Mit vollem Geläut den Zug empfangen.

Erneut erreichten uns kurze Antworten oder interessante Kommentare aus allen Gegenden des Leserlandes. Reinhard Semt mailt: „Das Bild zeigt die Stadt- und Hauptkirche von Guben, welche heute nur als (gesicherte) Ruine im polnischen Gubin besichtigt werden kann. Ihr weiteres Umfeld ist leider weiterhin im Vergleich zu Guben westlich der Neiße nur begrenzt attraktiv. Ihr Turm zeigt übrigens, auch heute ohne Spitze noch erkennbar, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Turm der Kreuzkirche in Spremberg.“ David Paulik aus Döbern meint: „Das ist die Stadtkirche in Guben (jetzt Gubin und Ruine), von Norden her fotografiert. Die meisten Häuser, die noch auf dem Bild zu sehen sind, gibt es vermutlich nicht mehr (1945 zerstört).“
Herbert Ramoth aus Cottbus erläutert: „Hier, im polnischen Gubin, steht die gotische Stadt- und Hauptkirche und gehört zu den größten Sakralbauten der Niederlausitz. Da diese bei den schweren Kämpfen im Jahre 1945 leider zerstört wurde, prägt sie nun als Ruine das Stadtbild. Eine polnische Stiftung und ein deutscher Förderverein kümmern sich seit 2005 um den Wiederaufbau. Erst nach der politischen Wende in Osteuropa und dem Beitritt Polens zur EU im Jahre 2004 sind die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau bzw. für eine schrittweise Nutzung der Anlage als völkerverbindende Begegnungsstätte gegeben. Allerdings gibt es dabei noch viele Probleme zu klären und sicher wird die Unterstützung von vielen Spendern und Sponsoren erforderlich sein.“ Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg erläutert die Historie: „Das Potsdamer Abkommen besiegelte einst die Trennung der Stadt in zwei Teile. Guben war früher ein beliebter Ausflugsort und besonders zur Baumblüte zog es zahlreiche Gäste in die Stadt. Von den Neißebergen hatte man einen faszinierenden Ausblick über die Stadt, wie zum Beispiel von Sanssouci, Kaminskys Berg, Engelmanns Berg, Pfingstberg und dem Bismarckturm mit den einst dort vorhandenen Lokalen. Dieser Blick geht meiner Meinung nach auch von den Neißebergen und zeigt Gebäude der damaligen Altstadt und als imposantes Bauwerk die Stadt-und Hauptkirche. Nach Berichten soll diese spätgotische Stadtkirche 1294 erstmals urkundlich erwähnt worden sein. Von1508 bis 1557 erhielt sie ihre endgültige Gestalt, 1594 kam der Innenausbau zum Abschluss. Leider wurde Ende Februar 1945 die Kirche Opfer durch Brandstiftung und Kampfhandlungen und war danach als Dauerruine und Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung zu sehen. Als Wahrzeichen der heutigen Stadt Guben-Gubin soll die Kirche durch eine polnischen Stiftung und den deutschen Förderverein neues Leben erhalten. Der Turm wurde schon instandgesetzt. Touristisch ist die Besteigung des Turmes möglich. Angestrebt wird, die Kirche als Begegnungsstätte und ökumenisches Zentrum zu gestalten. Die im Vordergrund im Fachwerk erkennbaren Gebäude gibt es nicht mehr.“
Gert Richter aus Alt-Deulowitz in Guben hat sich mit Bau-Daten beschäftigt: „1190 bis 1240 erfolgte der Bau der dreischiffigen Stadt- und Hauptkirche. Polnische Quellen von 1970 sprechen von einer zwischen 1220 und ‘30 errichteten Dreischiff-Basilika; als Neubau wird auch das Jahr 1324 angegeben. Zur Erweiterung nach Westen mit knapp 70 m Länge und 1.200 Sitzplätzen kam es 1519. Der Bau des 68 m hohen Turms folgte bis 1555. Am 28. Aug. 1584 wurde nach dem Umbau der neue Altar eingeweiht. Bis 1920 gab es einen Türmer, der mit seiner Familie dort wohnte. Er hatte halbstündlich die Glocke zu schlagen. Bei Feueralarm die Sturmglocke; und die Richtung mit einer roten Fahne, die Gegenrichtung mit einer weißen; des nachts dies mit Laternen anzuzeigen. In der Turmspitze fand man 1701 ein Schächtelchen des Gubener Bauherrn Neumann mit dem Schlussausspruch: ‘Mach es, o Gott! mit uns, mach es wie dir’s behagt. Nur gib, daß nicht wie wir, die nach uns seyn, geplagt’. Am 1. September 1846, einem sonnigen Spätsommertag, wurde die komplette Strecke Berlin-Breslau der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn eröffnet; der Türmer Karl Weise gab dem Glöckner ein Zeichen, und mit vollem Glockengeläut wurde der Zug empfangen. 