Spremberg: Einst eine Schule

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Hier hatte ein Ratefreund einst Kinofilme geguckt. Doch wer ging hier zur Schule?

Baracke in Trattendorf ist auf dem Foto zu sehen / Schülerin und Lehrerin haben sich gemeldet
Herr Schimank schreibt, dass das Gebäude eine Baracke auf dem Trattendorfer Friedhof gewesen ist. Er erinnert sich, dass er dort als Kind mit seinen Freunden Kino geschaut hat. Später wurde die Baracke zum SED-Versammlungsraum und danach zum Getreidelager. Nach der Wende ist die Baracke abgerissen worden. Der Rätselfotoeinsender hatte zu diesem Foto noch einen anderen Hinweis gegeben. Nach Gerhard Lorenz soll die Baracke bis zum Jahr 1950 auch als Schule genutzt worden sein.
Lehrerin Hiltraud Piltz (heute 85 Jahre alt) hat ihre alte Schule wiedererkannt: „Am 19. April 1945 ist die Trattendorfer Schule nach Beschuss abgebrannt. Mein Schwiegervater war Rektor und hat bis zum 31.9. 1945 auf der Veranda von Fritz Dubiel unterrichtet. Ab 1.10. 1945 fand der Unterricht in der Baracke statt, die vom Gefangenenlager des Kraftwerksgeländes stammt. Am 22. Juli habe ich in der Schule als Lehrerin begonnen. Es gab noch eine kleine Baracke, die als Kindergarten von Gertrud Hentschel betreut wurde. Die Baracke war furchtbar. Im Sommer schwitzten und im Winter froren wir. In der Mitte des Klassenraums war ein eisernes Öfchen. Anna Kossack holte früh um fünf Uhr die heiße Glut vom Wiesenweg und feuerte den Ofen. Die Schüler haben im Winter auf den Tischen gesessen und stellten die Beine auf den Bänken ab, so wehte unten der kalte Wind durch. Wilhelm Jockwigund Erika Fitzke waren hier Lehrer“.
Dora Frenzel (heute 80 Jahre alt) war damals Schülerin: „Ich war 1946 in der Schule und verließ sie mit dem Abschluss der 6. Klasse. Altersmäßig hätte ich in der 8. Klasse sein müssen. Unsere Trattendorfer Schule war ein Flüchtlingslager und wir als Schüler haben Flüchtlinge betreut. Die Russen haben dann eine Fahne entdeckt und die Schule abgebrannt. So kam ich 14 Tage nach Slamen und dann in die Baracke auf dem Schulgelände gegenüber dem Friedhof. Wir haben auf Zeitungsrändern geschrieben, da es kein Papier gab. Später wurde ich in Trattendorf Lehrerin.“
Helga Wiesner weiß: „Die rechte Seite der Baracke wurde als Landkino genutzt. Freitag war Kinotag. Ach, wie war das aufregend! In der Baracke fand auch mal der Geldtausch statt“.
Zu einem Missverständnis am Telefon kam es in der vergangenen Woche beim Anruf von Erhard Schimank. Dieser sprach von LPG-Versammlungsraum. Verstanden wurde SED-Versammlungsraum. Auch stand die Baracke nicht auf dem Friedhof sondern gegenüber.