Brahma, Vishnu, Shiva, Marx und Mao -Götter & Götzen im südlichen Sukontinent (III)
Notiert und fotografiert von Petra und Jürgen Heinrich
Quartier im Hausboot / Von den Backwaters hinauf zu Blauen Bergen
Schwimmende Hotels. Unten sind komfortable Zimmer, oben der Klub und die Messe. Bananen (r.) und Kokospalmen am UferWir haben die Reisfelder und Salinen (Salzfelder) passiert, auch Bananenhaine und die dunkelgrünen, kirschbaumgroßen, jetzt bräunlich blühenden Mangobäume gesehen und erreichen Alleppey, auch Alappuzha genannt. Die knapp 200 000-Einwohner-Stadt rühmt sich ihrer Schlangenbootrennen im August. Bis zu 120 Ruderer sitzen in einem Kahn und rackern sich um den begehrten Pokal.
Viel ruhiger geht es in den schwimmenden Hotels zu. In einem machen wir es uns gemütlich, dichten eilig die Fenster ab aus Angst vor Moskitos. Aber die gibt es grad mal nicht. Zum Glück. Auch Krokodile gibt es hier nicht mehr; die hat der Ökoschock aussterben lassen. Die brackigen Wasserstraßen sind, wie das ganze Land vermüllt. Schön fliederfarben leuchtende Hyazinthen, die das Wasser in dichten Teppichen bedecken, weisen auf überdüngte Seen hin. Unser Dusche und die Toilettenspülung werden das Blütenmeer nähren.
Aber schön ist es doch, dieses Backwater-Revier – ein Spreewald in indischen Riesendimensionen: 29 zum Teil sehr große Seen, 44 Flüsse und 1500 Kilometer Kanäle vernetzen sich zu einer einzigartigen Wasserlandschaft. In bescheidenen Lehmhütten, mit Palmblättern gedeckt, wohnen auf den Kaupen Bauern und pflegen Felder oder füttern Wasserbüffel. Die sind der Reichtum der kleinen Leute. Wer einen Wasserbüffel besitzt, hat ein Arbeitstier und beste Milch. Nach einigen Jahren kommt er ins Schlachthaus, das Geld reicht für ein Jungtier und ein bisschen mehr. Indien, das die Kuh heilig hält, ist der größte Rindfleischexporteur der Welt. Büffel sind keine Kühe – ihr Fleisch ist hochwertig. Auf dem Damm begegnet uns ein 14-jähriger Junge. Picobello sauber kommt er aus der Schule. Mehr als eine Stunde hat er zu laufen, aber Bildung hat im kommunistischen Kerala selbst an entlegensten Orten einen hohen Rang. Er zieht sich in der fast unmöblierten Kate um und wird nun auf dem Feld helfen.
Am nördlichen Ende des Backwater-Reviers erreichen wir Cochin, neuerdings auch Kochi genannt, eine 600 000 Einwohner zählende Stadt an einem ausgedehnten Naturhafen. Der ist Europäern und Chinesen schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt, und so fanden die arabischen Gewürzhändler dieses Land. Auch die Chinesen kamen früh, wovon deren eigenartige Fischnetze bis heute zeugen. Aus Bambusstangen ist eine Art Netz-Kran konstruiert. Eines dieser blauen Netze hebt sich gerade langsam aus dem Wasser, aber selbst die schneeweißen Reiher sind enttäuscht, dass kaum ein Dutzend Fischlein im flach ausgebreiteten Netz zappelt. Das muss früher besser funktioniert haben.
Wir schauen uns in den engen Gassen nach Essbarem um. Kein Problem. Es gibt Reis auf einem Bananenblatt, dazu Näpfchen mit gedünstetem Gemüse und verschiedenen Soßen. Wer gut futtert (mit den Fingern) bekommt Nachschlag. Schmeckt und macht für 70 Rupies richtig satt – knapp ein Euro also.
Wir kehren dem feuchtheißen Gebiet den Rücken, steuern das Landesinnere an. Steil geht es berghinauf. Bals säumen Teeplantagen die Serpentinen. Hier wohnen kühl und entspannt die Maharadshas. Wir jetzt auch.
Demnächst:Bei den wilden Elefanten
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