Cottbus: Rockige Poesie zum Dank: Alex kommt!

Mit Mini-Team und -Equipment verbreitete der Sänger Freude an gestressten Orten

Alexander Knappe 1
Auch für das Käthe-Kollwitz-Haus des Paul-Gerhardt-Werkes in der Cottbuser Puschklinpromenade herrscht Besuchsverbot. Sänger Alexander Knappe und Gitarrist Robert Kerner hielten sich daran und überraschten Pädagogen und begeisterte Kinder aus großem Abstand mit einem Konzert im Vorgarten. „Warst meine erste große Liebe, bis heute…“ singt Alex, und alle wissen: Er meint seinen, unsereren FCE. Die Arme gehen hoch und schwenken den Rhythmus: „Hier sind wir zu Haus’…“ Unbeschwert glückliche Minuten in dieser Zeit Foto: Jürgen Heinrich

Cottbus (hnr.) Die Straßen sind fast leer, aber Alexander Knappe, der umtriebige Rock-Poet und  Energie-Fan, weiß: Hinter den Scheiben der Häuser gibt es hart arbeitende Menschen oder auch solche, die traurig sind und allein. Er machte sich Dienstag auf den Weg quer durch die Stadt, um, begleitet von Robert Kerners Gitarre, sein Dankeschön zu singen.
Tafel Sachsendorf
Fast normaler Betrieb bei der Tafel, nur gekocht wird jetzt nicht – Infektionsgefahr. Die ehrenamtlichen Helfer füllen Tüten mit allerlei Lebensmitteln, Obst, Gemüse und Brot und geben jedem eine, der kommt. „Unsere Fahrer steuern morgens ab 7.30 Uhr  Supermärkte in allen Städten an und bekommen gute Ware ‘von gestern’. Bäckerei Dreißig liefert selbst: Täglich Frisches vom Backofen, erstklassige Ware, die nur optische Fehler hat. Risse im Brot, etwas schräge Semmeln oder so. Wir sind sehr, sehr dankbar“, sagt Kay Noack, Geschäftsführer   des    Albert-Schweitzer-Familienwerks, verantwortlich für die Tafeln und  ehrenamtlich stellvertretender Vorsitzender aller 947 Tafeln in Deutschland. In seinem Heim-Revier Luckau, Lübben, Golßen, Spremberg, Cottbus, Welzow und Drebkau streut er die Waren. Um mit den äußerst engagierten Ehrenamtlichen klar zu kommen, „haben wir jetzt Teams gebildet, die immer eine Woche durcharbeiten und dann getauscht werden.“ Allein in Sachsendorf sind täglich 25 bis 30 Helfer im Einsatz. Für sie vor allem singt heute Alex Knappe. „Hey, Ihr seid toll“, ruft er den Frauen zu, und einer Kundin, die ihre Tüte holt, reicht er einen Tulpenstrauß. Strahlende Gesichter in diesem Moment – aber so gut läuft es grade nicht, bedauert Kay Noack. „Die Älteren und Familien würden jetzt das warme Mittag dringend nötig haben.“ Diese Mahlzeit sei auch „Mittel zum Zweck“, sagt Noack, um die Ältesten aus ihrer Einsamkeit zu holen.“ Erfreulich: Es gibt jetzt auch hier Helfer, die Bedürftigen Lebensmittel von der Tafel an die Wohnungstür bringen. Ansonsten sind die Abläufe derzeit vereinfacht. „Wir müssen Mitarbeiter vor Infektion schützen. Das hat Priorität“, sagt der Tafelchef. Den Kunden wird draußen aller paar Minuten gesagt: Ihr müsst zwei, drei Meter Abstand halten!
Der Tafelbetrieb ist lebhaft wie immer. Viele bleiben zuhause, erscheinen seltener, aber „seit einer Woche kommen immer mehr Leute, die wir vorher nicht gesehen haben. Da brechen schon Jobs ab“, beobachtet Kay Noack. „Und wir merken auch, wie die Gesellschaft zusammenrückt“ sagt er. „Wir haben viele Angebote. Selbst das Arbeitsamt hat jetzt angerufen. Die Mitarbeiter haben haltbare Lebensmittel gesammelt und eine Spende für uns zusammengestellt. Auch viele Einzelpersonen und Firmen unterstützen uns.“ Es geht um Tausende, die inzwischen auf Tafeln angewiesen sind, Menschen von nebenan.
Am Kinderheim
„Komm“. sagt Alex Knappe, „wir ziehen weiter. Er hat sich vorgenommen, heute für viele zu singen. Eine Postzustellerin bekommt eine Exklusiv-Show, dann steht der Sänger mit seinem Gitarristen im Vorgarten des Käthe-Kollwitz-Hauses, wo Kinder betreut werden, die zeitweise oder generell kein Elternhaus haben. „Seid Ihr Energie-Fans?“ ruft der Sänger hinauf zum Balkon. Klar, es erklingt das Lied von dieser „großen Liebe“ und für einen Jungen noch ein Geburtstagsständchen. Großes Hallo – und weiter.
Am Klinikum
„Weil ich wieder zuHause bin…“, singt Alex, und ins Mikro spricht er sein Anliegen: „Ihr seid hier das Herz der Lausitz – momentan. Ich kann nicht viel, aber ich habe ein paar schöne Lieder. Es kann passieren, dass man hier an Grenzen gehen muss. Im Moment noch nicht, Gott sei dank, Aber wenn, dann denkt vielleicht jemand mit einem Lächeln an diesen Moment. Es ist ein symbolischer Akt – nicht mehr und nicht weniger.“ Herzlicher Applaus prasselt vor dem CTK-Haupteingang. Das Publikum, Klinik-Personal und Patienten, verläuft sich in einen weiteren Tag voller Mühen und Sorgen.
An einem Wohnblock und am Sandower REWE singt Alex noch sein aufmunterndes Dankeschön für Cottbus: „Und wir kommen auch morgen noch wieder… singen immer weiter uns’re Lieder!“

Alexander Knappe 2
Am Dienstag gab’s bei der Tafel in Sachsendorf zum Lebensmittelbeutel noch Gesang und Blumen von Alexander Knappe obendrauf. Kay Noack (r.) Geschäftsführer des Albert-Schweitzer-Familienwerk Brandenburg e.V., kennt den Rock-Poet schon lange als Sportfreund und Unterstützer der Tafeln in der Lausitz Foto: J. Hnr.
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