Die ehemalige Nordbrücke von Guben
Bilder aus der alten Neißestadt Guben | Von CGA Verlag | 21. Juli 2023Während Manfred Gnida vom Weinberg Spremberg diesmal als hervorragender Kenner der Niederlausitz fast verzweifelt („Mein Tipp war die 1904/05 errichtete Betonbrücke mit den drei Bögen über die Schwarze Elster bei Kleinrössen und Neudeck. Aber die kann es wohl nicht sein. Nun bin ich interessiert, wo sich das Bauwerk befindet.“), kommt S. Sachse gleich zur Sache: „Ich kenne dieses Bauwerk nicht und weiß nicht einmal, ob es noch steht. Aber erlesen habe ich: Es ist die Gubener Nordbrücke. Und ganz Erstaunliches fiel mir auf. In den Krisenjahren der Inflation haben es die Gubener Stadtväter geschafft, drei wichtige Brücken bauen zu lassen und feierlich zu übergeben: 1922 die Große Neißebrücke, 1923 die kleinere Schützenhausbrücke (jetzt in Polen) und 1924/25 die hier gefragte Nordbrücke. Das müssen fähige Leute gewesenen sein, die diese Stadt geführt haben.“
Eberhard Witzke aus Cottbus versucht sein Glück und tippt: „Das ist eine Brücke in Guben/Neiße. Die Brücke ähnelt den Brücken in Forst, vielleicht war es der gleiche Architekt. In Cottbus und Senftenberg sind mir so mondäne Brücken nicht bekannt.“
Arno Schulz aus Guben kann fundiert weiterhelfen: „Abgebildet ist die ehemalige Nordbrücke von Guben, im Volksmund als ‘Schlachhofbrücke’ bezeichnet. Im Hintergrund ist ein Wohngebäude des 1892 eingeweihten Schlachthofs zu erkennen. Die Brücke wurde 1892 als hölzerne Fußgängerbrücke errichtet, um den Weg für die Bewohnern der Nord- u. Bergstadt zum Bahnhof und den zahlreichen Industriebetrieben in dieser Stadtregion zu verkürzen. So waren in dem Gebiet westlich der Brücke Firmen in der Uferstraße, der Bahnhofstraße und der Grunewalder Straße. Unter anderem, außer dem Schlachthof, noch ein Betriebsteil der Berlin-Gubener Hutfabrik mit dem Werk ehemals Apelius Cohn, die Maschinenfabrik Heinze, die Leder- und Treibriemenfabrik Leichtner, an der Ecke zur Alten Poststraße die Tuchfabrik Lehmann & Richter, die Eisengießerei Köhler, die Lederfabrik Ludwig Albert Meyer, die Hutfabrik Fischer und die Pappenfabrik Köhler mit tausenden Beschäftigten. Um auch einen Fahrzeugverkehr aufzunehmen, entstand 1924 eine Stahlbetonbrücke, die leider 1945 gesprengt wurde. Die Reste ragen noch immer als Mahnmal aus der Neiße und erinnern an das einst schöne Brückenbauwerk. Auf der Ostseite war das sogenannte Knusperhäuschen, ein Kaffee- und Lebensmittelgeschäft.“
Das kennt auch Klaus Reiter aus Cottbus, Er schreibt: „Die Nordbrücke, früher Schlachthofbrücke, wurde Ende des II. Weltkriegs zerstört und leider nicht mehr aufgebaut. 1904 wurde sie vom Zimmermeister Tilgner erbaut. Durch die starke Zunahme durch Fuhrwerke wurde die Brücke 1924 aus Beton gebaut. In der Nähe befand sich der Königspark mit der Kaisereiche. Im Vordergrund sehen wir das Knusperhaus, es wurde ebenfalls 1924 gebaut. Im Erdgeschoß befand sich ein Laden, dort konnte man Süßigkeiten, Zeitungen, Zigaretten und Eis kaufen. Für Durchreisende gab es Kaffee und heiße Schokolade. Weiterhin gab es Schlaf- und Lagerräume. Das Gebäude wurde leider auch zerstört und es wuchert heutzutage alles zu.“
Jens Pumpa aus Cottbus ergänzt: „Die Nordbrücke ist bei den Gubenern zumeist als ‘Schlachthofbrücke’ bekannt. Der Schlachthof war in der Grunewalder Straße neben der Brücke. Ursprünglich hieß sie Parkbrücke, war aus Holz und wurde 1904 erbaut. Die Parkbrücke wurde 1924 als baufällig abgetragen.
Die Brücke erhielt bei ihrem Neubau 1924 drei herrliche Bögen mit Balkonnischen über die Neiße, versehen mit zwei Brückenhäuschen. Sie war 90 Meter lang und neun Meter breit. Am 27. Mai 1925 war die Einweihung. 1945 wurde die Brücke von der Wehrmacht gesprengt.“
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