Der echte Berliner liebt sein Spree-Athen. Das heißt: Er mag den Fluss, der sich nach langem Weg aus der Lausitz und durch das Spree-Venedig um Burg, Lübbenau und Lübben behäbig vor den hauptstädtischen Toren breit macht, um schließlich in sanftem Bogen sogar das Bundeskanzleramt zu streicheln. Die Regierenden haben unsere Spree täglich vor Augen. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Möglich, dass der geborene Breisgauer längst ein Berliner von Herzen ist – ein echter Spree-Athener aber vermutlich nicht. Er tut sich nämlich sehr schwer, seine Unterschrift gerade jetzt unter ein Papier zu setzen, das eben diese wunderschöne Spree auf lange Zukunft vor Unbill schützt. Denn hier bei uns in der Lausitz, das wissen vor allem die Spremberger, ist sie längst sterbenskrank. Braun und hässlich trübt sie ihr Dasein, und vom Bergbauausstieg droht ihr wachsende Pein.
Fällig ist ein klares Bekenntnis zur Rettung der Spree. Es genügt nicht, sagen Fachleute, Restlöcher im Umkreis von 300 Metern zu rekultivieren und die Spree, die sich durch diese geschundene Lausitz quält, verockern zu lassen.
Gewiss, dem Finanzminister treten Schweißperlen auf die Stirn. Das wird Milliarden kosten, ahnt er. Denn alles, was nach Tagebauzeiten für das Grundwasser und damit auch für die Spree zu tun ist, passiert ohne Frist. Ja, es passiert für immer, oder zumindest für sehr lange Zeit. Brunnen, Sperrriegel und andere Maßnahmen müssen länger funktionieren, als ihre Errichter leben. Wenn nicht, wird das Kanzleramt oder wie es dann heißen mag, eines Tages in brauner Brühe verdümpeln. Welcher Spree-Muffel wird das dann wohl verursacht haben…?
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