Sisyphos ist bald ein Lausitzer

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Der Cottbuser Künstler Steffen Mertens präsentierte hier den ersten Sisyphos vor dem Gut Geisendorf Foto: T. Richter-Zippack

Am Gut Geisendorf startet einzigartiges Kunstprojekt am neuen „Gebirge“.

Geisendorf/Welzow (trz). Nahe des Gutes Geisendorf wächst derzeit ein kleines Gebirge heran. Die Bergleute der LEAG modellieren dort einen Endmoränenzug, der seine Umgebung um 20 bis 30 Meter überragen wird. Als ob das nicht schon eine kleine Sensation für sich wäre, setzt der Cottbuser Künstler Steffen Mertens noch eins drauf. Er gruppiert mehrere Sisyphose am Aufstieg zum neuen Aussichtspunkt. Allerdings soll nur einer den schweren Stein bergauf rollen, wie es in der berühmten Sisyphos-Legende heißt. Seinen Brüdern werden andere Schicksale zuteil, kündigt Steffen Mertens an. Der eine präsentiert sich wie ein stolzer Feldherr. Ein zweiter kommt unter die Räder. Der Dritte genießt den weiten Blick über die Lausitzer Landschaft. Und so weiter und so fort. Insgesamt sieben Sisyphose sollen in die Lausitz eingebürgert werden.
Ein Spiegelbild
„Die Figuren symbolisieren die gewaltige Umwälzung der Lausitz durch den Bergbau“, erklärt Mertens sein Ansinnen. Darüber hinaus bilden sie ein Spiegelbild der Menschen, die ihren Planeten Erde immer wieder umgestalten. „Quasi als Symbol für die Mühsal des Lebens“, so der Cottbuser. Zukünftig darf also  jeder, der vom Gut Geisendorf auf die neue Geisendorf-Steinitzer Endmoräne hinaufsteigt, seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Zum Leben erweckt werden die Sisyphose indes in Schwarze Pumpe. Genauer gesagt, in der dortigen Lehrwerkstatt der LEAG. Im Rahmen ihrer Ausbildung stellen die Lehrlinge die Figuren aus Stahlrohren her, die später verzinkt werden. „Wetterbeständig, stabil und sicher“, begründet Steffen Mertens seine Materialauswahl. Zuvor werde aus Papprollen jeweils eine Miniaturausgabe hergestellt. Der Künstler weiß die Arbeit der jungen Leute indes zu schätzen: „Sie sind voll bei der Sache. Und den Prototypen hätte ich selbst nicht besser machen können. Der gefällt mir richtig gut.“  Der „Prototyp“ durfte im Frühjahr schon mal Platz auf dem Eingangssockel von Gut Geisendorf nehmen. Er präsentierte sich dort, als würde er schon immer da sitzen.
Klar, dass jeder Sisyphos seinen eigenen Stein erhalten wird. Dabei handelt es sich um Findlinge, die im nahen Tagebau Welzow-Süd ans Tageslicht kamen. „Die große Kunst besteht nun darin, die Figuren an die jeweiligen Steine anzupassen“, so Mertens.
Name für Sisyphos
Der 73-jährige Bildhauer, übrigens gelernter Maurer, will sein Vorhaben in zweieinhalb bis drei Jahren vollendet haben. Bis dahin wird auch die Geisendorf-Steinitzer Endmoräne vollendet und öffentlich zugänglich sein. Eine Frage bleibt allerdings noch offen: Welche Namen werden die Figuren tragen? „Das ist mir noch gar nicht so bewusst geworden, ist aber eine gute Idee. Ich denke, da fällt mir etwas Passendes ein“, kündigt Steffen Mertens vielversprechend an.