Guben auf einer Ansichtskarte aus der deutschen Kaiserzeit

Guben
Wir sind wieder in Guben unterwegs.

Das schöne Motiv aus der Neißestadt hat vielen gefallen. Die Silhouette der Klosterstadt westlich der Neiße ist nicht nur den Gub’nern, sondern allen, die gern in der Niederlausitz unterwegs sind, wohlvertraut. Die Notizen dazu sind verschieden. Sabine Mischok aus Cottbus hat wieder gereimt geantwortet: „In Guben diesen Anblick jeder kennt, / weil das Areal sich Klostervorstadt nennt. / Neben der Kirche steht das Amtsgericht, / wo Justitia ihre ernsten Worte spricht. / Vom Theater könnte der Blick her sein. / Man sieht die Neißebrücke noch ganz klein.“ Sachlich ist das fast alles richtig, und vom Versmaß her auch nicht schlecht; danke für die Poesie.
Gert Richter aus Alt-Deulowitz weiß Interessantes in Prosa zu erzählen und hat präzise Fakten zur Hand: „Oben halbrechts erkennt man den Turm und das Schiff der Klosterkirche. Eine Kirche wurde bereits kurz nach der Einweihung des Klosters 1162 vom Meißener Bischof Martin erwähnt; sie wurde auf einem slawischen Gräberfeld erbaut. Der erste Wiederaufbau erfolgte nach der Zerstörung durch die Hussiten 1429. Mit der Aufhebung des Klosters 1573 diente das Gotteshaus den umliegenden 13 Dörfern Groß Bösitz, Döbern, Plesse, Gubinchen, Schenkendöbern, Wilschwitz, Reichenbach, Mückenberg, Germersdorf, Groß und Klein Drenzig, Wallwitz, Saude, Vorwerke Schöneiche, Sprucke und Bethanie sowie der Klostermühle. Die Gottesdienste wurden bis 1690 in wendisch gehalten. Sonntags wurde einmal gepredigt und getraut; die Taufen fanden bis 1736 in der Stadtkirche statt. Wegen Baufälligkeit wurde eine neue, dritte Kirche vom Frankfurter Baurat Emil Flaminius, wieder im neugotischen Stil, errichtet und 1862 eingeweiht. Zuvor wurden mit der alten Kirche die restlichen Klostergebäude abgerissen. Grundsteinlegung war am 20. Juni 1860. Sie kostete 27.150 Taler; 10.000 musste die Gemeinde aufbringen; den Rest das Patronat. Da billig gebaut werden musste, wurden zwei Bochumer Guss-Stahlglocken für 200 Taler gekauft. 1914 erhielt die Kirche elektrische Beleuchtung, 1915 eine Dampfheizung, die ab 1983 mit Ferndampf vom CFG gespeist wurde. Die Kirche wurde zwar mit Zifferblättern gebaut – die blieben aber 120 Jahre ohne Zeiger. Eine dreiseitige Uhr war vorgesehen, aber erst 1980 wurde eine bereits gebrauchte eingebaut. Diese stammte von der Kirche aus Groß Lieskow, die wegen des Tagebaus Cottbus-Nord abgerissen werden musste. Die mechanische Turmuhr hat ein 8-Tage-Geh- und Schlagwerk und schlägt halb-, viertel- und stündlich. Bis 1945 wurde die Kirche nur von der Landbevölkerung genutzt. Die Orgel wurde in den 1950er Jahren von der Firma Schuke gebaut, die Glasfenster 1998/99 eingesetzt. Das Pfarrhaus stammt aus dem Jahr 1847. Nach 1945 wurde die schwer beschädigte Kirche mit Turm ausgebessert; Ende der 1980er Jahre musste der Zugang wegen herunterfallender Gesteinsbrocken überdacht werden. Bei der Sanierung 1990 wurden der Hauptturm und die vier Seitentürmchen instandgesetzt und mit Kupferblech eingedeckt. Die Hauptkugel und die vier kleinen Turmkugeln wurden von Frau Dorothea Cavael, geb. Schemel (Tuchfabrikant), gestiftet.“

