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Der Cottbuser Richard Kehrl: Manager der Kriegs-Wirtschaft

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 22. April 2022

Tuchfabrik Rudolf Kehrl

Tuchfabrik Rudolf Kehrl, ein Werbebild im Jahr 1935.

Nachruhm ist ihm nicht zugedacht, doch seine Familie und er selbst sind einzuordnen in die Cottbuser, Niederlausitzer und nationaldeutsche Wirtschaftsgeschichte. Am 26. April vor 38 Jahren (Dienstag, 26.04.1984) starb Hans Kehrl, Sohn von Richard Kehrl und Neffe von Gustav Kehrl, die in der Cottbuser Parzellenstraße eines der bedeutendsten Cottbuser Textilunternehmen, Hersteller feinster Streichgarn-Anzugstoffe, betrieben. Ihr Vater hatte die Fabrik 1861 in Brandenburg gegründet. Sie übernahmen 1903. 1913 brach ein Großfeuer aus. Kehrls gingen nach Cottbus, setzten ihre Fabrikation in Mietträumen fort und ab 1914 in eigener hochmoderner Spinnerei, Weberei und Appretur.

Hans Kehrl

Hans Kehrl (1942), Cottbuser IHK-Präsident, später Stabschef bei Albert Speer.

Richards Sohn Hans (Jg. 1900) wurde die beste Ausbildung zuteil: nach dem Gymnasium in Cottbus Volontariat in der Fabrik, dann Studium in Reutlingen und Aachen und 1922-24 USA-Praktika. 1926 wurde er Teilhaber der Tuchfabrik.
Ab 1933 verlief die Karriere des bis dahin Nationalliberalen steil. Er wurde am 1. Mai NSDAP-Mitglied und noch im gleichen Monat (bis 1935) Präsident der IHK Niederlausitz in Cottbus. Schon 1934 war er Vertrauter Wilhelm Kepplers als Wirtschaftsbeauftragter Hitlers mit dem Projekt, das Reich durch textile Ersatzstoffe unabhängig von Importen zu machen. Später bewährte sich Kehrl in verschiedenen Sonderaufgaben, gehörte zum Freundeskreis Reichsführer SS, war schließlich SS-Oberführer beim Stab des SS-Hauptamtes, wo er 1939 die Reichskleiderkarten einführte, von deren Bezug Juden ab 1940 ausgeschlossen blieben. Kehrl wurde Verwaltungschef der Ostfasergesellschaft, die in besetzten Gebieten in 300 Betrieben mit 30 000 Beschäftigten überwiegend für die Wehrmacht produzierten. Ab 1942 war er Leiter der Hauptabteilung Industrie und inszenierte Lenkungsverbände der Wirtschaft. Über eine Chefstelle im Planungsamt kam der Cottbuser Ritterkreuzträger (Verdienstkreuz mit Schwertern) schließlich direkt ins Rüstungsministerium als Stabschef bei Albert Speer, verantwortlich u.a. für Vermögenstransaktionen im Rahmen nationalsozialistischer Umsiedlungspolitik.
Nach Kriegsende geriet Kehrl in ein Internierungslager in Heilbronn. 1948 gehörte er zu den Angeklagten des Wilhelmstraßen-Prozesses, Fall 11 der Nürnberger Prozesse. Ihm wurden neben der SS-Mitgliedschaft Plünderungen besetzter Gebiete vorgeworfen. Die Verteidigung widersprach der Anklage, doch wurde Kehrl zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Wie 20 andere Reichsminister wurde er bereits am 3. Februar 1951 begnadigt und konnte das Kriegsverbrechergefängnis als freier Mann verlassen. Er wurde Wirtschaftsberater, stand politisch der SPD nahe und publizierte 1973 seine Memoiren.

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