Der Burgnachbau am authentischen Ort bekommt einen musealen Neustart
Vetschau (hnr.) Sie liegt malerisch und von der Autobahn aus gut einsehbar in praller Sonne und führt doch seit Jahren ein Schattendasein: Die Slawenburg von Raddusch. In den 1980er Jahren wurde an dieser Stelle im Tagebauvorfeld eine solche Burg, von deren Art die Niederlausitz bis zum 8. Jahrhundert übersät war, ergraben. Der beachtlichen Archäologischen Leistung setzte der Konzern Vattenfall in seinen Glanzzeiten die Krone auf und baute eine überzeugende Replik mit ansehnlichen Museumsräumen innerhalb des Walls. Darin entsteht derzeit eine völlig neu konzipierte Ausstellung, die am 28. August eröffnet werden soll.
Zu sehen gibt es dann, gestützt von modernster medialer Technik, das reiche Material der Lausitzer Bergbau-Archäologie zurück bis zur Steinzeit. Insofern war es weitsichtig vom neuen Betreiber, der Vetschauer Entwicklungsgesellschaft, einen praktisch erfahrenen und publizistisch begabten Archäologen als Leiter der Burg einzusetzen. Die bisherige Führung des Objekts allein durch einen Verein war verdienstvoll, musste aber an Grenzen stoßen. Die Slawenburg Raddusch kann sich nicht in der Absicht erschöpfen, heimische Schulklassen durch die Jahrhunderte zu führen und in Hochbeeten Kräuter zu pflegen – sie hat vielmehr das Potenzial und die Aufgabe, ein europäischer Touristenmagnet und Ort von Fachkonferenzen zu werden, der Landschafts- und Kulturwandel in einzigartiger Form zu erzählen vermag. Zunächst stehen Mittel zur Verfügung, die Räume mit zeitgemäßen Vitrinen auszustatten, deren Inhalte längst didaktisch aufbereitet sind. Die Eröffnung der neuen Ausstellung zum Ende August bleibt nach den coronabedingten Handlungspausen (Fachkräfte aus Österreich konnten nicht einreisen) ein ehrgeiziges Ziel für eine erste Etappe des Neubeginns.
Für das kommende Jahr denkt Lipsdorf an eine Sonderausstellung zum 200. Geburtstag von Prof. Rudolf Virchow, „einem Freund und Kenner der Lausitz.“ Der Berliner Mediziner hat hier, insbesondere am Burger Burgberg, gegraben, aber auch im fernen Georgien gewirkt. Nach dort unterhält Lipsdorf, unter anderem durch eine Ehrenbürgerschaft, enge Verbindung. Insofern kann sich mit dem Thema für die noch schattige Slawenburg-Situation ein sehr sonniger internationaler Aspekt ergeben.
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