Geboren ist er 1873 als Sohn eines Lehrers in Schorbus, wo an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel zu finden ist, aber für die Niederlausitz gewirkt hat er vor allem in Dissen, wo ein Denkmal an ihn erinnert: Gotthold Schwela (wendisch: Bogumil Swjela), eine der markantesten sorbisch/wendischen Persönlichkeiten im 20. Jahrhundert. Wie andere Ideenträger der Domowina (Bund Lausitzer Sorben) wurde er im Dritten Reich aus der Region seiner Wurzeln vertrieben. Er lebte in Thüringen, hatte aber immer die wendische Heimat im Herzen, und als er 1948 endlich nach hier zurückkehren wollte, starb er im 75. Lebensjahr im Zug. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Nordfriedhof in Cottbus.
Schwela besuchte das Cottbuser Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (heute Erich-Kästner-Grundschule in der Puschkinpromenade) und studierte dann in Berlin Theologie und Slawistik. Nach kurzem Militärdienst wurde er 1903 bis 1908 Hilfspfarrer an der Cottbuser Klosterkirche. Seine erste Pfarrstelle bekam er in Nochten, ehe er von 1913 bis 1941 Pfarrer in Dissen wurde. 1912 war er in Hoyerswerda einer der Begründer der Domowina. Er hat diesen Namen, eine poetische Form für „Heimat“, vorgeschlagen und war lange Zeit stellvertretender Vorsitzender des Bundes, dem aktuell etwa 7 500 Mitglieder angehören.
Unvergänglich sind Schwelas Verdienste um die wendische Sprache. 1908 erschien in Heidelberg seine Grammatik der wendischen Sprache, 1911 folgte dazu in Cottbus ein Übungsbuch. 1929 publizierte er über „Das Wendentum in der Niederlausitz und im Spreewald“, und 1953 erschien sein „Deutsch-Niedersorbisches Taschenwörterbuch“. Sprachwissenschaftlich bemerkenswert bleibt seine vergleichende Grammatik der beiden sorbisch/wendischen Sprachen, die er 1926 vorlegte.
Überliefert sind von Schwela auch Aufzeichnungen über volkstümlich deutsche und wendische Gewässer-, Straßen- und Flurnamen, die er aus Gesprächen in Dissen, Drehnow, Döbbrick, Sielow oder auch Cottbus aufzeichnete. Manches daraus hat sich erhalten, wie „Sprem“ für Spremberger Straße, „Mutter Schulzen ihr Loch“ für ein Gastwirtschaft an der Lindenpforte, „Schmale Ritze“ für das Rathausgässchen oder „Poln’sche Schenke“ für die „Bäckerbörse“ an der Oberkirche. H.
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