Cottbus: Meisterchoreografien – Tanz wie klingende Gemälde

Cantus 3
Beide sind sie Max-Grünebaum-Preisträger: Venira Welijan (2008) und Stefan Kulhawec (2010) – hier in einem akrobatischen und doch schwebend leichten Pas de Deux in „Cantus“ von Nils Christie Foto: Kross

Anmerkungen zum Ballett „Menschenskinder“.

Cottbus. Die Cottbuser Ballett-Company hat sich erneut für ein höchst anspruchsvolles Projekt verstärken können und bietet mit 13 Tänzerinnen und Tänzern einen faszinierenden Abend unter dem Titel „Menschenskinder“.
Ausruf oder Feststellung – was diese Menschen-Kinder in zauberhafter Körpersprache über sich, ihr Leben, ihre Lust, ihre Musik, ihre Gefühle mitzuteilen haben, geschieht nicht in Druckbuchstaben, sondern in fließender, schwungvoller, fliehender Schreibschrift. Alles ist darin zu erkennen, was sie bewegt, woher sie kommen, wohin sie wollen in ihrem Schwung, in ihrer absatzlosen Geschmeidigkeit, die unbekümmert und voller Witz wirkt. Das ist ganz große tänzerische Erzählkunst.
Im Mittelpunkt steht zu packend- treibender Klaviermusik Nils Christes Choreografie „Cantus“. Hier gehört alles zueinander, Tänzerinnen und Tänzer scheinen die gleichen Sachen zu tragen, mehr steigerbar ist Harmonie im Paar oder in großen Gruppen nicht. Da fließt Bewegung aus Musik dahin zu einem klingenden Gemälde, das festzuhalten leider nicht möglich ist. Vielleicht haben ihm, dem Holländer Nils Christe (Jg. 1949), der weltweit unterwegs ist, die großen Bilder-Meister und Landsleute Gene überlassen.
Palucca-Schülerin Birgit Scherzer ist hier schon gut bekannt. Sie trägt zunächst das rasante „Keith“ zum Abend bei – rennend, springend, atemlos.
„Anywhereme“ ist nicht wie „Cantus“ eine Erstaufführung, sondern lange erprobt und für diese Company nun mit viel Einfühlung erarbeitet. Ganz zart, ganz empfindsam sind die Annäherungen. Und so überzeugend getanzt!
Der Ballettabend fordert höchste Kondition. Ausfälle wurden schon ersetzt. Nächste Vorstellung am Reformationstag. J.Hnr