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Wenn auch aktuell wieder in Aufruhr und (mal wieder) nicht zu Tourismus einladend – von allen Ländern am Golf ist der Iran wohl das spannendste. Islamisch regiert, gewährt der Staat doch anderen Glaubensgemeinschaften (Zorotrasten, Christen und sogar Juden) Religionsfreiheit. Die Menschen leben modern, sind aufgeschlossen und sehr kontaktfreudig. Vor der 1979er Chomeini-„Revolution“ lebten sie in modernem westlichen Stil. Die Villa des damaligen Schahs kann heute in Teheran besichtigt werden, aber strenge Gesetze machen den Alltag freudlos ohne Kino, Konzert, Oper, Theater, Tanz u.ä. Unter den Bögen einer Brücke bezog uns die Jugend in leises Singen und zaghaftes Tanzen ein. Einige sprechen deutsch, sparen und träumen vom Auswandern. Dabei lieben sie ihr Land und sind stolz auf Geschichte, die nach Jahrtausenden zählt. Im Museum in der Hauptstadt stehen 5000 Jahre alte Öllampen und Schrifttafeln in den Regalen. Daneben die schönsten Steinreliefs aus Persepolis, der altpersichen Residenz, die Daryos I. und sein Nachfolger Xerxes ab 520 errichteten. Eigentlich war das keine Stadt, sondern ein Ort für große Empfänge aller Völkerschaften. Die Pracht ist schon bald zertrümmert worden, aber im Schutz von Wüstensand konnten herrliche Reliefs bis zur Ausgrabung im 18. Jahrhundert überdauern und erzählen heute als UNESCO-Erbe Weltgeschichte. Viele Menschen reisten dorthin, Friedrich Werner Graf von der Schulenburg (von weißen Stamm, also nur sehr entfernt verwandt mit denen aus Lieberose vom schwarzen Stamm dieses Uradelsgeschlechts), deut- scher Gesandter, den die Nazis hinrichteten, ließ seinen Namen hier sogar einmeißeln.
In Stein gemeißelt überdauerten auch Botschaften des im Iran noch immer gefeierten Dichters Hafis, der 1315 bis 1390 in Shiraz lebte. Goethe war so von seinem poetischen Werk begeistert, dass er ihm einen ganzen Gedichtband widmete („West-Östlicher Diwan“). Shiraz, unweit vom Persischen Golf, hat heute fast zwei Millionen Einwohner, aber nur noch ein paar Morgen Reben, deren Trauben zu Rosinen getrocknet werden. Die Islamische Revolution hat die Winzer nach Südafrika und Australien vertrieben, woher heute diese köstlichsten aller Rotweine mit den Namen Shiraz oder Shirah kommen. Die „Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen“ muss ohne ihr Markenzeichen leben, aber täglich strömen Menschen zum Grab ihres Dichters und legen liebevoll die Hand auf den Marmor.
Begehrlichkeiten der reichen Golfländer richten sich vor allem nach Isfahan und Umgebung. Von dort beziehen sie die kostbarsten Teppiche für ihre Paläste und Moscheen. Der größte und wertvollste liegt in der Scheich Zayid Moschee in Abu Dhabi (Folge 3 dieser Reihe), der über 5 600 Quadratmeter groß und 47 Tonnen schwer ist. „Isfahan ist die halbe Welt“ sagt ein persisches Sprichwort und meint damit die Pracht dieser heutigen Zwei-Millionen-Metropole aus dem einstigen Reich der Safawiden (1501-1722). Hier gibt es in den kleinen Läden der Künstler die wundervollsten Miniaturmalereien, die vor allem das Polospiel eleganter Reiter auf rassigen Pferden zeigen. Der riesige Imam Platz, heute eine edle Grünanlage, umgeben von Moscheen, Souks und jetzt auch modernen Läden, war Ort der Reiterspiele – einfach herrlich!
Nein – die heutige fade Sachlichkeit des iranischen Alltags passt nicht zu diesen grundfrohen iranischen Menschen. SCHLUSS
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