Heißer Herbst

Noch glüht der Spätsommer. Und wie! Noch mindestens bis Sonntag bleibt es heiß. Dann naht der Herbst. Ebenfalls ein heißer, was unsere brandenburgische Gemütslage betrifft. Kann es gelingen, uns mit klugem Wahlverhalten abzukühlen? Überall scheint etwas zu klemmen. Die Frau vom Eisstand an der Ecke verkauft bei 27 Grad zu Mittag eine halbe Stunde lang – nichts. Wo blieben die langen fröhlichen Kinderschlangen? 1,70 Euro für die Kugel Kühles – da reicht kein Taschengeld. Der Produzent macht nicht die Preise, die Politik zwingt sie ihm auf: Zu hohe Gehälter, Energie- und Materialkosten. Abgaben. Ihm bleibt trotz des Phantasiepreises nichts übrig. So geht es auch dem Bäcker, dem Friseur, dem Landwirt. Die Kosten sind aus den Fugen, und jetzt haben auch Autowerkstätten ihre Preise verdoppelt, weil ihnen die Fachkräfte weggelaufen sind – zum Vorzeigeprojekt, mit dem sich die lokale Politik selbst brüstet: Bahnwerk Cottbus. Wer nicht gerade selbst auf einer Erfolgswoge schaukelt, etwa weil er einen Job in einer Verwaltung gefunden hat, dreht grimmig die Bratwurst auf dem Grill um. Und beim Fernsehen schwillt ihm der Kamm, wenn Versager wie dieser wetternde CDU-Laschet das Scheitern im Osten auf „40 Jahre Kommunismus“ schiebt, die „in der DDR die Menschen zerstört“ haben. Hat der Mann überhaupt den Ansatz einer Ahnung, mit welch westlicher Drecksmoral der Osten nach 1989 von Kiffern, Zuhältern und anderen Ganoven überschüttet wurde? Ja, es kamen auch Anständige. Aber nicht genug. Brandenburgs Innenminister Schönbohm, ebenfalls CDU, der von der Hardhöhe nach Potsdam einflog, hat sich
wenigstens in aller Form entschuldigt, als ihm ähnlicher Schwachsinn entglitt. Weniger großes Spucken, kleinere Preise fürs Eis und durchdachte Strukturentwicklung könnten viel bewirken hier bei uns zuhause. Und natürlich klare Konzepte für Frieden ohne Waffen. Möge sich im heißen Herbst manch Mütchen kühlen. Mit einer Eiswaffel, vielleicht. J.H.