Guben: Aus Stein gegen Hochwasser gerüstet

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Jungfernbrücke mit Stadttheater, um 192

Jungfernbrücke wurde auf der Original-Ansichtskarte falsch bezeichnet
Der Aufdruck auf der Karte unseres letzten Rätselbildes zeigt den Schriftzug „Guben – Stadttheater und neue Schützenhausbrücke“. Schon damals wurden selbst auf Postkarten Fehler gedruckt. Wolfgang Donat hat wie alle anderen Rätselfreunde den richtigen Brückennamen angegeben: „Bei dem Gebäude handelt es sich um den Ostflügel des Stadttheaters auf der Schützenhausinsel. Bei der vordergründigen Brücke handelt es sich um die Jungfernbrücke. Sie überspannt die Lubst kurz vor der Einmündung in die Neiße und verbindet den Lindengraben mit der Grünen Wiese.“
Reinhold Kölling erzählt am Telefon: „Im höheren Teil des Theaterbaus befand sich ein Tanzsaal und im Keller ein Restaurant, das häufig gut besucht war. Ich bin Jahrgang 1921, meine Jungendzeit liegt sehr lange zurück. Aber ich kann mich erinnern, dass wir kurz vor dem Krieg dort häufig nach einer Tour durch die Gubiner Berge eingekehrt sind. Der Saal in diesem Gebäude war ein sehr beliebter Ort zum Tanzen. Es war sehr nett. Erinnern kann ich mich auch an ‘Adis Jungs’, ein Orchester bzw. eine Big Band aus dem Regiment hat dort oft gespielt.

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Die letzte hölzerne Variante der Jungfernbrücke über die Lubst am Zusammenfluss mit der Neiße. Diese Ansichtskarte wurde am 2. November 1903 versendet. Nach der Zerstörung der Brücke durch das Hochwasser von 1906 wurde sie aus Stein errichtet | Foto: Werner Koschack

Vor dem Theater stand eine Säule mit der Büste von Corona Schröter. Leider ist sie nicht mehr vorhanden.“
Werner Koschack fand heraus: „Das Stadttheater war 1874 auf der Schützenhausinsel erbaut worden. Davor die Jungfernbrücke wurde 1907 eingeweiht. Sie trug nicht nur zur Sicherheit und Verkehrsverbesserung bei, sondern war auch eine Verschönerung des Stadtbildes. Kostenpunkt damals: 47?220 Mark (laut Karl Gander). Die Brücke überspann die Lubst und verband den Lindengraben mit der Grünen Wiese, Abzwei rechts ist die Haagstraße. Die Lubst fließt hinter der Brücke in die Neiße.
Von der Kahnbaustelle bis zur Jungfernbrücke diente die Lubst der Gubener Handelsschiffahrt. Vor der Brücke befand sich der Hafen. Bis 1880 haben dort noch größere Kähne überwintert. Im Buch ‘Geschichte der Stadt Guben’ von Karl Gander steht: ‘Das Hochwasser von 1845 – Die Lubst wütete kaum minder schlimm wie die Neiße. Sie warf die Brücke nach Schöneich zur Seite, riss den Steg, der von der Promenade zur Hundsgasse führte mit fort, gegen Abend stürzte das Untermauerwerk mit und warfen es nebst einem Kahne gegen die Jungfernbrücke (erst 1834 neu gebaut), die dadurch ebenfalls mit fortschwamm. So war durch die Zerstörung von vier Lubstbrücken die innere Stadt vom Osterberge und dem Haage abgeschnitten.’ Somit musste wieder eine hölzerne Brücke gebaut werden, die bis 1906 stand hielt. Ich selbst besitze eine Ansichtkarte von dieser Holzbrü-cke (Foto). Die massive Jungfernbrücke von 1907 hielt bis 1945, dann wurde sie von der deutschen Wehrmacht gesprengt. In den Nachkriegsjahren wurde sie von polnischer Seite wieder aufgebaut, aber anders.“
Otto Schulze merkt an: „Rechts auf der Insel befand sich ein Musikpavillon, dort wurde musiziert, um die Kaffeegäste zu unterhalten. Man konnte bei schönem Wetter im Sommer draußen sitzen, die Musiker saßen im Pavillon immer im Tro-ckenen. Versorgt wurden die Sommergartengäste vom Restaurant aus. Es war sehr sehr hübsch. Auch konnte man auf der Insel, wie es heute wieder angelegt ist, spazieren gehen.“

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Przemyslaw Tokarek sandte in seiner Mail auch dieses Foto aus dem Jahre 2010 ein, wo die erhaltenen Seiten der ersten steinernen Jungfernbrücke zu sehen sind. Vielen Dank!

Przemyslaw Tokarek mailt aus Gubin: „Das kolorierte Foto zeigt die Jungfernbrücke. Heute nennt sie sich ‘Most Dziewicy’. Sie ist sehr wichtig für die Gubiner, denn sie verbindet die Roosevelt-Straße (links, früher Lindengraben) und Straße Piastowska (rechts, Grüne Wiese). Sie können über die Brücke zu Schulen, Banken und zur Stadtverwaltung gelangen. Im Jahre 1843 wurde die Jungfernbrücke mit einem Kostenaufwand von 386 Talern neugebaut und erheblich verbreitert. Später wurde die Konstruktion aus Holz auf Beton geändert, die 47?220 Mark kostete. Die Brücke ist in diesem Zustand bis heute nicht erhalten geblieben. Einzig links und rechts die Umzäunung mit Gitter sind erhalten. Dort befindet sich die Treppe zur Lubst.“
Vielen Dank allen Rätselfreunden für die Zuschriften.