der DR ab 1955 eingesetzt. So verkehrte um 1960 planmäßig zwischen Cottbus und Frankfurt/O ein derartiger Zug. Die Autos dieser Karosserieform wurden damals gebaut und links steht ein ‘Moskwitsch 407’, der von 1958 bis 1963 in der Sowjetunion hergestellt und in die DDR importiert wurde.“ Gert Richter aus Alt-Deulowitz hingegen entscheidet sich für 1975: „Ich meine, 1960 gab es noch keine solchen Doppelstockwagen. Für 1989 fehlen die Masten für die Elektrifizierung.“ Auch Ingrid Schuchardt tippt auf B, 1975. „Ab 1976 war das Bahnhofsgebäude, was dann neu gebaut wurde, das modernste in der DDR (zu mindestens für eine gewisse Zeit). Ich war stolz, meine neu gewonnenen Studienfreunde aus Potsdam hier empfangen zu können.“ Ulrich Meißner meint: „Den Minirock gibt es erst seit 1964. Das neue Empfangsgebäude in der Vetschauer Straße wurde erst im Oktober 1978 fertig. Danach wurde die Mittelrampe beseitigt. Bis dahin fuhr die Straßenbahn zum Bahnhofsgebäude. Das war nur ein Maschinenwagen, der vorn und hinten zu steuern war. Unten links war das Post-Gebäude.“
Für 1960 plädiert auch Ulrich Fußmann: „1989 scheidet aus, weil da das neue Gebäude längst stand. Die Dampflok, offenbar Baureihe 52, gibt keinen Hinweis, da diese Maschinen noch 1975 im Dienst standen. Aussagekräftig ist die Garnitur von Doppelstockwagen. Der Typ war 1975 bereits ausgemustert. Ich bin 1962 bis 64 damit von Werdau nach Weißwasser gependelt, wo ich an Bodenerkundungen für den Bergbau gearbeitet habe. Dieser Zug aus zwei Doppelstock-Garnituren bot 1 200 Sitzplätze. Zuglok war eine Schnellzug-Maschine 03. Die Strecke von 149,3 km mit sechs Zwischenhalten wurde in 2 Stunden und 45 Minuten zurückgelegt. Das ergibt eine Reisegeschwindigkeit von 54,3 km/h.“
Wolfgang Dörre aus der Muskauer Straße in Cottbus entscheidet sich für A/1960: „Man sieht links hinten die vier Schornsteine vom Heizwerk für das entstehende Wohngebiet. Links unten steht eine Postbaracke. Ich habe dort 1967 im Ferienjob gearbeitet. 1975 gab es das Gebäude nicht mehr.“
Susanne Haupt aus der Cottbuser Inselstraße ist sich sicher: „Die Aufnahme stammt eindeutig aus dem Jahr 1960. Später folgte der Umbau und 1978 konnte das Empfangsgebäude fertiggestellt werden – jetzt an der Stelle, die schon in Plänen der 1920er Jahre ausgewiesen war.“
Wolfgang Hauptmann meint: „Das Bild ist für ältere Einwohner eine schöne Erinnerung an vergangene Zeiten. Es stammt von 1960. Unten erkennt man den Taxistand und das Bahnpostamt.“
Nach „schönen Zeiten“ klingt auch S. Sachse: „Im schlichten Mitropa-Barackenlokal links gab es die beste Nudelsuppe der ganzen Stadt.“ Christine Netzker aus Cottbus tippt auf Antwort B. „Miniröcke gab es erst nach 1960. 1989 gab es schon das neue Gebäude. Also käme nur 1975 infrage.“ Eberhard Kliem aus Cottbus-Kahren stimmt dem zu: „Die Röcke der Damen waren 1960 noch nicht so kurz, und das mittlere parkenden Autos ist wohl ein Trabant 601. Den gab es erst ab 1964.“ Katrin Lehmann aus der Rostocker Straße in Cottbus erinnert an das Schicksal der Straßenbahn: „Ab Sommer 1903 ging die einspurige „Rote Linie’ über die Bahnhofsbrücke bis zum Bahnhof in Betrieb. Bis 1977 fuhr dort die Linie 1. Dann erfolgte die dauerhafte Einstellung des Fahrbetriebs auf dem Abschnitt Bahnhofsbrücke-Bahnhof.“
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