Kommentar: Nützliches INSEKt

Es hat sie immer gegeben, die langfristigen Verkehrs-, Bebauungs- und sonstigen Entwicklungspläne. Für große Städte scheinen sie unentbehrlich, auch für Cottbus, wo sie meist den Vornamen „General-“ trugen, um so gewichtig in Verwaltungsschubladen in baldige Vergessenheit zu geraten. Die Umstände, so gut sie sich eine Kommune zurechtlegen mag, ändern sich heutzutage schneller, als ein General zu seinen Sternen kommt, und so sucht die Stadt nun als INSEKt in gute Zukunft zu gleiten.

Die fünf Versalien – das „t“ ist in künstlerischer Freiheit angehängt – machen nicht etwa aus einer Mücke (dem winzigen Stadthaushalt) einen Elefant (schier unerschöpfliche EU, Bundes- und Landesfördermittel), sondern sie bringen sich als Abkürzung ins Gespräch: Integriertes StadtEntwicklungsKonzept. Ein solches in bereits „zweiter Fortschreibung“ (wo summt eigentlich die erste Mücke?) soll dieser Tage mit vielen Menschen ge- oder erfunden werden. Experten der Fachöffentlichkeit, Politiker, Verwalter und, bitteschön, alle interessierten Bürger definieren die Zukunft von Cottbus bis zum Jahr 2040 am 27. Mai auf einer Stadtenwicklungskonferenz. Bis kommenden Freitag kann sich dazu ein jeder anmelden.

Ob das gelingt? Schon allein das Wortspiel-Motto „STADT, LAND, S(PR)EE“ hat es in sich. Die Spree, der See sind aktuell große Unbekannte und sicher Paradiese für Insekten, als INSEKt-Anker aber kaum tauglich. Stadtplanern wäre dringend zu raten, Cottbus als kompakte, funktionierende Stadt zu denken und wenn möglich zu formen.
Natürlich hat das nützliche INSEKtenspiel seinen Charme. Seit der versandeten BuGa-Euphorie haben allzu viele Cottbuser das Vertrauen zur Politik, zur großen wie zur kommunalen, verloren. Viel zu vieles ist schief gelaufen und das „boomtown“ blieb leider eine leere Worthülse. Es wäre schon sehr schön für die Stimmung im Städtchen, wenn sich da etwas ändern könnte. Und sei’s per INSEKtenschwarm. J. Heinrich