Rastlos im Lockdown

Was macht die Eindämmungsverordnung mit den Traditionen und Vereinen? Das Beispiel Ströbitz.

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Jürgen Heinrich (l.) im Gespräch mit dem Unternehmer und Vorsitzenden des Bürgerverein Cottbus-Ströbitz Detlef Buchholz (M). und dessen Stellvertreter, Stadtverordneter Rüdiger Galle Foto: Nattke

Cottbus (hnr.). Die dicken wendischen Röcke und farbenfroh bestickten Tücher und Schürzen bleiben in den Truhen, Reiter lassen die Stiefel, Frauen die Kuchenbleche im Schrank, Instrumente der Kapellen sind stumm, auch die Lampions der Kleinsten leuchten nicht. Corona lässt die prallen Traditionsbilder der wendischen Dörfer und Ortsteile verblassen. Es gab keine Osterfeuer, um sie zu erhellen, und das Maibaum-Aufstellen in zwei Wochen wurde bereits verboten. Klappen die Aktivisten der Ortsteile ihre Laptops, Telefonlisten und Notizbücher zu? Aus und vorbei der schöne Nachbarschaftstraum?
„Nein, ganz im Gegenteil“, meint der Ströbitzer Bürgervereinsvorsitzende Detlef Buchholz. Für den engeren Vorstandskreis (vier Personen) konzentriere sich die Arbeit. Und wie immer gibt es für die „Ortsteilbürgermeister“ am letzten Donnerstag jeden Monats die AG Ortsteile – allerdings als Videokonferenz, „manchmal für einzelne mit Tonausfall, aber zu 90 Prozent klappt das:“
So gab es in Ströbitz auch Putztermine und im Herbst den gut organisierten Hoftrödel. „Aber wir sind nur noch kommissarisch unterwegs“, schränkt Buchholz ein, denn die Jahresversammlung mit der Vorstandswahl, die im November fällig war, ist auf unbestimmte Zeit verschoben.
Der Ströbitzer Bauunternehmer Rüdiger Galle, stellvertretender Vereinschef, sitzt für die CDU im Stadtparlament, das derzeit nicht tagt, obgleich viel zu entscheiden ist. „Für 9 000 gute neue Wohnungen müssen Flächen gefunden werden, davon 2 500 in Ströbitz.“ Für 1 800 sind Möglichkeiten nahe der BTU und am Viehmarkt ausgemacht. Es geht dabei um Stadtvillen, nicht um Eigenheime. Möglichst früh muss Stadtteilwissen in solche Entscheidungsvorbereitungen einfließen. Dazu tragen auch Stadtteilrundgänge mit dem OB und seinen Ämtern bei, der nächste kommenden Freitag.

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Ärgernis am Vetschauer Platz: Es war keine gute Idee, hier Wertstoffcontainer aufzustellen. Es kam zu Mülltourismus zum Ärger der Anlieger. Die Container sollen jetzt ersatzlos verschwinden
Foto: Helga Nattke

Wo es Probleme oder weiterführende Ideen gibt, nimmt der Bürgerverein das Heft in die Hand. Etwa beim Ärger um den „Mülltourismus“ zum Vetschauer Platz. „Dort bauen wir auf unsere Kosten den Wertcontainer-Stellplatz ersatzlos zurück“, erklärt Detlef Buchholz eine Vorstandsentscheidung. Schwieriger ist es mit dem fehlenden Radweg in der Fichtestraße. Das soll Freitag mit dem OB besprochen werden. „Man macht sich kaum Vorstellungen über den Aufwand für kleine Veränderungen“, sagt Rüdiger Galle. Für ein Rabattengeländer um den Ehrenhain mit den Denkmalen seien Formulare, Fotos und viele Zettel wie für eine Baugenehmigung erforderlich. Das gilt auch für ein Ortseingangszeichen, das sich die Ströbitzer wünschen.
Die Freiwillige Feuerwehr, Altanlieger im Ortskern, der Traditionsverein Wacker und andere sind zusammen mit dem Bürgerverein auch im Corona-Schatten rastlos für gute Nachbarschaft unterwegs. Ob alle zusammen irgendwann wieder auf dem Nevoigtplatz unbeschwert tanzen können?

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Menschenleere Traditionspflege. Gruppenfoto zur Fastnacht 2021 auf dem Ströbitzer Nevoigtplatz Foto: Bürgerverein / Kliche

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