Regionale Banken kritisieren die Nullzinspolitik scharf

Sparkasse und Volksbank sehen alle Sparer als Verlierer der Entwicklung:
Region (mk). Rat- und Machtlos stehen die Banken der Region der Entscheidung der Europäischen Zentralbank gegenüber. Dessen Präsident, Mario Draghi, hatte vergangene Woche die Nullzinspolitik weiter verschärft- mit verheerenden Folgen für alle Sparer. „Wir erleben hier eine Sanierung der Staatshaushalte auf den Schultern der Kleinsparer und der Banken“, erklärt der Vorstand der Volksbank Spree-Neiße, Frank Baer. In der Nullzinspolitik sieht er eine Geldentwertung. Egal ob das Geld auf der Bank oder unter dem Kopfkissen liegt, es verliert mit der Inflation eingerechnet jeden Tag an Wert, sagt der Experte. In dieser „Zinssenkungsorgie“ sieht er große Risiken für das Finanzsystem insgesamt. Negativzinsen wird es bei der Volksbank derzeit aber nicht geben. „Das entspricht nicht unserem genossenschaftlichem Auftrag“, sagt Frank Baer. Auch an der Gebührenschraube möchte er vorerst nicht schrauben. Davon, Geld  unter das Kopfkissen zu legen, rät er ab. Solange die Zinsen nicht negativ sind, ist das Geld bei den Banken sicherer aufgehoben. Den Banken mache diese Zinspolitik aber zu schaffen. So werde die Marktzinsmethode ausgehebelt. Zinsen, wenn auch wenig, gibt es aber noch. Hierfür müssen Sparer ihr Geld aber langfristig anlegen.

 


Dirk Engler, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Spree-Neiße erklärt, dass mit dieser Entscheidung der Markt außer Kraft gesetzt ist. Das Signal der vergangenen Woche ist, dass sich so schnell nichts an der Niedrigzinsphase ändern wird. All jene, die für längere Zeit sparen wollen, etwa für die Altersvorsorge, sind die Verlierer dieser Politik. Auch Jens Merker, Finanzmanager der Sparkasse Spree-Neiße, erklärt, dass es sich mittlerweile um ein Negativgeschäft handelt. „Die Inflation frisst den Rest der Zinsen weg,“ sagt er. Bleibe diese Politik dauerhaft, sei sogar das Geschäftsmodell vieler Banken in Gefahr. Negativzinsen sind bei der Sparkasse dennoch kein Thema. Der Kunde, so rät die Sparkasse, sollte sich so verhalten wie bisher. Das eigene Heim, weiß Dirk Engler, ist derzeit die beste Kapitalanlage zur Altersvorsorge. Die Bauzinsen sind so günstig wie noch nie. Auch werde es für das Knax-Sparkassenbuch weiter Sonderkonditionen geben. „Wir wollen das Signal an die Bürger senden, dass Sparen sinnvoll ist. Dass es Sinn macht, Rücklagen zu bilden“. Enttäuscht zeigt sich Dirk Engler von der Politik. Von ihr habe er noch keine Positionierung zu dieser Entscheidung gehört. „Es kann nicht sein, dass deutsche Sparer die Kredite und Schieflagen anderer Länder finanzieren“, kritisiert er. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Spree-Neiße, Ulrich Lepsch, fordert, dass sich die Politik um die Sorgen der Menschen kümmert. Worauf kann der Bürger bei seiner Altersvorsorge und seinem Vermögensaufbau noch vertrauen?“ fragt er. Der Staat müsse wieder die Rolle des Investors und Konjunkturantreibers übernehmen. Nur so können Bürger und Unternehmen dem Euro, den Märkten und Europa wieder vertrauen.