Neue stürmische Schlager-Kreuzfahrt

Anmerkungen zu „Madagaskar II“ der neuenBühne im Amphitheater am See.

 

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Zugabe! Zugabe! Und standing ovations am Ende der Kreuzfahrt, die alle unterm Amphi-Zeltdach begeistert hat. Das Ensemble der Neuen Bühne kann erstklassige Unterhaltung. Nächste Vorstellungen von „Madagaskar II – auf zu neuen Ufern am 15. und 16. Juni, jeweils 19.30 Uhr, und am 17. Juni, 18 Uhr. Weitere Termine im Juli und August Foto: J. Heinrich

 

Senftenberg. Zur Ehrenrettung der Heiligen Seefahrt sei versichert: All das, was hier passiert oder auch nur fast passiert, kommt auf echten Kreuzfahrten niemals vor. Außer vielleicht das Glücksgefühl, das vom Ensemble auf alle Zuschauer überspringt, die am Ende begeistert applaudieren, da und dort mitsingen und sich still ein paar Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln wischen. Wie herrlich kann doch unser Leben hier im Seenland sein, wie genussvoll geht ein schönes Wochenende zur Neige…
Wir sahen „MS Madagaskar II – auf zu neuen Ufern“ am vergangenen Sonntag. Das war schon die dritte Tour nach der Premiere. Die Arena war gut besetzt, aber es blieben auch Plätze frei. Jeder kann sich also an den kommenden Vorstellungsabenden auf den Weg machen. Das wetterfeste Freilichttheter ist riesig, und was geboten wird, übersteigt normale Erwartungen. Erste Klasse! Nicht die Geschichte, sondern eine Reihe von Situationen sind wichtig, für die Autorin Susanne Ockert, eine dramaturgisch höchst begabte Musikerin, die passenden Schlagerlieder oder Operetten- und Musicaltitel fand. Dass Senftenberger Schauspieler singen können, hatten sie spätestens in „Madagaskar I“ bewiesen. Regie (Winfried Schneider, der als Tänzer und Ballettmeister viel fast beiläufig fließende Choreografie untergebracht hat) und Ausstatter (Mike Hahne) haben die Handlung zu witzige Sketchen verdichtet, die mitunter aus wenigen Worten und einigen Gesten bestehen und immer zuverlässig treffen. Der Kapitan (MirkoWarnatz) hat Kahn und Crew nicht wirklich im Griff, so dass ein mysteriöser U-Boot-Offizier (Roland Kurzweg) ans Steuer kommt und nach dessen Ausfall gar die Schiffsärztin (Alrun Herbig) auf die Brücke geht. Chefstewardess Monika (Marianne Helene Jordan) gerät verliebt aus dem Konzept, wie überhaupt die ganze Meute zur Paarbildung neigt, falls es sich nicht ohnehin um (Senftenberger) Eheleute handelt, wie im Falle des trefflichen Touri-Pärchens Margot und Rocco in großblumigen Shorts und Shirts. Das Wagnis, Laien in perfekt professionelles Theater einzubauen, meistert Schneider verblüffend sicher: Er untersagt Hans-Peter Rösiger (dem Rocco also), Komödie zu spielen und statt dessen nur er selbst zu sein. Das gelingt (auch dank ordentlichen Gesangs!) und führt zu viel Beifall, weil hier ein überzeugender Typ besetzt ist. Jemand zwei Reihen hinter uns ulkte, bei „Madagaskar III“ werden dann auch Senftenbergs Bürgermeister und der OSL-Landrat eingesetzt, aber das war nur als Kompliment zu interpretieren.
In den weiteren Rollen spielen und singen Hanna Mark, Friedrich Rößiger, Catharina Struwe, Jan Schönberg, Anna Schönberg und Sybille Böversen.
Im zweiten Teil – wie schön! – steigern sich nicht nur die Gags, weil sich jetzt diverse Irrtümer auflösen und Konflikte zuspitzen, sondern es entwickelt sich auch musikalisch immer höherer Anspruch, beispielweise mit Hanka Marks Wehmuts-Song „Memory“ aus „Cats“. In der Zugabe später wird Marianne Helene Jordan mit „Über sieben Brücken…“ von Karat brillieren.
Die musikalische Gesamtleitung hat Andreas Ockert, der neben seiner Arbeit an Filmmusiken auch Produzent der Damenkapelle ist, die vom Podest rechts vom Dampfer den Ton angibt. Er selbst spielt das Keyboard, sonst sind aber in der Tat nur Damen an den Istrumenten: Susanne Ockert, Babette Voigt-Walter, Bianca Preché, Judith Rummel und Ada Scholl.

Die neueBühne nennt das Ganze „Schlagerette“, ein Musical aus Schlagern also.
Viel Spaß! J.Hnr.


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