Guben: In Gummistiefeln Kraut gestampft

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Betriebsgebäude in der Uferstraße mit Sparkasse, Hutfabrik und Verwaltung, 1950

Heutiges Plastinarium beherbergte eine Vielzahl an Nutzern
Das markante Gebäude war schnell erraten. Bärbel Böhme schreibt: „Bis zur Hälfte war es die Berliner Gubener Hutfabrik AG, vormals Apelius Cohn, später Sitz des Kreises sowie der Stadtverwaltung Guben, Uferstraße 20-28. Es war aber auch die Tuchfabrik Lehmann und Richter, später Werk IV des VEB Gubener Wolle mit Hofbefestigung und Villa mit Einfriedung Alte Poststraße 23-26. Im Jahre 1890 gründeten die Unternehmer Otto Lehmann und Albert Richter die Tuchfabrik. Nach 1945 wurde das Gelände für vieles genutzt. Zu
ebener Erde zogen ein Teil der Hutfabrik, die Sparkasse, später ein Möbelgeschäft und ‘Kultur im Heim’ ein. In der ersten und zweiten Etage zogen FDJ, die Pioniere, die GST, die CDU, das GHG und viele andere ein. Der Rat der Stadt und des Kreises sowie im obersten Stock die Handschuhfabrik. Es gab sogar einen Konsum, wo die Leute einkaufen konnten.“
Bärbel Koschack erinnert sich: „Das Bild zeigt eine Ansicht aus den 1950er-Jahren, denn der Zaun wurde später weggenommen. Ich habe genau gegenüber gewohnt. Es war das Gebäude der Berlin Gubener Hutfabrik, erbaut 1888 bis 1906. Offiziell begann die Berlin Gubener Hutfabrik GmbH am 1.Januar 1907, es  war der Stammbetrieb. Ab ca. 1947/48 war in diesem Gebäude die Gubener Stadtverwaltung untergebracht. Außerdem der Kreistag, das Standesamt, eine Lederhandschuhfabrik, eine Kinder- und eine Erwachsenenbibliothek. Weiter die Sparkasse, der Möbel-Konsum, ein
Farbenlager für private Malerfirmen, die Möbel-HO. Außerdem war hier der Max Stange Tapeziermeister zu finden und der VEB Rohleitungsbau, der später nach Forst ging und in den Räumen Teile von KIB untergebracht wurden. Dann gab es ein Bekleidungswerk, die Station junger Techniker, die GST mit ihren Motorrädern und das Wehrkreiskommando. Es gab einen sehr großen Saal, wo in den 50er-Jahren sogar Boxveranstaltungen stattfanden. Und es gab eine Sauerkrautstampferei, wo die Frauen in riesigen Bottichen mit Gummistiefeln das Kraut stampften. Den Anblick werde ich nie vergessen. Links auf dem Foto ist das Hauptportal der ehemaligen BGH und der spätere Eingang zur Stadtverwaltung zu erkennen. Hier gab es übrigens auch eine Betriebskonsumverkaufsstelle für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung.“
Walter Bräuer ergänzt: „Hier war auch die staatliche Tierarztpraxis untergebracht, mit Frau Schwarz hatten wir noch Hundezwinger für Fundtiere aufgebaut. Außerdem arbeitete hier Tischlermeister Walloscheck. Und der Forster Heizungsbau hatte hier eine Zweigstelle für Etagenheizungen.“
Mirko Wende erinnert sich: „In diesem Komplex hatten wir unseren PA-Unterricht (Praktische Arbeit). Wir haben unter Anleitung B1000 repariert (oder versucht). Unser Lehrer war sehr kameradschaftlich und ließ uns nach geglückter Reparatur während der Probefahrt auf einem geschützten Gelände mal eine Runde mit dem B1000 fahren. Das war für uns Steppkes sehr aufregend. Erinnern kann ich mich auch noch an die Ferienarbeit. In diesem Komplex befand sich zu DDR-Zeiten auch eine Polsterwerkstatt. Wir Schüler halfen hier beim Versand und später auch beim Zusammenbauen von Polstergarni-
turen. Mit Luftdruck-Tackern habe ich ausgeschnittene Pappen auf Holzrahmen genagelt, die später als ‘Knochen’ der Armlehnen dienten.“
Vielen Dank allen Einsendern. Ein historisches Bild gewinnt Bärbel Böhme.
Herzlichen Glückwunsch!