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Die mittelalterliche Mauer wird saniert

Damals war´s, Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 21. Juni 2024

Neben dem entstehenden Neuen Rathaus gab es in den 1930er Jahren Veränderungen

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Die Cottbuser Stadtmauer wird hier restauriert.

Für einige Leser außerhalb des gesuchten Ortes war die Antwort diesmal schwer. Trotzdem versucht es Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg und liegt zum großen Teil richtig: „Es ist schon eine alte und interessante Aufnahme mit einem historischen Teil der Stadt Cottbus. Details dieses Foto zeigen Bauarbeiten an der westlichen Stadtmauer mit den markanten Aufbauten der Dachstühle und einen Teil der gegenüber befindlichen ehemaligen Bauten. Diese Gebäude gibt es heute nicht mehr und nur noch wenige Leser werden sich daran erinnern. Die Dachkonstruktionen mit der Richtfestkrone sind heute erhalten.“
Heinz J. Frankenberg aus der Cottbuser Rosa-Luxemburg-Straße schreibt: „Bei dem Bild sind mir sofort die beiden markanten Dachhauben des Gebäudes an der Stadtmauer in der Mauerstraße Cottbus aufgefallen. Hier war lange eine Polizeiwache stationiert. Ein Blick von der Stadtpromenade aus hat mir gestern meine Vermutung bestätigt. Die Gebäude auf der östlichen Straßenseite sind allerdings nicht mehr vorhanden. Bei dem hohen Gebäude im Hintergrund mit der Andeutung eine Schriftzuges dürfte es sich um das ehemalige Kaufhaus ‘Waldschmidt’ in der Spremberger Straße handeln. Der Spremberger Turm scheint sich hinter Bäumen zu verstecken.“

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Cottbuser Marktstraße mit Blick zur Lindenpforte.

Werner Motzek vom Reclamecafe Burg machte folgende Lösungsangaben: „Es handelt sich bei dem Motiv um die Mauerstraße in Cottbus im Jahr 1934. Die rechte Bildhälfte zeigt die Stadtmauer mit dem Umbau der Polizeistation 1934.“
Ramiro Lehmann, Schulweg in Cottbus-Sielow, hat etwas abweichende Überlegungen: „Die meisten Häuser existieren nicht mehr. Das Bild muss vor 1933 entstanden sein, denn 1934 war die Grundsteinlegung für den südlichen Teil des neuen Rathauses, 1. Bauabschnitt, der 1935 bezogen wurde, und im Dezember 1937 gab es dann die offizielle Einweihung für den gesamten Bau. Die gesamte linke Seite der Mauerstraße wurde dafür abgerissen. (Abgerissen wurde die Seite der Kleinen Mauerstraße; die gesamte Mauerstraße verlief bis zum Spremberger Turm. d. Red.) Zu erwähnen wäre noch, dass nach 1930, ich vermute im Zusammenhang mit den Rathausbau und dem Wegfall vieler Häuser eine Änderung der Hausnummern der Mauerstraße vorgenommen wurde. Bis 1930 begannen die Hausnummern links zu zählen und auf der rechten Seite wieder zurück. Der Stadtwächter, heute Mauerstraße 1, hatte damals die Hausnummer 35 (zuvor 151 b).“
Im Zusammenhang mit den Hausnummern der heutigen Mauerstraße, früher Kleine Mauerstraße, gibt es in den eben erschienenen Niederlausitzer Studien, Nr. 47, Bemerkenswertes zu lesen. Demnach war die Kleine Mauerstraße Nr. 151 in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Witwe Beckmann, der Mutter von Bertha Beckmann, die 1815 am nahen früheren Topfmarkt geboren ist. Sie war die erste Berufsfotografin der Welt, machte in Dresden, Leipzig und den Vereinigten Staaten Karriere und hat Berühmtheiten wie USA-Präsidenten und den sonst nie mehr fotografierten Gartenmeister Peter Josef Lené abgelichtet. Es wird erwägt, am Stadtmauer-Gebäude eine entsprechende Gedenktafel anzubringen.

