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Die uralte Mühle am jungen See

Radeln & Rasten | Von | 2. April 2014

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René Jahn hat eben gebratenes Karpfenfilet auf Schwarzwurzel mit Kräutersauce und Kartoffeln zubereitet. Das gibt’s hier für 9.90 Euro und richtig zum Sattwerden

Gezecht wurde hier schon vor über 100 Jahren / Jetzt geben sich vor allem Sachsen und Preußen ein fröhliches Stelldichein – und bestellen Fisch 
Senftenberg (MB). Seit wann es hier eine Mühle und seit wann einen Müller mit Ausschank-Gelüsten gab, das interessiert Rosemarie Dobra nicht sonderlich. Sie hatte noch nie Zeit, gründlich darüber nachzudenken. Seit sie den Laden 1996 übernommen hat, gab es immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. „Vielleicht gibt’s die Gaststätte seit 1902, oder seit 1848 – ich weiß es nicht. Aber sie gehört jetzt mir, und ich bin glücklich, dass ich so ein Dorf getroffen habe,“ sagt sie. Niemtsch (der Name im wendischen Gebiet geht auf „nemez“, also die Deutschen zurück) am südlichen Seezipfel ist längst Ortsteil von Senftenberg, hat sich aber das dörfliche Flair einschließlich Schützen-, Karneval- und andere Vereine bewahren können. Alle feiern gern bei Rosemarie Dobra. Die schätzt solche Kontakte, obwohl ihr Haus längst in Sachsen wie Preußen, also mindestens von Dresden bis Cottbus, gut bekannt ist und Busgesellschaften aus ganz Deutschland zu Gast sind. In ein paar Tagen beginnt die Spargelzeit. Dann werden hier bergeweise die zarten Stangen aus Sallgast oder von Ricken im Spreewald verspeist – üblicherweise etwa 100 Kilo am Tag.
Die Wirtin ist unverkennbar Mecklenburgerin. Vor jetzt fast 40 Jahren hat sie’s (natürlich durch die Liebe) in die Lausitz verschlagen. Sie kennt sich in der Gegend aus, findet aber Senftenberg am schönsten. Dort hat die gelernte Gastronomin in der legendären Nachtbar „Zum Goldenen Roß“ gearbeitet. Nein, vom Selbständigsein hat sie nie geträumt, aber als es weder HO noch Konsum mehr gab, blieb nur das. Arbeitslos? „Ich hab’ zuhause gelernt, dass man für Geld arbeiten muss, nicht nur die Hand aufhalten“, verkündet sie ihr Prinzip. Das kann auch mal weh tun, wenn, wie in ihren ersten fünf Jahren hier in der „Mühle“, die einige Jahre brach gelegen hatte, nie Zeit zum Verschnaufen bleibt. Aber sie hat’s geschafft, konnte die zunächst gepachtete Gaststätte in ihr Eigentum bringen und erfreut sich mit ihren hoch motivierten Stammleuten besten Ansehens. „Jetzt kommen gerade die Stamm-Camper zurück. Das ist schön, wenn die Wiedersehensfreude zu spüren ist. Viele kennt sie seit zehn Jahren.
Bewahrt hat sich Rosemarie Dobra die Kunst der Einfachheit, die zur gutbürgerlichen Küche gehört. Oft steht sie selbst am Herd, wenn nötig auch hinterm Tresen. Gastronomie interpretiert sie als solides Handwerk. Wieviel Lehrlinge sie ausgebildet hat, kann sie nicht sagen, aber sicher über 100. Es macht ihr Freude, Wissen zu vermitteln, jungen Menschen etwas auf den Weg zu geben.

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Regina Herrchen serviert den Damen freundlich und mit vielen netten Worten hausgemachte Gänsesülze mit Röstern – eins von den feinen Gerichten, die jetzt außerhalb der Hauptsaison Kenner in die Niemtscher Mühle lockt. Ansonsten ist das Haus für Fisch direkt aus dem Senftenberger See berühmt.

Und es macht ihr Spaß, einen gastlichen, freundlichen Platz hier am See anzubieten. Der Gastraum und selbst die Terrassen vorm Haus und der Biergarten daneben sind liebevoll und originell geschmückt. Jochen Knie, ein ganz witziger Holzkünstler aus Königstein, hat sich hier produziert. Auch einen hölzernen Mühlen-Esel hat er ins Lokal gestellt.
Die alte Mühle, die schon vor Jahrhunderten an der Schwarzen Elster klapperte, hat sich mit dem jungen See arrangiert. Die Schiffslinie legt in Sichtweite an und natürlich bringen die Fischer ihre Ernte in Rosemarie Dobras Küche. Karpfenfilet, Forelle Blau oder Rotfeder – eingebacken und filetiert – sind beliebte Positionen auf der Speisekarte. Und als waschechte Mecklenburgerin dürfte die Niemtscher Müllerin mit den Schätzen aus deutschen Binnenseen ja kein Problem haben. Jeder kann’s probieren.       hnr.



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