Der Nackte Wahnsinn! Die Sardinen vergessen

Szenenfoto
Szenenfoto mit (sitzend v.l.n.r.): Ariadne Pabst (Belinda Blair alias Flavia Brent), Nathalie Schörken (Brooke Ashton alias Vicky), Susann Thiede (Dotty Ottley alias Mrs. Clackett), Kai Börner (Frederick Fellowes alias Philip Brent); (stehend v.l.n.r.) Gunnar Golkowski (Lloyd Dallas), Johannes Scheidweiler (Garry Lejeune alias Roger Tramplemain) Foto: Marlies Kross

„Der Nackte Wahnsinn”: Nachtrag zur Auftakt-Inszenierung des Cottbuser Schauspiels unter Thom Southerland.

Cottbus. Wer eigentlich was und mit wem vorhat in und mit diesem merkwürdigen Haus, spielt eine vollkommen untergeordnete Rolle – sie zelebrieren ja Theater im Theater, und da geht es einzig da-rum, die Requisiten zu vergessen, zu verlegen, zu verstolpern, an Drähten durch Türen zu zerren oder durch die Gegend zu schmeißen. Je doller und bekloppter, desto lauter sind die Lacher, und am Ende sitzt der entnerve Regisseur mit dem Hintern im Kaktus, und die Putze zieht im die Hose runter und mit der Zange die Stacheln aus dem Allerwertesten – der nackte Wahnsinn!
Genau so – „Der Nackte Wahnsinn” – heißt das Stück, das in diese Zeit passt, da dumpfer Unmut durch die Gassen schleicht. Wenn schon kein Brot, dann wenigstens Spiele! So halb lernt deutsche Kultur von den Römern. Das Staatstheater hat jedenfalls sein Schauspiel schon mal am 24. September mit einer Farce ins Rennen geschickt, der niemand unterstellt, das sie irgendeine Position bezieht. „Position” kommt hier nur im Zusammenhang mit einem Teller Sardinen vor, der niemals da ist, wo er sein soll. Und weil Susanne Thiede als Dotty, deren Herrschaft in Spanien (Bein hoch!) weilt, das in verbissenem Ernst, Gutes und Richtiges zu tun, köstlich erwirkt, wird das Stück stellenweise richtig gut.
Thom Southerland wurde extra aus der Heimatgegend des Autors Michael Frayn importiert, um die Slapsticks dümmlich genug im Ordnungs-Preußen einzuüben. Die Wanderbühne, drehbar, hat Frankis O’Connor gebaut. Sie stellt eine Wohnung voller Türen und Treppen dar, und darin läuft (oder eben nicht) die Hauptprobe eines Stücks, das wir nach der Pause (im Echt-Theater) erleben, und zwar von hinter der Bühne. Regisseur (im Stück) Gunnar Golkowski und sein Ensemble Ariadne Pabst, Johannes Scheidweiler, Thomas Harms, Nathalie Schörken, Amadeus Gollner, Kai Börner und Susanne Blodt erweisen sich als perfekt daneben. Alles amüsiert sich wie Bolle. Beifall, Beifall, Beifall! Hnr.

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