Vom Auf und Ab in der früheren und heutigen Cottbuser Hotellandschaft

Viel Komfort für die Gastlichkeit.

Berliner Hof
Hotel Berliner Hof in Cottbus gegründet 1904.

Herbert Ramoth aus Cottbus geht auf die wechselvolle Geschichte des Eckhauses Bahnhofstraße/Blechenstraße ein: „Im Jahre 1890 als Wohnhaus erbaut mit einem Restaurant im Erdgeschoß, Anfang des 20. Jahrhunderts dann um- und ausgebaut zum Hotel ‘Berliner Hof’ mit Bahnhofsnähe und kurzer Entfernung zum Stadtzentrum – für Reisesende und Touristen ein lukratives Angebot. Die zunehmenden Bombardierungen deutscher Städte durch englische und amerikanische Bomberstaffeln erreichten auch Cottbus. Am 15. Februar vor 80 Jahren warfen über 400 amerikanische Bomber mehr als eintausend Tonnen Bomben über dem Bahnhofsgelände (Hauptziel) und dem angrenzenden Territorium ab. Auf dem Bahnhof standen Eisenbahnzüge mit Flüchtlingen aus Schlesien, dazu Lazarettzüge mit Verwundeten und Güterzüge mit Munition beladen, die allesamt Opfer des Bombeninfernos wurden. Viele Häuser und Betriebe wurden ausgebombt. Dazu zählten auch die Lutherkirche, der Operationssaal des Krankenhauses mit Ärzten und Schwestern und das Hotel ‘Berliner Hof’ mit den Häusern in der Nachbarschaft. Das furchtbare Fazit dieses Infernos waren 1.000 Tote, 2.500 Verletzte und über 13.000 Obdachlose. Das sollte uns Mahnung für immer sein!
In den 1950er Jahren wurden das ehemalige Hotel und die Nachbargebäude instandgesetzt und der Reichsbahndirektion übergeben. Da Hotels in dieser Zeit nicht notwendig waren, blieb im Erdgeschoß nur die MITROPA-Gaststätte ‘Berliner Hof’ erhalten und erfreute sich weiter großer Beliebtheit. 2012 hat die GWC das Objekt übernommen, dann abreißen lassen, um an attraktives ‘Wohnen am Tor zur Cottbuser Innenstadt’ zu ermöglichen“.

Knapp und klar formuliert Jens Pumpa aus Cottbus: „Das Eckgebäude zur Bahnhofstraße war früher das Hotel ‘Berliner Hof’, gegründet 1904. Dieses Gebäude wurde lange Zeit auch als Mitropa-Gaststätte genutzt. Das alte Hotelgebäude wurde 2013 abgerissen, jetzt stehen hier Wohngebäude der GWC. Daneben befand sich in der Blechenstraße 1 das Hotel ‘Stadt Hamburg’, gegründet 1894. Beide Hotels erlitten am Ende des Krieges schwere Schäden.“

Frank Irmer mailt: „Wir sehen das ‘Hotel Berliner Hof’, davor ‘Stadt Berlin’, an der Bahnhofstraße 38 / Ecke Blechen Straße. Hier ist das Straßenniveau noch ebenerdig. Das wurde mit dem Neubau der nördlichen Brücke 1988 angehoben, so dass eine Rampe entstand. Im Erdgeschoss befand sich eine Einrichtung der ‘Mitropa’. Nach der Wende baute die Kreisverwaltung Cottbus-Land das rechte Nebenhaus zu Ihrem Sitz aus.“

Eberhard Witzke aus der Calauer Straße in Cottbus bekräftigt: „Das Hotel gibt es nicht mehr. Heute steht an dieser Stelle ein Wohnhaus. Rechts daneben befand sich das Landratsamt, zuletzt das Schulamt. Jetzt steht das Gebäude leer und wartet auf neue Nutzer.“

