Vergeblich auf Vater gewartet.
Wolfgang Schenk schreibt folgendes: „Es handelt sich um den Sportplatz des Forster Bahnhofs in der Sorauer Straße mit der Einmündung der Bahnhofsstraße. Den Vorplatz zum Forster Bahnhof habe ich in einigen Stimmungen erlebt und in Erinnerung behalten. 1945 am 13. März, als wir aus dem Stadtteil Berge flüchten mussten, sonst hätte man uns Kinder von den Müttern getrennt. Hier standen damals viele Militärfahrzeuge, weil kein Treibstoff mehr vorhanden war. Viele Soldaten lagen betrunken auf dieser Fläche, die höheren Offiziere hatten sich abgesetzt und ihre Soldaten zurückgelassen. Am Wasserturm an den Straßenlaternen hatte man junge Soldaten wegen Feigheit vor dem Feind erhängt. Im Jahr 1947 sollten Soldaten aus russischer Gefangenschaft entlassen werden und nachmittags mit einem Zug in Forst ankommen. Wartende Ehefrauen mit ihren Kindern füllten diesen Vorplatz. Das Warten war jedoch umsonst, denn der Zug wurde von den Polen in Katowitz angehalten. Die Gefangenen mussten aussteigen und noch ein weiteres Jahr in polnischer Gefangenschaft im Kohlebergbau arbeiten. Erst im Jahr 1949 trafen sie dann endlich in Deutschland ein. Mein Vater war auch unter ihnen. Im Sommer des gleichen Jahres fuhr eine Gruppe unterernährter Kinder ( ich war auch dabei) nach Sellin auf Rügen an der Ostsee zur Genesungskur. Die Volkssolidarität Forst die in diesem Monat ihren 72. Geburtstag feiert, hatte es möglich gemacht. Da war ich zwölf Jahre. Es waren wundervolle Wochen am Strand in der Umgebung. Ab 1955 fuhr ich dann per Bahn von Forst nach Cottbus und durfte den Cottbuser Tierpark mit aufbauen, eine Tätigkeit, die ich mit großer Freude und ganzer Kraft ausübte. 1954 noch als freiwilliger Aufbauhelfer und ab Juni 1955 als Tierpfleger, später als Obertierpfleger. Weil wir in Cottbus leider keine Wohnung bekamen, mussten meine Frau und ich unseren Beruf aufgeben, als unser zweites Kind geboren wurde.“
Wolfgang Marlow merkt an: „Wie man erkennen kann, sind viele Jugendliche und Kinder mit ihren Eltern vor dem Bahnhof. Ich vermute, es ist der Sammelpunkt für die Abfahrt in ein Pionier- oder Ferienlager. Dies erfolgte mit der Bahn oder mit dem Bus zu dem Zielort. Links im Bild ist der HO-Laden ‘Unter den Kolonnaden’. Dieser hatte auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Der Eingang befand sich in der Cyrankiewicz-Straße (war ein polnischer Politiker). Der Eingang der Transportpolizei befand sich ebenfalls in den Kolonnaden, wo heute der Döner verkauft wird. Rechte Seite vom Bild, nicht zu sehen, war der Eingang zu den Bahnsteigen.“Heinz Lüdecke schreibt: „Also das Foto zeigt den Bahnhofsvorplatz zu DDR-Zeiten. Ich glaube, es ist so um die 1950er- oder 1960er-Jahre. Zu sehen sind die Toiletten,die Reklame des Früh-und Spätverkaufs unter den Kolonnaden, die es heute noch gibt. Da kann man, damals wie heute, ob Getränke oder Nahrungsmittel, auch zu Zeiten einkaufen, wenn kein Supermarkt geöffnet hat. Oder zeitig früh,wenn der Zug fährt und man noch nicht gefrühstückt hat! Rechts davon, nicht im Bild zu sehen, war die Mitropa. Es gab dort Speisen und Getränke, die zu DDR-Zeiten recht annehmbar waren. Aber nun zu meinem Erlebnis. Jeder kennt noch die ‘Wanne’, in der der ‘Fahrkartenknipser’ stand, wenn man den Bahnsteig betreten wollte. Die Fahrkarte, klein mit dem Ziel bedruckt, wurde mit einer Zange entwertet mit einem Loch. Nun aber zu dem Erlebnis,was eben zu diesem Bild und der Zeit passt. Ich war noch ein Kind und kam mit meinem Vater wohl aus Cottbus. Wir betraten den Eingang des Bahnhofes, zeigten unsere Karten dem ‘Fahrkartenknipser’ in der ‘Wanne’ vor, und er sagte: ‘Nicht drängeln’. Mein Vater sagte: ‘Wir sind doch nur zwei!’ Der Beamte aber antwortete: ‘Macht nichts, ist Vorschrift!’ Hab das nie vergessen, denke das passt zum Bild und der Zeit.
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