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Das Kultlokal „Stadtwächter“ in der historischen Mauer.

Zurück zu den Lösungsvorschlägen. Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße schreibt: „Richtig ist A. Das Foto zeigt die Mauerstraße in Cottbus um 1934/35 während der Bauarbeiten an der Stadtmauer. Im Zuge der Errichtung des neuen Gebäudes für die Stadtverwaltung (Neues Rathaus) wurde die Stadtmauer umfangreich saniert. Es wurde auch eine Polizeiwache erbaut, die heute als Wohnraum genutzt wird. Die Häuser auf der linken Straßenseite wurden beim großen Stadtumbau des neuen Zentrums in den 1970er/80er Jahren abgerissen. Rechts neben der Lindenpforte (nicht im Bild) befand sich viele Jahre eine öffentliche Toilette. Nach umfangreicher Sanierung dieses Bereiches wurde hier die Gaststätte ‘Zum Stadtwächter’ eingerichtet.“
Frank Irmer aus der Cottbuser Philipp-Melanchthon-Straße schildert: „Wir schauen in die Mauerstraße, Richtung Süden. Es muss vor 1934 sein, da die Häuser auf der rechten Seite noch stehen. Gegenüber wird von 1934 bis 1937 das neue Rathaus entstehen.
Der spitze Gerüstbau befindet sich über der Lindenpforte, die 1879 entstand, um schneller von der Post zum Markt zu gelangen. Das vordere Gerüst ist über der heutigen Gaststätte ‘Stadtwächter’. Die im rechten Hintergrund erkennbare Kuppel gehört, 1902 eingeweiht, zur jüdischen Synagoge. Sie wurde 1938 Opfer der Novemberpogrome und brannte aus.“
Michael Max freut sich: „Oh, welch ein hervorragendes Motiv! Die Mauerstraße in Cottbus, zu Beginn der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Häuser links im Bild sind noch nicht abgerissen, um etwa dem Neuen Rathaus zu weichen, jedoch die Sanierung der Stadtmauer bis hin zum Luckauer Wall ist in vollem Gange. Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung nach der Machtergreifung konnte auf einmal aufwändig an der Erhaltung historischer Bausubstanz gearbeitet werden. Richtfeste zeugen von Aufbruch, von Schaffenskraft, von gesunder Wirtschaft. Im Hintergrund rechts sei eine Kuppel, schreiben Sie. Das ist ja wohl dann die der Synagoge (leider kann ich auch mit Lupe die Kuppel nicht erkennen). Die Synagoge wurde bei der Reichskristallnacht abgebrannt. Somit stammt das Foto aus der Zeit vor 1938, sicher auch vor 1936, eher aus ‘34 oder ‘35. Im linken oberen Teil des Fotos sieht man das imposante Fachwerkgebäude der ‘Tuchhenke’. Hier trockneten Cottbusser Tuchmacher ihre produzierten Tücher. Die Richtkrone ist dem Turm der späteren Polizeiwache aufgesetzt. Versteckt hinter der Baumkrone der Linde befindet sich die Lindenpforte, zeitweise auch Judenpforte genannt, da sich die erste Cottbuser Synagoge, nur ein Gebetsraum, im Bereich dieser Pforte in einem für den Rathausneubau abgerissenen Eckhaus befand.

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Die damals sanierte Stadtmauer im heutigen Zustand.

In Zeiten der DDR hatte in der Mauer der VEB LaNa einen Pflegestützpunkt für die Brigade, welche die Grünanlagen vom Thälmannplatz über die Stadtpromenade bis hin zur Puschkinpromenade pflegte. Direkt über dem Tor haben wir uns einen Partyraum geschaffen – zuvor musste eine ca. 30 cm starke Schicht aus Taubenkot entfernt werden. Guano ganz anderer Art.“
Gewonnen hat Werner Motzeck.

Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!



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