Jürgen Heinrich kommentiert: Ferien. Hurra?

Seit Donnerstag sind Schulferien im Land. Es gab auch Zeugnisse. Aber: Schwamm drüber. Sie waren – im Durchschnitt betrachtet – nicht berauschend. Die Leistungen unserer Helden von morgen werden, heißt es aus Quellen, die sich mit den Folgen, aber nie mit den Ursachen befassen, immer schlechter. Kein Wunder: Immer häufiger trifft man Leute auf der Straße, die noch nie was Rechtes gepackt haben. Auf die Frage, was sie jetzt wohl tun, antworten sie strahlend: Ich bin oder werde Lehrer! „Seiteneinsteiger“ nennt die Politik ihrer Verstärker, die wenigstens die Zahl der üppigen Ausfallstunden etwas reduzieren sollen. Viel mehr kommt da aber auch nicht raus. Von einigen Ausnahmen natürlich abgesehen.
Nun also Ferien. Und Traumwetter! Zu unseren Schulzeiten waren an solchen Tagen die damals noch wenigen Strände und Badestellen überfüllt. Donnerstag zur zweiten Frühstücksstunde bewegten sich am und im Ströbitzer Badesee vier Menschen. Kinder oder Halberwachsene waren nicht dabei. Wie auch? Das Fernsehen, Handy und Computer binden fast alle jugendlichen Kapazitäten. Wenn überhaupt, beginnt der Outdoor-Tag am späten Nachmittag. Und jüngere Kinder können Eltern schon lange nicht mehr einfach so zum See schicken. Schon kurz nach der Wende stellten die Lebensretter an allen damals noch leidlich besuchten Stränden den Dienst ein. Die Kommunalpolitik hatte schnell gelernt, zwischen Pflicht- und freiwilligen Aufgaben zu unterscheiden. Die pflichtigen genügten, riesige Schuldenberge anzuhäufen. Nie hat jemand bemerkt, dass dabei nicht nur mancher Ferienspaß, sondern eben auch die Herausforderung für viele Kinder auf der Strecke blieb. Die soziale Schere spreizt sich am weitesten zu Ferienbeginn. Die einen reisen familiär behütet um die Welt, die anderen finden keinen Strand mit Bademeister. Dumm gelaufen. Trotzdem allerseits: Frohe, erholsame Ferien.

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