Kommentar: Mal wieder lesen

Nikolaus war da. Und der kennt sich  aus in den Familien. In manche Stiefelchen und auch Teenager-Schuhe hat er Süßes gesteckt. Und davon nicht wenig. In anderen fand vielleicht ein neues Buch Platz. Gut angelegtes Geld.  Vermutlich das der Eltern. Die werden wissen, ob sie damit hoffentlich Freude auslösten.
Ihr Risiko ist hoch, besonders bei Kindern, die langsam flügge werden. Begleitend zu neuesten Pisa-Ergebnissen, die diese Woche bekannt wurden,  schockiert eine Umfrage: Mehr als 34 Prozent aller 15-jährigen Schüler halten Lesen für pure Zeitverschwendung! Nur noch ein Viertel der Heranwachsenden in dieser Altersgruppe  nennt das Lesen „eines meiner Hobbys“. Nun gut, nicht zu ändern, mag mancher sagen. Der Medienwandel bringt das mit sich.
Doch Experten sorgen sich: Ein Fünftel der 15-Jährigen ist nicht mehr in der Lage, den Sinn von Texten zu erfassen. Handwerksmeister und andere Ausbildende wissen, wovon hier die Rede ist. Es geht nicht um Schöngeistiges (obwohl auch das für die Charakterentwicklung höchst bedeutsam ist), sondern um das Verstehen von Aufgaben, von Einweisungen, von  Erklärungen. Nicht selten ist zu hören, „die Schüler kommen zu blöd aus der Schule, um einen Beruf zu erlernen.“ Das stimmt nicht ganz, wird aber tendenziell von der neuen Pisa-Studie bestätigt, in der Deutschland noch immer im Mittelmaß hängt, und besonders das Lese-Defizit Langzeitfolgen androht. Bundesbildungsministerin  Anja Karliczek fordert eine nationale Kraftanstrengung für Bildung. Natürlich sind Bund und Länder gemeinsam gefordert. Das Kompetenzchaos   ist bekannt. Wie sich Brandenburg dabei mit wieder mal neuem Führungspersonal anstellt, bleibt abzuwarten. Den Lehrern allein ist das dramatische Lese-Versagen nicht in die Schuhe zu schieben. Versuchen wir’s also Weihnachten doch nochmal mit einem passenden, altersgerechten Buch.   J.H.


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