Der Verlust der eleganten Fußgängerbrücke bleibt der Fluch der Promenade.
Die 1974 errichtete Fußgängerbrücke“, schreibt Dieter Leubauer aus Cottbus, „verband die Mokka-Mich-Eis-Bar ‘Kosmos’ über die Straßenbahngleise mit dem ‘Stadttor’ auf östlicher Seite. Sie war Teil des städtebaulichen Ensembles der Innenstadt mit den 1976/77 entstandenen Pavillons, dem ‘Sternchen’ und dem Springbrunnen. Das Ganze entsprach wohl nicht den Geschäftsmodellen westlicher Unternehmen, ihrer Lobbyisten und einheimischer Gefolgsleute. Es kam zu Leerstand, ruinösem Verfall und schließlich 2006/2007 zum Abriss der Brücke. Jetzt haben wir eine blamable Brachfläche im Stadtzentrum.“
„Es war die sicherste, perfekt gestaltete und erlebnisreiche Verbindung vom Einkaufszentrum zur Sprem, am Stadtbrunnen und am Buchhandel vorbei“, meint Werner Lehmann aus der Karl-Marx-Straße in Spremberg. „Im Hintergrund ist Horten, vormals ‘konsument’ Warenhaus und heute Galeria Kaufhof mit Carl-Blechen-carré ersichtlich. Alles was zur Stadtpromenade gehörte, wurde abgerissen und der Wildnis überlassen. Hier liegt Handlungsbedarf bei den Stadtvätern vor.“
Der Verlust dieser eleganten Fußgängerbrücke, die in kürzester Zeit ein Wahrzeichen für Cottbus wurde, bleibt der Fluch der Promenade“, mailt Konrad Schuster. „Jeder vernünftige Cottbuser weiß das heute und wusste es auch vor 13 Jahren. Aber es durfte nichts gut sein, was Leute schufen, die hier schon vor 1990 das elektrische Licht kannten.“
Edgar Gruner schreibt: „Fastnachtspaare 1994 auf der Fußgängerbrücke mit der architektonisch interessanten Stadtuhr. Im Hintergrund die Milch-Mocca-Bar, auch trotz der vielen Bürgerproteste abgerissen. Sie war mit ihrer besonderen Architektur und Innengestaltung (Bildwand zur Geschichte und Erforschung des Kosmos) ein wertvoller Anziehungspunkt in der Innenstadt. Welch ein Glück, dass die Uhr als Teil der Brücke gerettet wurde.“
Eine besondere Geschichte erzählt der Cottbuser Günter Peschank: „Auf Drängen der Bezirksleitung der SED sollte eine Brücke zur sicheren Querung der Strassenbahngleise entwickelt werden. Variante 1 sah eine Brücke mit beidseitigen Treppen und integrierten Rampungen für Kinderwagen vor – verkehrssicher und kostengünstig. Fachleute der Stadtdirektion Verkehrsbau und staatliche Bauaufsicht waren zufrieden. Die Variante 2, siehe Bild, wurde verworfen. Der Weg über die Brücke war 70 Meter weit, der Rückweg zu den Gleisen, um deren Überquerung es ja nur ging, nochmal 55 Meter. Es endschied aber wieder einmal nicht die Fachlichkeit, sondern der höhere Geist. Das Brückenprojekt wurde von einem Berliner Projektierungsbüro bearbeitet, die statische Zuarbeit für den Wendelaufgang lieferte ein Schweizer Büro per Computerprogramm. Bauausführender Betrieb war die Walter Schupp KG aus Cottbus. Das Weihe-Band schnitt im Beisein der Bezirksleitung der ersten Kommandanten der Besatzngsmacht nach dem Kriege durch. Die Schere reichte ihm der verantwortliche Bearbeiter der Stadtdirektion Verkehrsbau auf dem Tablett. Das war ich.“
„Der Zapustumzug des Niedersorbischen Gymnasiums durch die Innenstadt ist zu einer Tradition geworden. Das Bild entstand zu einer Zeit, als das ‘konsument’ zur Horten-Gruppe gehörte. Der Fotograf stand auf Höhe der Uhr. Die Brücke wurde auch gern als Aussichtspunkt für Fotomotive genutzt”, schreibt Jörg Wittich aus der Buckower Straße in Neuhausen/Spree.
Auch Jochen Kunzmann aus der Karl-Marx-Straße in Großräschen, Christopher Klaus aus der Otto-Hurraß-Straße in Lauchhammer und viele andere Leser mehr erkannten die Brücke. Herbert Ramoth und andere schickten eindrucksvolle Fotos aus guten und leider auch schlechten Zeiten des unvergessenen Bauwerks. Allen herzlichen Dank.
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