Geld ist nicht alles. Selbst zehn Millionen Euro für Stadtsanierung schaffen nicht selbstverständlich urbane Glücksgefühle. Zu DDR-Zeiten ist fürs Wohnen weit mehr investiert worden, aber die Plattenseligkeit erwies sich am Ende als zu kurz gedacht.
1991 kam nach Cottbus die große Chance, mit sehr viel Geld modellhaft zu sanieren, was neben dem „Kernstück des sozialpolitischen Programms der SED, dem Wohnungsbauprogramm,“ liegengeblieben und in großen Teilen schon verfallen war. Die Cottbuser Rathausspitze, damals unter OB Kleinschmidt und mit Baufachleuten an der Seite von Dezernent Dr. Schneidenbach, haben es sich nicht leicht gemacht und etwa munter drauflossaniert mit den D-Mark-Bergen. Nein, sie investierten zunächst sehr viel in Untersuchungen, nahmen 250 Hektar Stadtfläche unter die Lupe, um schließlich 125 Hektar präzise als Modellstadt-Areal zu definieren. Zwei wesentliche Aspekte hefteten sich von Beginn an fest in den im Laufe der Jahrzehnte mehrfach modifizierten Plan: Es sollte möglichst viel bewahrt bleiben aus dem Jahrhunderte-Charakter der Stadt und sie sollte in ihrem Herzen bewohnter, lebendiger aufblühen, nicht etwa in Kanzlei- oder Bürohäusern erkalten.
Beides ist ganz hervorragend gelungen, auch wenn zwischendurch (Mitte der Neunziger) Prognosen mit dramatischem Einwohnerverlust drohten. Im Kern der Stadt, wo etwa 5,5 Prozent der damals noch fast 130 000 Cottbuser lebten, ist die Einwohnerzahl in den drei Jahrzehnten um 40 Prozent gestiegen. Leider blieb die Stadtpromenade auf der Strecke, aber was ist das sonst für eine Perle geworden zwischen Meldeviertel und Mühlenstraße, mit der renovierten „Guten Stube“, dem Oberkirchplatz mit Leichhardt-Denkmal, dem Weltspiegel samt Revier drumrum, Kästnerplatz und neuer Bahnhofstraße…!
Danke allen Beteiligten. Sie haben wirklich Gutes geleistet. J.H.
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