Meinhard Schulze konnte uns mit seinem Hobby hilfreich sein. Das Rätselbild war Motiv einer Ansichtskarte, die es offenbar in schwarz-weiß und auch (wie damals üblich) handkoloriert gab. Seine Karte aus Sammlerhand reiste im Jahre 1919, trug handschriftliche Grüße von Guben nach Berlin. So können wir davon ausgehen, dass die Aufnahme vor dem I. Weltkrieg an den Markt kam.
Meinhard Schulze konnte uns mit seinem Hobby hilfreich sein. Das Rätselbild war Motiv einer Ansichtskarte, die es offenbar in schwarz-weiß und auch (wie damals üblich) handkoloriert gab. Seine Karte aus Sammlerhand reiste im Jahre 1919, trug handschriftliche Grüße von Guben nach Berlin. So können wir davon ausgehen, dass die Aufnahme vor dem I. Weltkrieg an den Markt kam.

Reinhard Semt mailt: „Das Foto zeigt in der rechten unteren Ecke das Denkmal auf der Südspitze der Theaterinsel. Ein aktuelles Bild des einer Muse aus dem Umfeld von J. W. v. Goethe gewidmeten Denkmals ließ sich auf die Schnelle nicht finden. Wahrscheinlich schämt man sich sowohl auf polnischer Seite, wo es jetzt steht, als auch in Guben des arg ramponierten Zustandes.“ S.Sachse mailt ebenfalls und teilt mit: „Es ist noch gar nicht lange her, dass in dieser Gubener Klosterkirche eine große Handwerkergemeinde Abschied vom langjährigen Präsidenten der Handwerkskammer und nicht nur in Guben beliebten Bäckermeisters Peter Dreißig nahm. Eine schöne Aufnahme, die mich daher bewegt hat.“
Meinhard Schulze aus Cottbus schreibt: „Bei der Postkarte handelt es sich um eine Aufnahme von Guben. Die Postkarte ist vor 1919 erschienen. Ich habe sie bei einem Online-Händler gefunden. Der Poststempel auf der Rückseite ist von 1919. Ich schicke im Anhang ein Screenshot dieser Karte.“
Auch für Bernd Hunger aus Guben war klar: „Das ist Guben – ein Blick vom östlichen Neißeufer zur Neißebrücke.“
Etwas ausführlicher erklärt Jens Pumpa aus Cottbus die abgebildete Situation: „Rechts unten ist die Theaterinsel von Guben, heute Gubin, abgebildet. Im hinteren Teil des Bildes sind die Klosterkirche und das ehemalige Zentralhotel und Café Schönberger, gleich an der Neißebrücke, zu erkennen. Diese genannte Brücke ersetzte seit 1922 die früher vorhandene Holzbrücke. Sie wurde 1945 gesprengt und wieder aufgebaut. Die Theaterinsel gehörte bis 1945 zu Guben, anschließend bis 1989 zu Gubin. Erst durch das Schengener Abkommen 1990 konnte die Insel wieder von beiden Städten, durch eine zusätzliche Holzbrücke betreten werden. Ab 2010 erfolgte mit EU-Mitteln die Sanierung der Insel zu einem kulturellen Anziehungspunkt.“
Swenja Lohse mailt uns: „ Gern beschäftige ich mich mit der so besonderen Stadt Guben, weil meine Eltern aus der Nähe kommen. Sie haben nach 1990 ihre Heimat verlassen müssen, weil da keine gute Zukunft (in der Landwirtschaft) abzusehen war. Jetzt reise ich mit meinem Mann und den kleinen Kindern gelegentlich nach Guben, Cottbus oder in den Spreewald. Den Märkischen Boten lesen wir im Internet, vor allem die ‘Damals’-Beiträge. Ich denke, das Bild müsste schon sehr viel früher von der damaligen Katholischen Kirche aus fotografiert worden sein. Die Neiße führt hier sehr viel Wasser, die Gebäude an der Klosterstraße und die Klosterkirche sind gut auszumachen und auch der Vorplatz des Gubener Stadttheaters, dessen Ensemble noch nach 1945 gespielt haben soll, ist gut zu erkennen. Ich bin gespannt, was Ihre Leser dazu wissen… Die oft sehr persönlich gefassten Zuschriften finden wir meist sehr interessant.“

