Lieberose, Zaue, Neu Zauche und Straupitz waren Stationen einer Erlebnis-Tour von Kirche zu Kirche / Was Engel und Epitaphe zu erzählen haben.
Hundert Jahre Segler-Verein und der einstige Zielbahnhof der Spreewaldguste – das sind populäre Fakten, die sich mit dem Ortsnamen Goyatz am Schwielochsee verbinden. Genau im Bahnhof, nicht weit vom See, haben die Touristiker ihren Sitz, und mit viel ehrenamtlichem Engagement und der Unterstützung der Kirchengemeinden starten von hier im „BürgerBus“ (ein ehrenamtlich besetzter Vereins-Linienverkehr) Touren ins Land. Schon zum 8. Male gab es jetzt eine Kirchennacht, diesmal als „mystische Wanderung“ ausgeschrieben. Alle älteren Kirchen bergen ihre Geheimnisse, ihre mystischen Geschichten um die Erbauer, die Künstler, die da wirkten, oder die Völkerschlachten, die sie überdauerten.
Erste Station war Lieberose, einstmals wie Goyatz eine Station der Spreewaldbahn. Vor 500 Jahren wurden die Von der Schulenburgs hier Standesherrn, und die Geschichte des Landstädtchens bleibt durch sie geprägt. Zwei Kirchen stehen hier unmittelbar beieinander am Markt. Die eine, die wendische, ist in Betrieb und mit barocker Ausstattung sehenswert; die andere, die deutsche, wurde seit 1945 zur Ruine. Der freischaffende lokale Historiker Andreas Weigelt wusste viel über das Zusammenleben der Slawen und der Deutschen hier in Lieberose zu erzählen. Er führte die Gäste, die aus allen Gegenden des Landes kamen, in das unbedachte Kirchenschiff und rätselte über das Verschwinden der beiden wichtigsten Schulenburg-Särge aus den Gruften. Oder sind sie vielleicht nur noch unentdeckt. Mystisch…
Die Wehrkirche von Zaue gewinnt an Reiz durch die Tatsache, dass Pfarrer Rödelius im 19. Jahrhundert kluge Landjungs auf den Besuch des Cottbuser Gymnasiums vorbereitete. Einer davon war Ludwig Leichhardt, der verschollene Australienforscher. Als Knabe lernte er hier wohl Latein und Botanisieren. Zum Taufengel, der seit 1720 unter der Kirchendecke schwebt, wird er ehrfurchtsvoll aufgeblickt haben. Etwas weiter entfernt steht die erstaunlich große Kirche von Neu Zauche mit schlankem, spitzen Turm. Sie ist 20 Jahre nach der Schinkelkirche im Nachbarort Straupitz gebaut worden. Die fasste 1000 Leute, und weniger durften’s in Neu Zauche dann auch nicht sein. Touristen erleben hier die Auferstehung von Ritter Jobst von Bredow. Den hat es 1619 hierher verschlagen, und er soll sich dafür verwendet haben, dass die Untertanen auch Deutsch lernen, um die biblische Geschichte und die Anordnungen auf den Frohnlisten zu verstehen. Bredow starb kinderlos dahin und verschwand aus der Geschichte, aber sein Epitaph, die an der Wand stehende halbplastische Grabplatte, wurde schön restauriert, und seit er in die neue Kirche umzog, kommt er gern mal ans Tageslicht, besonders für daherstreifende Touristen. Pfarrer Christoph Hanke im benachbarten Straupitz braucht keinen Ritter; er führt immer wieder gern selbst durch seine Kirche. Nur hat er ein Problem mit der Mystik. Mystisch sei hier eigentlich nichts, vielmehr alles hell, durch- und überschaubar. Eben in Schinkel-Art. Der Architekt war mit den Houwalds befreundet, wodurch die Gemeinde zu dieser schönen Kirche kam, die Schinkel entwarf, selbst aber nie sah.
So gab es im lichten Raum zur einbrechenden Nacht etwas Heraldik an den Erinnerungstafeln für die Houwalds, deren letzte Vertreter draußen auf dem Dorffriedhof ruhen. Mit Schinkel wurde der Spreewald modern. Gruften in der Kirche waren nicht mehr zu haben, nicht mal für Geld.
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