Manfred Gnida aus Spremberg befragte wieder sein reiches Archiv: „Gut erkennbar ist das ehemalige, 1904 gegründete Restaurant und Hotel ‘Berliner Hof’ von Besitzer Otto Wegrad. Auf alten Postkarten kann man an der südlichen Hausfront noch den Namen ‘Hotel Stadt Berlin’ lesen. Unbekannt ist mir aber, ob daraus der Name ‘Berliner Hof’ hervorging. Rechts neben dem ‘Berliner Hof’ befand sich das 1894 gegründete Hotel ‘Stadt Hamburg’, und auf einer Ansicht von 1930 ist als Besitzer Otto Kunath in der Blechenstraße erwähnt. Beide Gebäude erlitten Ende des Krieges schwere Schäden. Als Hotel in der Bahnhofstraße 38 diente der ‘Berliner Hof’ nach 1945 nicht mehr, aber gastronomisch funktionierte er bis zur Wendezeit und war bekannt als MITROPA-Gaststätte. Bahnreisende konnten direkt am Bahnhof einen Imbiss nehmen, aber später in der Gaststätte des ehemaligen ‘Berliner Hof’ unter der Leitung von Willi Srenk eine gute Bewirtung erleben. Im ehemaligen Hotel ‘Stadt Hamburg’ befand sich bis zur Kreisreform 1993 nach aufwändigem Umbau die Kreisverwaltung des Landkreises Cottbus, die nach Eingliederung in den Spree-Neiße Kreis überflüssig wurde. Nun zog das Staatliche Schulamt Cottbus in den Komplex in der Blechenstraße 1 ein. Dessen Sitz findet man seit dem 7. Oktober 2024 in der Calauer Straße 71. Zurück zum ehemaligen ‘Berliner Hof’: Bedingt durch spätere Nichtnutzung veränderte sich die Bausubstanz und man strebte einen Abriss des leerstehenden Gebäudes an, was 2013 auch erfolgte und das Schicksal des einstigen Hotels war besiegelt. Um dem Eingangstor vom Bahnhofsberg zur Innenstadt ein attraktives Bild zu geben, wurde hier ein moderner Neubau errichtet. Jetzige Mieter dieser modernen Wohnanlage werden sich erinnern, dass hier einst der Standort eines sehr modernen Hotels früherer Jahre war.“

Ecke Bahnhofstr./Blechenstr.
Ecke Bahnhofstr./Blechenstr.

An die Hotellandschaft der 1930er und frühen 40er Jahre erinnert S. Sachse in einer mail: „Die Stadt erfreute sich dank blühender Wirtschaft eines regen Geschäftslebens. Dienstreisende kamen in komfortablen Eisenbahnzügen oder in den zwanziger Jahren sogar für eine gewisse Zeit mit dem Flieger der Linie Berlin-Cottbus-Breslau nach hier. Absteigen konnten sie in einem von elf großen, modern ausgestatteten Hotels. Um den Rang ‘Erstes Haus am Platze’ buhlten das ‘Weiße Roß’ am Berliner Platz und ‘Ansorges Hotel’ am Markt. In der Bahnhofstraße gab es neben dem gezeigten ‘Berliner Hof’ auch das Hotel ‘Kaiseradler’ (Hausnummer 29/30) und den noch heute bekannten ‘Schwan’. In Bahnhofsnähe standen auch der „Ham- burger Hof’ in der Blechenstraße und in der Tabenstraße der ‘Preußische Hof’ und das Hotel ‘Zur Sonne’ zur Verfügung. In DDR-Zeiten wurden hier nur Wohnungen gebaut. Erst mit dem ‘Hotel Lausitz’ (eröffnet 1970, geschreddert 1993) enspannte sich eine prekäre Zimmersitiuation etwas. Anlässlich der Bundesgartenschau 1995 entstand dann sogar ein Hotel-Überschuss.“

Klaus Reiter aus Cottbus schreibt: „Wieder mal ein schönes Gebäude, welches abgerissen wurde. Wir sind in der Bahnhofstraße / Ecke Blechenstraße. Hier noch zu sehen das Hotel ‘Berliner Hof’, später ‘Hotel Stadt Berlin’. Es wurde 1904 eröffnet und 2013 abgerissen. Das Gebäude wurde zu DDR Zeiten lange als Mitropa genutzt, ich war selbst öfter drin. Nach dem Abriss baute die GWC ein neues Wohnhaus mit 36 Wohn- und 5 Penthouse Einheiten. Daneben im Gebäude befand sich das Hotel ‘Stadt Hamburg’, gegründet 1894. Beide wurden im Krieg schwer beschädigt. ‘Stadt Hamburg’ wurde umgebaut zur Kreisverwaltung Cottbus-Land. Die Kreisverwaltung Spree-Neiße zog aber 2000 nach Forst um. Einige Zeit war hier noch das staatliche Schulamt untergebracht.“ Gewonnen haben Konrad Donner und Jens Pumpa aus Cottbus und Angelika Kommritz aus Schwarzheide.

Landratsamt
Auf dem Foto von 2007 ist das offenbar doch schon sanierte Haus neben dem Landratsamt (r.) zu sehen.

Unser Cottbuser Leser Günther Aschenbach hat zum vorletzten Rätselbild einen „kleinen bildhaften Nachtrag zum Ex-Hotel Berliner Hof“ geschickt. Vielen Dank dafür; wir können die schönen Fotos unseren Lesern nicht vorenthalten. Aufgenommen sind sie 2007, 2013 und 2019.

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Sechs Jahre später 2013 leuchtet blauer Himmel über der beräumten Abrissstelle.
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Seit 2019 zeigt sich das neue Wohngebäude mir reich gegliederter Balkonfassade in moderner Architektur am südlichen Eingang zur aufblühenden Cottbuser Innenstadt.

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