Stadtverordnete erörterten Situation bedrängter Schüler und Lehrer / OB Schick hofft auf „Karnevalszug der Lebensfreude, nicht der Frustrierten“ / Schulneubau nötig.
Cottbus (hnr.) Mittwoch tagten die Stadtverordneten und befassten sich in einer Aktuellen Stunde auf Antrag der CDU- und UNSER COTTBUS/FDP-Fraktion ausführlich mit der Schulsituation in der Stadt. Zuvor hatte Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) den Bericht zur allgemeinen Lage der Stadt gegeben. Sie sei, verursacht durch politische Entscheidungen in Brüssel und Berlin, angespannt. Es gebe in der Stadt „klare Positionierung zum Schutz der Demokratie“ und große Bereitschaft, „einen gemeinsamen Wertekompass zu vermitteln“. Im Februar erinnere sich die Stadt an die schicksalsschwere Rückkehr des Krieges mit vielen Opfern. Daraus Lehren ziehend „soll Cottbus der Ort friedlicher Demokraten sein.“ Allerdings war ein scharfer Unterton des sportlichen Oberbürgermeisters nicht zu überhören. Im Zusammenhang mit den Bauern- und Handwerkerprotesten anlässlich des Scholz-Besuchs im Bahnwerk mahnte er an: „Wo Recht gebrochen wird, folgt Strafverfolgung.“ Nahezu übergangslos folgte der Hinweis auf den Karnevalsumzug am 10. Februar: „Wir hoffen auf einen Zug der Lebensfreude, nicht der Frustrierten.“ Das Bedauern mangelnder Beteiligung der Schulen am Kinderkarneval- Umzuges schaffte indirekt den Übergang zu einer gut vorbereiteten Aktuellen Stunde, in der sich Elternvertreter, Schulamt, städtische Schulverwaltung und Polizei analytisch mit der Situation und den Erfordernissen befassten. „Was die Schulbildung unserer Kinder betrifft, klaffen Anspruch und Wirklichkeit auch in dieser Stadt weit auseinander“, konstatierte Dr. Wolfgang Bialas. Sechs Prozent der Schüler erreichen beim Abgang nicht einmal einen Hauptschulabschluss. Wo bleibe da Aufstieg durch Bildung? Vom Staatlichen Schulamt war zu hören, dass zwar die Norm-Klassenfrequenzen (noch) eingehalten werden können, bei 9,6 Prozent ausländischer Schüler die Herausforderungen aber groß seien, hingegen dem Lehrermangel mit derzeit 100 Quereinsteigern ohne Lehrfachabschluss (9,8 Prozent des Lehrerbestand) kaum beizukommen sei. Für den Übergang von der 6. zur 7. Klasse zeichnen sich für diesen September fehlende Plätze in großer Zahl bei Gesamtschulen und Gymnasien ab. Allerdings seien dabei Freie Träger nicht erfasst. Maik Jörg Schuppe vom Kreiselternrat kritisierte nicht nur Lehrermangel und fehlende Schulkapazitäten, sondern auch aufgeblähte Rahmenlehrpläne. Er verwies auch auf desolate Landeskonzepte. Wenn heute eine neue Schule 30 bis 40 Millionen Euro koste, sei es unsinnig, wenn sich Ministerpräsident Woidke mit 100 Millionen Schulbaumitteln fürs ganze Land brüste. Schuppe rüttelte auf: In dieser Stadt weinen Kinder auf der Schultoilette – so verlassen fühlen sie sich!“
Der Polizeisprecher legte die Statistik wachsender Konflikte am „Tatort Schule“ vor. Am heftigsten geprügelt und gestohlen wird an den Oberschulen; positives Schlusslicht dieser Bilanz der Rohheit seien das Evangelische Gymnasium und die Gottfried-Forck-Grundschule.
Maren Dieckmann lobte die Arbeit der 26 Schulen an 30 Standorten. Die Stadt investiere viele Millionen Euro jährlich für Schulen, dennoch hoffe sie auf einen Schulneubau am künftigen Science (Wissenschafts-)Park.
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