Dr. Frank Käßner: „Frauen schlafen schlechter, Männer schnarchen besser“

Als letzte Stufe, um bei Schlafstörungen zu helfen, wird im Schlaflabor der Schlaf analysiert. Dr. Frank Käßner leitet in Cottbus das Ambulante Zentrum für Schlafmedizin. An diesem Samstag begrüßt er in Cottbus seine Kollegen aus Berlin und Brandenburg zur Jahrestagung der Schlafmediziner Foto: privat
Als letzte Stufe, um bei Schlafstörungen zu helfen, wird im Schlaflabor der Schlaf analysiert. Dr. Frank Käßner leitet in Cottbus das Ambulante Zentrum für Schlafmedizin. An diesem Samstag begrüßt er in Cottbus seine Kollegen aus Berlin und Brandenburg zur Jahrestagung der Schlafmediziner. Foto: privat

Am Samstag treffen sich in Cottbus die Berliner und Brandenburger Schlafmediziner / Der Cottbuser Experte Dr. Frank Käßner rät im Interview dringend, die Zeitumstellung abzuschaffen

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Frank Käßner treffen sich am Samstag die Berliner und Brandenburger Schlafmediziner zur Jahrestagung im Radisson Blue Hotel. Dr. Frank Käßner ist Geschäftsführender Gesellschafter und Ärztlicher Leiter des Ambulanten Zentrums für Lungenkrankheiten und Schlafmedizin in Cottbus. Im Interview gibt er Tipps für einen besseren Schlaf.
Herr Dr. Käßner, schläft ein Schlafmediziner eigentlich wie ein Murmeltier?
Dr. F. Käßner: Ich hoffe nicht, denn dann würden sich die Schlafmediziner hierzulande in der kalten Jahreszeit im Winterschlaf befinden, wie das bei den Murmeltieren der Fall ist! Aber im Ernst: Ich kann zwar nicht für den Schlafmediziner allgemein sprechen, ich bin jedoch mit meinem Schlaf zufrieden, wenn ich nicht durch das Telefon geweckt werde.   
Gibt es den aus Sicht der Schlafmediziner überhaupt oder hat jeder eine kleinere oder größere Schlafstörung?
Das ist eine Frage der Definition. Prinzipiell ist der Schlaf gesund, wenn man am nächsten Morgen und am nächsten Tag „ausgeschlafen“ ist und fit beziehungsweise leistungsfähig  über den Tag kommt.
Wie sehen Sie hier die Entwicklung? Nehmen Schlafstörungen zu und was sind aus Ihrer Sicht die Ursachen?
Schlafstörungen nehmen zu. Das liegt unter anderem an den sozialen Rahmenbedingungen. Wir leben in einer Nonstop-24-Stunden-Gesellschaft mit permanenter Reizüberflutung. Einfluss nehmen zudem die Zunahme sogenannter Zivilisationskrankheiten und der demografische Wandel. Andererseits tragen auch die medizinischen Fortschritte und immer neuere Erkenntnisse und Methoden dazu bei, dass mehr Schlafstörungen aufgedeckt werden.   
Was sind die häufigsten Schlafstörungen?
Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, Schlafapnoesyndrom mit starkem Schnarchen und die Krankheit der unruhigen Beine (Restless Legs Syndrom) sind die häufigsten Schlafstörungen.
Wie können hier die Schlafmediziner helfen?
Die Schlafmediziner können die Schlafstörungen nach einem Stufenschema, bei dem meist die letzte Stufe das Schlaflabor ist, diagnostizieren, deren Ursachen ausfindig machen und verschiedene Therapien anbieten. Diese sind sehr vielfältig, erstrecken sich von Verhaltensmaßnahmen  über medikamentöse Therapien bis hin zur Maskenbeatmung beim Schlafapnoesyndrom.
Hat der Konsum von Lebensmitteln, etwa Bier oder Kaffee, im Laufe des Tages eine Auswirkung auf den Schlaf in der Nacht und wenn ja, welche?
Ja! Üppige Mahlzeiten, größere Mengen von Alkohol sowie anderen anregenden Getränken oder gar Drogen sind vor dem Schlafengehen zu vermeiden, da sie den Schlaf nachweislich stören, selbst wenn man zunächst noch schnell einschläft.   
Sie referieren auch darüber, ob Frauen anders schlafen/schnarchen als Männer. Wer schläft oder schnarcht denn besser?
Frauen schlafen schlechter, was unter anderem entwicklungsgeschichtliche Gründe hat und Männer schnarchen besser, was unter anderem anatomisch-physiologische Gründe hat.
Ist die kommende Zeitumstellung am 30. Oktober aus Sicht des Schlafmediziners ein Fluch oder Segen?
Die Zeitumstellung ist unnötig und aus schlafmedizinischer Sicht schädlich für den zirkadianen Rhythmus. Im Organismus vollzieht sich dabei jedes Mal ein „Mini Jetlag“. Es gibt zum Beispiel auch Untersuchungen, dass in den Tagen nach der Zeitumstellung die Anzahl der Unfälle im Straßenverkehr zunimmt. Die Zeitumstellungen sollten zeitnah abgeschafft werden!
Gibt es einen Tipp aus Ihrer Erfahrung für einen besseren Schlaf? Also etwas, das jeder befolgen sollte, der besser schlafen möchte?
Mein Geheim-Tipp ist, immer eine „Barriere“ zwischen dem Tagwerk und dem Schlaf zu schaffen! Dazu zählt das „ Runterkommen“ vor dem Schlafen, so dass man seine Probleme nicht mit ins Bett nimmt sowie das Schaffen von optimalen äußeren Schlafbedingungen ohne Störfaktoren. PS: Auch Sex ist schlaffördernd. Es gilt das Motto: „Wer schläft, der sündigt nicht! Aber wer vorher sündigt, schläft hinterher besser!“

Vielen Dank für das Gespräch.
Mit Dr. Frank Käßner sprach Mathias Klinkmüller