Region: Läuft und läuft – 30. Osteuropäisches Filmfest

Großes Lausitz-Kino diesmal weltweit für das Publikum daheim / Cottbuser Szene steuert Lichtkunst auf Fassaden bei / Bis 31. Dezember laufen 150 Beiträge – online zugänglich für jedermann.

Filmfest
Wie ein entrücktes Traumschiff erhebt sich aus dem Ozeanblau des Osteuropäischen Film-Festivals das kunsterleuchtete Stadthaus am Erich Kästner-Platz Foto: Denis Kettlitz

Region (hnr.) So rechte Jubiläumsfreude will nicht aufkommen. Es ist ein Kampf zwischen Aufbäumen und Verzagtheit im Veranstaltungsort, dessen Kinos geschlossen bleiben wie alle anderen auch im Land. 30. Jubiläum hat das laut Bundespräsident Frank Walter Steinmeier „zum zweitbedeutendsten Filmfest nach der Berliner Biennale“ aufgestiegene Osteuropäische Filmfestival. Vom Ozeanblau, das sonst die Stadt fast gänzlich überflutet, ist aber wenig zu sehen. Gäste und erst recht Stars und Sternchen müssen nicht auf Wegen zwischen Spielstätten geleitet werden. Es ist einfach fast niemand da. Die Pandemie kippte den Festival-Start; beim Zweitversuch waren Dienstag knapp drei Dutzend Leute frierend mit Abstand auf der Straße, sahen die zuvor aufgezeichnete Eröffnung und einen Kurzfilm an der Außenwand der Arbeits-Agentur. Was für einen Botschaft ist das denn!?
Aus der Freikunst-Szene kam Licht und Hilfe. Das Stadthaus umhüllte verheißende Lichtkunst, nicht zur Filmwerbung, sondern für ein Kunstprojekt, das nun am Altmarkt fortgesetzt wird. Unterdessen bleiben die Lausitzer auf eine Heimpremiere an diesem Freitagabend gespannt: Kai Kohlschmidts Leichhardt-Saga läuft an. Der „Sandow“-Frontmann ging mit einer Künstlergruppe auf Suche nach dem ungeklärten Ende des Australienforschers, der inzwischen wenigstens als Skulptur auf dem Oberkirchplatz steht. Kohlschmidts Film dürfte – zumindest regional besehen – außerhalb jeder Wertung einer der Renner dieses hindernisreichen Jubiläumsfestivals werden.
In ein reduziertes digitales Jubiläumsprogramm wurden nunmehr 150 Filme aufgenommen, die seit 8. bis 31. Dezember 2020 im bundesweiten Stream laufen. Komödien, Krimis, Thriller, Dokumentationen – das ost- und mittelosteuropäische Kino kann mit großer Genre- und Themenvielfalt aufwarten – nicht nur in den vier Wettbewerben, sondern auch den weiteren elf Filmreihen.
Das FilmFestival Cottbus sei nicht nur eine Leistungsschau des osteuropäischen Kinos, sondern beschäftige sich auch tiefgehend mit Kultur, Geschichte und Politik in Osteuropa, sagt Bernd Buder, Programmdirektor des FilmFestival Cottbus. „Unser Programm macht neugierig auf eine Region, die sich durch eine faszinierende kulturelle Vielfalt auszeichnet. Erstaunlich ist auch wieder die Kreativität, mit der es Filmschaffende zwischen der Elbe und Zentralasien schaffen, alle Schichten und Altersklassen anzusprechen.“
Was dies betrifft, sind die Jüngeren dabei wohl im leichten Vorteil, aber der sonst isolierende Corona-Alltag bringt nachweislich auch hier in der Lausitz die Familien enger zusammen. So wird in warmen Stuben Zeit bleiben, den Zugang zu den Filmangeboten generationsübergreifend gemeinsam zu erschließen und die Kreditkarten richtig einzusetzen.
Gern lesen wir unter post@cga-verlag.de über Ihre Erlebnisse in dieser vor- und nachweihnachtlichen Kinowelt. Genießen Sie diese besonderen Wochen.

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