Jürgen Heinrich kommentiert: Bahn-Manöver

Dass im Cottbuser Bahnwerk Hybridloks und sogar ICE-Züge repariert werden sollen, gehört zu den erfreulichen Nachrichten nach der Europawahl. Das Werk bleibt erhalten und gewinnt womöglich gut bezahlte Arbeitsplätze.
Dass es für den längst fälligen Schritt gerade jetzt zu medienwirksamen Bekenntnissen kam, hat sicher mit dem Wahlergebnis und den Prognosen für den kommenden Brandenburger Wahlgang zu tun. Doch der Protest in den Wahlkabinen konnte nur forcieren, was schon fällig und im Gange war. Der Spremberger SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Freese betont das zurecht. Er hat seit 2016 in dieser Sache viele Gespräche mit Betriebsräten und im Berliner Bahn-Tower auch mit den Bahnchefs geführt. Das war und bleibt verdienstvoll; trotzdem fehlt das 2. Gleis zwischen Cottbus und Lübbenau weiterhin, der Bahnhofsausbau (in einer Großstadt ohne Rolltreppen!) schleppt sich müde dahin, und beinahe wäre das Bahnwerk abgewickelt worden.
Die Lausitz, ob rot, schwarz, grün oder blau, tut gut daran, das Bahnmanöver mit kritischer Aufmerksamkeit zu begleiten. Für Jubel ist noch Zeit, wenn irgendwann wirklich ein ICE das Cottbuser Werk repariert verlässt.
Bahnvorstand Pofalla, der sich überrascht zeigte, dass in der Cottbusser Halle die Loks nicht mehr mit dem Flaschenzug angehoben werden, mag es gut mit dem hiesigen Standort meinen. Aber Stuttgart 21 frisst seine Milliarden. Dort sind die Preise erneut explodiert. Die für die Cottbuser und Lausitzer Bahnerfordernisse sind noch nicht einmal bekannt.
Und wer weiß: Wenn Kühnert am Ende des Jahres in Berlin den SPD-Ton angibt, macht er aus der Bahn und ihren Werken vielleicht eine Genossenschaft. Dann fangen die Manöver nochmal von vorne an und für den Spremberger Strategen bleibt viel zu tun. Für die neue Landespolitik hoffentlich unter Woidke, sowieso.


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