Dagmar Langhammer aus Guben schreibt: „Wie viele lese auch ich gerne immer wieder vieles aus und in Ihrem Blättchen, natürlich auch ‘Damals war`s’. Dieses Mal handelte es sich um Guben. Gleich habe ich das erkannt, am Fluss (natürlich), an der Neißebrücke mit rechts davon dem ehemaligen ‘Centralhotel’ mit ‘Cafe Schöneberger’, weiter dann am noch heutigen Gerichtsgebäude und der Klosterkirche dahinter. Vieles andere wäre auch noch zu nennen.“
S. Menzel, ebenfalls aus Guben, meint: „Wir sind in der Crossener Vorstadt der Hut- und Tuchmacherstadt an der Neiße, Guben. Ein wunderschöner Gubener Blick! Links der Lindengraben mit Wohn- und Geschäftshäusern, davor die Schützenhaus-Brücke zur Schützenhaus-Insel sowie das Corona-Schröter-Denkmal. Auch zu sehen östlich unserer Neiße das Märkische Elektrizitäts-Kraftwerk für Guben. Der Blick in die Kloster-Vorstadt über die Gubener Neiße in Richtung Große Neiße Brücke mit der Alten Poststraße, Central-Hotel mit Cafe-Schöneberger, die evangelische Klosterkirche in der Kirchstraße, Amts- sowie Landgericht – Alte Poststraße. Am Horizont des ‘Alten Fotos’ die Schornsteine der alten, weit bekannten Gubener Hutfabrik/ BGH-Abtlg. Berthold Lissner in der Winkelstraße Nr. 2-5 schön zu sehen.“
Arno Schulz aus Guben hat genaue Angaben: „Es ist der Blick von der Ostseite Gubens, heute Gubin, zur Westseite über Teile der Theaterinsel mit dem am 20. Mai 1905 eingeweihten Corona-Schröter-Denkmal. Rechts das große Gebäude ist das 1879 erbaute Amtsgericht, teilweise durch den Baum verdeckt. Die kleineren Häuserzeilen am Neißeufer wurden nach der Wende abgerissen und in die Gestaltung der Neißeterrassen einbezogen. Im Hintergrund ist die 1862 erbaute Klosterkirche. Weiter links das große Gebäude war das einstige Zentral-Hotel und Cafe Schöneberger, heute Polizeirevier. Die Neißebrücken und die Bauten auf dem Bild links, bis auf das E-Werk, wurden im Krieg zerstört. Unklar sind mir die beiden Fabrikschornsteine im Hintergrund. Den einen würde ich der Berlin-Gubener Hutfabrik, Werk Lissner, zuordnen. Den zweiten vermute ich bei der Rüstungsfabrik von Rheinmetall Borsig, die erst in den Jahren 1939/40 errichtet, nach 1945 demontiert und dann gesprengt wurde. Auf dem Gelände wurde dann das Chemiefaserwerk errichtet.“
Manfred Gnida aus Spremberg meint: „Es gibt zahlreiche Postkarten dieser heute zweigeteilten Stadt, aber diese Aufnahme ist schon sehr interessant und nicht oft zu sehen.
Sie zeigt den Blick auf beide Neißeufer mit Schützen- oder Theaterinsel vom Lindgraben um 1910. Der Lindgraben begann an der Crossener Brücke, Königsstraße, wo er an der großen Neißebrücke an der Klosterstraße endete. Markant im Bild ist die im neugotischen Stil 1862 eingeweihte Klosterkirche. Im Bild nicht mehr ersichtlich ist das 1874 eröffnete Stadttheater. Dort wurde zu Ehren der 1751 in Guben geborenen Sopranistin, Schauspielerin, Komponistin und Verehrerin Goethes, Corona Schröter, 1905 ein Denkmal eingeweiht Das Denkmal von Prof Karl Donndorf aus Stuttgart zog bei seiner Einweihung ein extra aus Weimar angereistes Denkmalkomitee an und es war ein besonders großes Ereignis. Eine Bronzebüste befand sich auf dem oberen Teil, wo auch der Name und ein Kranz vorhanden waren. Gedenkworte Goethes waren am unteren Quader zu lesen, wie: ‘Es gönnten ihr die Musen jede Gunst. Und Natur erschuf in ihr die Kunst.’ Leider wurde dieses Denkmal 1945 durch Kriegseinwirkungen zerstört.”

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