In Lauchhammer finden Anfang Oktober die ersten Kunstgusstage statt
Lauchhammer (trz). Das Kunstgussmuseum in Lauchhammer-Ost sollte in der Region jedes Kind kennen. Schließlich wird in dessen heiligen Hallen in der Freifrau-von-Löwendal-Straße jenes Handwerk präsentiert, das letztendlich die Entstehung des Industriestandortes Lauchhammer bedingte. Das war im Jahr 1725, als der erste Hochofen angeblasen wurde.
Größere Veranstaltung
Fast 200 Jahre später lädt Lauchhammer zu seinen ersten Kunstgusstagen. Vom 7. bis 9. Oktober haben die Protagonisten vom Museum und der Stadt Lauchhammer ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das sich Geschichte und Gegenwart des Kunstgusses auf die Fahnen schreibt. „Wir tragen uns gemeinsam mit dem Rathaus schon längere Zeit mit der Idee einer größeren Veranstaltung“, erklärt Gerhard Nies, Beiratsvorsitzender der Stiftung und des Freundeskreises des Kunstgussmuseums. Künftig sollen die Kunstgusstage in geraden Jahren stattfinden. Für die ungeraden ist das traditionelle Lauchhammeraner Stadtfest vorgesehen. Der Termin im Oktober sei dabei nicht zwingend, so Nies. Dieses Jahr sei es aber der einzige Zeitpunkt gewesen, an dem der Meißner Dombaumeister Günter Donath persönlich in die Lausitz kommen kann. Denn dieser Experte sorgt für einen von mehreren Höhepunkten. Donath präsentiert nämlich die Geschichte und Gegenwart der neun Tonnen schweren Johannesglocke im Nordturm des Meißner Doms, der eine Sonderausstellung im Kunstgussmuseum gewidmet ist.
Was nun diese Glocke mit Lauchhammer zu tun hat, obwohl sie Mitte der 1920er-Jahre im thüringischen Apolda gegossen wurde? Nun, im Zuge ihrer Rekonstruktion in den Jahren 2009/2010 wurde das Glockenoberteil, die sogenannte Krone, in der Lauchhammeraner Kunstgießerei neu gegossen.
Darüber hinaus sorgte die ebenfalls in der Kunstgussstadt beheimatete Firma Takraf dafür, dass auch das Joch denkmalsgerecht instandgesetzt werden konnte. Während der Kunstgusstage können die Besucher neben zehn Schautafeln mehrere schwere Teile der alten Glockenkrone bestaunen. Die Eröffnung der Schau erfolgt am Sonnabend, 8. Oktober, gegen 14 Uhr. Darüber hinaus werden mehrere Führungen durch das Museum angeboten. Am Nachmittag laufen darüber hinaus in der benachbarten Friedensgedächtniskirche mehre Filme zum Kunstguss.
Glockenguss hautnah
Bereits am Freitag, 7. Oktober, dürfen die Besucher einen echten Glockenguss hautnah miterleben. In der Kunstgießerei wird ab 14 Uhr gegossen und ein Kunstwerk erschaffen.
Der Sonntag, 9. Oktober, steht ganz im Zeichen der Familie. Um 14.30 und um 16 Uhr gibt es extra Führungen für Kinder durch das Museum. Diese leitet die Freifrau von Löwendal höchst selbst, verrät Gerhard Nies augenzwinkernd. Die Wahrheit ist: Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung steigt ins historische Kostüm und erklärt kindgerecht die Kunst des Gießens.
An allen drei Tagen warten der Kuchenbasar des Heimatvereins Lauchhammer, eine Hüpfburg, Kinderschminken und Gips-Relief-Gießen. Im Museum selbst hat sich in den vergangenen Monaten auch eine Menge getan. Sofort ins Auge fällt natürlich der neugestaltete Eingangsbereich. Darüber hinaus steht jetzt ein moderner Medienkubus zur Verfügung, der virtuell die Geschichte des Kunstgusses erzählt. Pro Jahr besuchen zwischen 2500 und 3500 Besucher das Kunstgussmuseum.
Die meisten nehmen teils sehr weite Anreisen in Kauf. Darunter befinden sich auch ausgemachte Fachleute. Nicht zuletzt sind auch Schüler und Studenten häufig im Kunstgussmuseum zu Gast. Kein Wunder, arbeitet doch die Einrichtung eng mit der Kunsthochschule auf Burg Giebichenstein in Halle (Saale) zusammen.
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