Zu einem Leserbrief in der letzten Ausgabe äußert sich Frithjof Newiak aus Cottbus:
Beim Lesen dieser Zeilen am 8. Mai (!) gingen mir schlagartig sehr verschiedene Dinge durch den Kopf. Vor 76 Jahren waren Menschen auf der Flucht. Viele fanden in Cottbus und Umgebung ein neues Zuhause. Sie waren froh über jegliche Hilfe oder ein freundliches Wort. Ist das schon alles vergessen?
Andererseits scheint es Menschen zu geben, die das Unglück magisch anzieht. Zum Glück steht ja auch allen Syrern auf der Stirn geschrieben, wo sie herkommen und sie sind somit leicht zu erkennen.
Leider habe ich in den letzten Jahren viele gleichlautende Beschuldigungen gehört. Bei genauer Nachfrage stellte ich fest, dass es meist nur weitergetragene Geschichten sind.
Mir begegnen täglich ebenfalls Menschen, die hier auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind. Weder ich noch meine Frau hatten solch bedrohliche Erlebnisse. Im Gegenteil, es wurde uns sehr freundlich begegnet. Ein junger Mann bot meiner Frau in der Straßenbahn seinen Sitzplatz an, was ihr bei deutschen Männern noch nicht passiert ist. – Kurzum, ein solch bedrohliches Klima in der Stadt nehmen wir nicht wahr.
Aber vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, wie man selbst diesen Menschen begegnet. Mit gegenseitigem Respekt lassen sich viele Hürden überwinden.
Es ist doch schlimm genug, dass der deutsche Staat es zulässt, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken. Durch Anheizen von Konflikten durch Waffenexporte, unfaire Wirtschaftspolitik im Umgang mit armen Ländern, werden Menschen zur Flucht getrieben. Solange wir eine Mitschuld haben, stehen wir auch in Verantwortung für die Folgen.
Da sollten doch wenigstens wir Bürger humanistisch und solidarisch handeln und viel mehr Forderungen an die eigene Regierung stellen.
Es gilt auch, die eigenen Vorurteile prüfen. Die kann man am besten mit persönlichem Kontakt zu den Neucottbusern abbauen. Dann entstehen auch keine “Ghettos”.
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