1917 wurden für Rüstungszwecke 2 Glocken eingezogen; 1922 stiftete Carl Lehmann die große 20-Zentner-Glocke und Adolf Wolf die kleine. Inschrift: ‘Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr u. Waffen, mög wenden er die große Not, die Deutschland jetzt betroffen’, sowie die Widmung: ‘Gestiftet zum Gedächtnis der Frau Helene Wolf von ihrem Gatten, Tuchfabrikant Adolf Wolf und Sohn Erich’. Bis 1945 war dies die Kirche die evang.-lutherischen Gläubigen der Stadt. Zum Kriegsende ausgebrannt, wurde die neue Turmhaube am 1. Juni 2007 wieder aufgesetzt. Im Bild sieht man die Kirche von Norden her.“

Arno Schulz aus Guben hat nebenstehendes Bild beigefügt und schreibt: „Die heute in Gubin stehende Kirche brannte 1945 völlig aus und ist noch immer eine Ruine. Die um die Kirche stehenden Häuser gibt es nicht mehr. Sie wurden entweder mit zerstört oder später zur Baumaterialgewinnung abgerissen. Nach Jahrzehnten des weiteren Zerfalls der Kirchenruine wurde eine polnische Stiftung gebildet und auf deutscher Seite am 9. Mai 2005 der ‘Förderverein zum Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche in Gubin’ gegründet. Leider reichten bisher die zur Verfügung gestellten Gelder und Spenden nicht aus, aber zumindest die Sicherung der Bausubstanz gelang. Eine Ausnahme ist der Kirchturm. Nach umfangreichen Instandsetzungs- und Sicherungsmaßnahmen ist der Turm über eine neu errichtete Treppenanlage mit 364 Stufen wieder bis zum oberen Kranz begehbar. Ich nutzte bisher mehrmals die Gelegenheit zur Besteigung des Kirchturmes. Der im Hintergrund auf dem beigefügten Bild weithin sichtbare Turm zeugt noch immer von der Baukunst unserer Vorfahren. Das Dach des Kirchenschiffes fehlt noch immer. Der kleine Turm rechts im Bild, gehört zum alten Rathaus, welches nach der Zerstörung im II. Weltkrieg von polnischer Seite wieder aufgebaut wurde. Das Foto wurde aus mehreren Kilometern zur Kirche 2024 aufgenommen.“
Klaus Reiter aus Cottbus hat eine Stufe mehr gezählt: „Auf dem Turm wurde 2012 eine neue Betondecke eingezogen und eine Stahltreppe montiert. Wenn man die 365 Stufen geschafft hat, gibt es einen tollen Ausblick“
Jens Pumpa aus Cottbus erklärt: „Der sechsstöckige Turm wurde mit einem Dachboden und einer achteckigen Laterne gekrönt, die mit einer gewölbten Kuppel bedeckt war. Die zum Turm führende Wendeltreppe und der zwischen der 4. und 6. Etage gelegene Hörsaal mit Tribüne und Pult wurden für die touristische Nutzung freigegeben.“ Frank Irmer mailt: „Das Bild muss noch vor dem II. Welkrieg sein, da das Kirchendach 1945 zerstört wurde. Ein Förderverein ist mit dem Wiederaufbau beschäftigt, der aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“
Burkhard Bender aus der Vetschauer Straße in Cottbus meint: „Durch die erbitterten Kriegshandlungen im Februar 1945 ist von den Gebäuden im Bild nicht viel übriggeblieben. Die Ruine der Stadt- u. Hauptkirche steht als Mahnmal eines Krieges aus Größenwahn. Guben muss früher sehr schön gewesen sein. Übrig geblieben ist eine weitere geteilte Stadt. Hoffen wir, dass sich nicht alles nach 100 Jahren wiederholt!.“
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