Region: Stille in den Gärten der Erinnerung

Auf den Friedhöfen sind jetzt Gräber mit Tannengrün und Schmuck gedeckt.

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Wahre Kunstwerke enstehen, wo mit Sachverstand und/oder viel Liebe Gräber für den Winter gestaltet werden
Fotos: Hnr.

Region (h). Ewigkeitssonntag. Mit Grabgebinden oder Chrysanthemensträußen, die in den kommenden kalten Wochen sehr lange auch ohne Wasser gesunden Blütenschmuck zeigen, strömen die Menschen zu den Friedhöfen, um ihre Verstorbenen zu ehren. Die Arbeit ist längst getan: Mit kleinen Zweigen unterschiedlichster Nadelgehölze sind die Gräber zur Winterruhe bedeckt.
Deutsches Friedhofsbrauchtum hat vielerlei kulturelle Ausdrucksformen und befindet sich gerade jetzt in großem Wandel. Die Ritualien der individuellen Trauerverarbeitung mit der Beisetzung auf dem Friedhof sind zunächst noch geblieben, aber die Gestaltung der Gräber als kleine Gärten der Erinnerung oder gar die Nutzung des Kulturraums Friedhof als soziale Begegnungsstätte werden zur Ausnahme. Nur im ländlichen Raum kommt dem Friedhof bisweilen noch die Rolle als kulturellem Veranstaltungsort zu.
Während die Kultur und die Fertigkeiten der Bestattung, Landschaftsplanung, bei Gärtnern und im Steinmetzhandwerk einen sehr hohen Stand haben, wird vielfach darauf verzichtet, sie herauszufordern. Hauptgrund ist die Mobilität der Menschen, ihr Hang zu schnellem Ortswechsel aus beruflichen oder anderen Gründen.
Statisch bleibt die Friedhofskultur in keinem Fall, wie die sich im Lauf der Zeit wandelnden Gestaltungskonzepte zeigen. Aktuell nimmt beispielsweise die Zahl der Urnenbestattungen zu und verändert damit nicht nur das Erscheinungsbild der Friedhöfe, sondern auch die gelebte Friedhofskultur.
Die Pflege dieser Friedhofskultur ist nicht nur eine einseitige Privatangelegenheit oder gar kommunalwirtschaftliche Herausforderung, sondern sie bildet einen aktiven Beitrag zum Denkmalschutz, hat also gesamtgesellschaftliche Dimension.
Darüber lohnt es sich nachzudenken, wenn wir in diesen Tagen den Friedhof aufsuchen, Bekannte treffen und uns selbst finden.

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Frühere Flächen von Erbbegräbnissen sind auf vielen Friedhöfen zu Urnenfeldern verwandelt worden, die in der ersten Zeit nach den Sterbefällen überquellen von Blumen und Abschiedsgaben

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