Forst: Forster Gaswerk an der Berliner Straße

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Einfahrt zu den Städtischen Gaswerken / Monteure reparierten Gasherde, Kühlschränke und tauschten Zähler
Ursula Kranik teilte uns am Telefon mit: „Das ist die Einfahrt zum Gaswerk Forst, Berliner Straße 35, welches leider Anfang der 60er Jahre stillgelegt wurde, bis auf die Zählerwerkstatt, in der Zähler und Gasherde weiterhin überprüft wurden. Die Monteure der Zählerwerkstatt fuhren zu den Einwohnern und reinigten und überprüften die Herde und Zähler.
Die ‘Schwarze Jule’ hat uns bis zur Stilllegung Stein- und Braun-Kohle gebracht und Teer und Reinigermasse weggebracht. Wir waren nur vier Frauen, der große Teil der Kollegen waren Männer.
Ich habe dort im Labor des Gaswerkes von 1954 bis 1963 gearbeitet. Dort habe ich die Qualität des Gases und den Heizwert geprüft sowie die Kohle untersucht.
Aus dem Gaswerk ging ein Anlagenbau zur Montage von Gasleitungen hervor. 1964 bin ich in die Zählerwerkstatt und den Anlagenbau gegangen
Viola Schiemenz berichtet: „Im Jahr 1863 wurde das Forster Gaswerk aus städtischen Mitteln erbaut. Auf dem Foto ist der Ausstellungsraum und Laden zu sehen. Die Dörfer Eulo und Noßdorf waren schon vor 1920 an die Gasleitung angeschlossen. Zur besseren und gleichmäßigeren Druckverteilung wurde in damalige Zeit eine Ringleitung von 300 mm Durchmesser rund um die Stadt gelegt. Die damalige Länge des Gasnetzes betrug über 50 km.“
Dietmar Schonnop schreibt: „Es handelt sich um ein Foto der Einfahrt zu den ‘Städtischen Gaswerken’, Berliner Straße. Auf der linken Seite ist das Bürogebäude mit dem Sozialtrakt zu sehen und dahinter im Flachbau die ‘Werkstatt’. Rechts vom Tor hinter dem Baum befindet sich das Produktionsgebäude mit den Gasgeneratoren, der Schornstein und dahinter einer der Gasometer.
Die Gebäude links de Toreinfahrt stehen noch heute. Die Gebäude rechts und die Gasometer sind schon lange abgerissen. Dort stehen jetzt Wohnblocks, die wiederum vor dem Abriss stehen.
Als Kind besuchte ich oft den Onkel meiner Mutter, der in der Werkstatt als Schlosser arbeitete. Seinen Arbeitsplatz würde ich auch heute noch, 60 Jahre später, finden. Die Mitarbeiter der Gaswerke hatten nach dem 2. Weltkrieg das Privileg, in den Reststoffen Koks zu lesen. Weil Brennstoffe sehr rar waren, rückte die Familie mit Handwagen, Harken, Eimern, Zinkwannen u.ä. nach Arbeitsschluss auf den Betriebshof und suchte in der Schlacke nach Koks. Dieser wurde dann als Beimischung zur Braunkohle verheizt und erhöhte deren Heizwirkung.
In diesem Betrieb wurden in den ersten Jahren nach dem Krieg wohl auch Gasgeräte repariert. Ich erinnere mich daran, weil in der Wohnung meiner Eltern in den 50er Jahren ein Kühlschrank mit Gas betrieben wurde. Immer wenn er in seiner Leistung nachließ, kam der Onkel als Monteur und machte ihn wieder flott.“
Peter Muche berichtet: „Einen weiteren Zugang hatte das Gelände mit der Stadteisenbahn über die Leipziger Straße. Die Schienen sind auf dem Bild deutlich zu sehen. In der Mitte des Gebäudes, halb von Bäumen verdeckt, ist sehr gut die Kokerei zu erkennen mit dem aufgesetzten Dach.
Im Hintergrund ist der Schornstein der Anstalt zu sehen, dahinter der Gasometer, der noch lange stand und erste zur Wende abgerissen wurde.
Einmal hat unsere alte Gasuhr 1000 Kubikmeter Gasverbrauch zu viel angezeigt, da bekam ich einen Riesenschreck. In dem Verwaltungsgebäude im Vordergrund wurde die falsche Messung aber schnell geklärt. Das Gelände wurde vor etwa 40 Jahren nicht mehr benötigt, als das Stadtgas aus Schwarze Pumpe über eine Pipeline kam.
Ganz recht rechts im Bild steht der Schornstein des Sägewerkes Hohlfeld gewesen sein.