Diesmal gab es eine große Resonanz auf das „Damals-war’s“-Bild aus dem alten Guben.
Annett Lücht berichtete: „Beim „Damals war´s – Bild“ handelt es sich um das Wohnhaus des Tuchfabrikanten Max Wilke in der Bahnhofstr.aße 45 (jetzt Berliner Straße). Im Hintergrund ist dessen Hutfabrik zu erkennen.
Max Wilke war ein ausgesprochen wohlhabender Mann und gehörte damals zu den wenigen Reichsmark-Millionären. Sein Großvater Carl Gottlob Wilke (1796-1875), der Begründer der Firma, erfand um 1850 eine Methode zur Herstellung eines wasserfesten Filzhutes aus Schaffswolle. Im Jahr 1859 übergab er die Geschäftsleitung an seinen zweitältesten Sohn Friedrich Wilke (1829-1908) und damit begann auch der eigentliche wirtschaftliche Aufschwung der Firma Wilke.
1864 zog die Firma aus Platzgründen von der Königsstraße in die Gasstraße um. Zur gleichen Zeit ließ sich Friedrich Wilke in unmittelbarer Nähe der Firma eine Villa im historischen Stil errichten, die hautsächlich Gesellschaftszwecken diente, da die Familie Wilke zu den Angesehensten der Stadt Guben gehörte.
Danach überließ er diese seinem Sohn, Max Wilke, als Grundstock eines eigenen Hausstandes und so kam es, dass der gegebene Bau den modernen Ansprüchen nicht mehr genügte. Der Umbau des Hauses erfolgte in den Jahren 1900 bis 1902. Beauftragt wurden die Architekten Spalding und Grenander aus Berlin. Die Baukosten betrugen ca. 300 000 Mark.
Aufgabe der Architekten war es nun Neu- und Altbau miteinander zu kombinieren. Ausschließlich ein kleines schmuckes Pförtnerhaus kam vorn an die Straße. Und erst nach Durchschreiten des Tores kam man durch den langgestreckten Garten auf das Haupthaus zu.
Wie das Hauptgebäude sind auch die Fronten des Pförtnerhauses aus rotem Backstein und die Dachflächen mit Schiefer gedeckt. Die Vorderseite, welche auf dem Foto zu sehen ist, verdeckt völlig den alten Bau. Dem Eintretenden bietet sich ein wirkungsvoller Durchblick in der 33 m langen Hauptachse von dem vornehmenden Flur durch vier Korbbogenöffnungen in die Halle und weiter in den durch kunstvollen Holzbogeneinbau abgegrenzten Empfangsraum und auf dessen blauverglaste Fenster.
Über dem Empfangsraum öffnet sich eine Nische, in der ein Harmonium für gelegentliche Musikaufführungen Platz gefunden hat.“
Horst Neumann hat ganz persönliche Erinnerungen an das Gebäude: „Von 1936-1945 (Kriegsende) haben wir in dieser Villa gewohnt. Mein Vater war in der Fabrik als Fahrer tätig und da er erreichbar sein musste, wurde uns die Wohnung im Obergeschoss angeboten. Zu der Wohnung gehörte ein Dachgarten (begrüntes Dach). Die Villa bewohnte im 1. Stock die Familie Ladeburg, Inhaberin des großen Modehauses. Im Haus hatte noch eine Schneiderin, Frau Lehmann, ihr Domizil. Im vorderen Haus wohnte oben der Gärtner Petke. Die untere Wohnung wurde von der Familie Stronczek genutzt. Am 28.2.1945 haben wir Guben verlassen und zwei Tage später ist die Villa und damit unser schönes Zuhause ausgebrannt.“
Bärbel Kossack wusste ebenfalls Bescheid: „Die Entwicklung des Wollhutes war das alleinige Werk von Carl Gottlob Wilke. Er war der alleinige Erfinder der deutschen Wollhut-Fabrikation.“
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