Wolfgang Renner ist Direktkandidat der Grünen für Spree-Neiße und Cottbus.
Wolfgang Renner (59) lebt seit 25 Jahren im Spreewald und ist Leiter des Naturparks Schlaubetal. Er möchte für die Grünen in den Bundestag. Seit 35 Jahren ist er Parteimitglied. Der Gewässerökologe wurde einstimmig als Direktkandidat aufgestellt. Im Gespräch erklärt er, womit er bei den Wählern punkten möchte.Wolfgang Renner (59) lebt seit 25 Jahren im Spreewald und ist Leiter des Naturparks Schlaubetal. Er möchte für die Grünen in den Bundestag. Seit 35 Jahren ist er Parteimitglied. Der Gewässerökologe wurde einstimmig als Direktkandidat aufgestellt. Im Gespräch erklärt er, womit er bei den Wählern punkten möchte.
Herr Renner, vor vier Jahren sind Sie bereits als Direktkandidat für den Bundestag aufgestellt worden. Haben es grüne Themen in der Lausitz schwer?
W.Renner: Ja, die Nutzung der Kohle über viele Jahrzehnte hat die Region natürlich geprägt. Da hat es die einzige Kraft, die schon immer den Strukturwandel fordert, natürlich schwer.
Sie erklären gerne, dass Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch ist. Die Wähler wollen sichere Arbeitsplätze. Welche Rolle kann da die Ökologie spielen?
Die Ökologie muss eine tragende Rolle spielen. Angesichts von Fakten wie Klimawandel, Bodenknappheit und anderer begrenzter Ressourcen wird sich jeder technologische Fortschritt an der ökologischen Nachhaltigkeit messen lassen. Und wer da vorne ist, hat auch die sicheren Arbeitsplätze.
Stichwort Braunkohle. Sie sind nicht für den sofortigen Ausstieg. Wann ist aus ihrer Sicht der beste Zeitpunkt, die Kohleschaufeln ruhen zu lassen?
So bald wie möglich ! Mit dem Strukturwandel werden wir zukunftsfähige Arbeitsplätze haben. Dann können wir unseren Beitrag zur Rettung des Klimas leisten und die restliche Kohle in der Erde lassen.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber erklärt, dass die Braunkohleverstromung unverzichtbar sei, da die Erneuerbaren Energien weit davon entfernt seien, verlässlichen Strom zu einem bezahlbaren Preis zu liefern. Liegt er falsch?
Falscher kann man gar nicht liegen. Mit der letzten Novelle des Erneuerbaren – Energien- Gesetz hat seine Partei ja alles getan, um die Erneuerbaren weiter zu behindern.
Sie fordern einen gesellschaftlichen Konsens für den Kohleausstieg. Wie könnte dieser aussehen?
Ein Konsens ist zwar wünschenswert, aber leider nicht realistisch, solange die Kohlelobby in Brandenburg und Berlin direkt in der Regierung sitzt. Wir als Grüne werden uns nur an einer Regierung beteiligen, die die Weichen klar auf Klimaschutz stellt und gleichzeitig ausreichen Geld für eine neue Lausitz zur Verfügung stellt.
Auf ihrer Wunschliste steht auch das Aufmachen einer Folgekosten-Rechnung. Was sind aus ihrer Sicht Folgekosten und lassen sich solche Kosten realistisch einschätzen?
Die Folgekosten der Kohleverstromung sind Klimawandel, Gesundheit und Sanierung. Für alle diese Kosten wird der Verbraucher und der Steuerzahler aufkommen –nur die Gewinne bleiben bei den Eigentümern. Das auf den Euro auszurechnen, ergibt wenig Sinn. Besser ist es, die Folgekosten herunterzufahren und letztendlich in vielleicht hundert Jahren zu beenden. Die Sanierungskosten muss das Unternehmen tragen und das dafür nötige Geld muss sicher hinterlegt werden.
Sie erklären selbst, dass die Erneuerbaren Energien nicht die Arbeitsplätze in Größenordnung bringen können. Wo sehen Sie für die Lausitz die Arbeitsplätze der Zukunft?
Die Erneuerbaren bringen Arbeitsplätze wenn man die Entwicklung weiter fördert. Dabei wird die Lausitz eine große Rolle spielen. Die Kraftwerker können auch „Erneuerbar“ oder z.B. Speicher entwickeln. Gemeinsam mit der BTU ist hier ein Riesenpotenzial für die Zukunft vorhanden.
Im vergangenen Wahlkampf sahen Sie auch in der Landwirtschaft einen kleinen Jobmotor. Sind die Drehzahlen dieses Motors hoch genug?
Hier müssen wir den Ökolandbau weiter voranbringen. Die Kun-den in den Großstädten wollen mehr Tierwohl statt Massentierhaltung, weniger Pflanzenschutzmittel und keine Gentechnik. Das können unsere Landwirte auch liefern und dafür gutes Geld bekommen ! Die Landwirte müssen mehr Geld bekommen für Leistungen an der Natur – nicht nur für die Flächen. So können auch kleinere Betriebe ihr Auskommen haben. Die Bundesregierung muss kleinere Betriebe beim Verkauf von Land bevorteilen.
Sie bezeichnen sich gerne als Vertreter des ländlichen Raumes. Was steckt dahinter?
Alle wollen in die Städte. Ich habe den anderen Weg genommen. Damit der ländliche Raum nicht ausstirbt, müssen die Voraussetzungen verbessert werden, dass Familien hierherziehen, Internetversorgung, Ärztemangel, öffentlicher Verkehr – alle Bereiche werden von den regierenden Parteien sträflich vernachlässigt. Das will ich ändern!
Brandenburg setzt auf die gezielte Unterstützung von Ober- und Mittelzentren. Ist dasrichtig?
Die Unterstützung der Zentren ist richtig, sie muss nur richtig gemacht werden.Thema Naturschutz. Wo sehen Sie für die Lausitz derzeit die größten Baustellen?Die Versöhnung von Landwirtschaft und Naturschutz ist mir ein Herzensanliegen. Es muss deutlich mehr Geld für Vertragsnaturschutz bereitgestellt werden-.Davon profitieren Natur und die Landwirte.
Danke für das Gespräch. Es fragte Mathias Klinkmüller
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