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Schönheit im Untergang

Feuilleton | Von | 29. Januar 2016

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Szenenfoto aus dem Ballett „Das Bildnis des Dorian Grey“ mit (v.l.n.r.): Jason Sabrou (Dorian Gray), Greta Dato (Sybil) und Niko König (Basil) Foto: Marlies Kross

Das Cottbuser Ballett tanzt nach Oscar Wildes Jahrhundertbuch „Das Bildnis des Dorian Gray“:
Cottbus. Der selbstverliebte Dorian hat wenig Glück mit seinem Lebenskapital. Jedenfalls glaubt er, dass Schönheit ein solches sei und scheitert an der Umwelt, die, teils mit Zuneigung, teils in nackter Gier nur Lust sucht. Welch eine Herausforderung für die große Sprache des Tanzes!
Oscar Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ (1891) war in Bibliotheken immer schnell vergriffen. Hochspannend ist die Geschichte, in der sich der männerverliebte Autor selbst spiegelt und in gründlicher Gesellschaftsanalyse nach allen Seiten austeilt. Choreograf Lode Devos mit seiner ersten Arbeit in Cottbus reduziert den Stoff auf die Spannungsfelder zwischen wenigen Personen. Die sind so präzise gezeichnet und in lebende Bilder und Visionen gegossen, dass der dramatische Verstoß und des Schönlings Tod den ganz logischen Schluss bilden, übrigens immer bei ideal ausgewälter, die Handlung verdichtender Musik, u.a. von Franz Schubert, Rachmaninow und Arnold Schönberg. Anne-Frederique Hoingne, bis 2014 selbst Tänzerin, hat im Kontrast zur letztlichen Nacktheit weiche, weit körperumspielende Hemden und Beinkleider entworfen.
Den stärksten Eindruck gibt Niko König mit seinem Basil, der in weiten, geschmeidigen Bögen, die sich von den Finger- bis zu den Zehenspitzen schlängeln, Arglosigkeit gaukelnd in bodennahen Schwüngen das Subjekt der Begierde einkreist. Er ist der Maler, der sich erst ins eigne Bild und dann ins Modell verliebt. Jason Sabrou tanzt seinen Dorian unter stets mitschimmerndem Schuldbewusstsein, was der Figur gelegentlich nötigen Übermut nimmt. Den teuflischen Lord Henry verkörpert mit großartiger tänzerischer Sicherheit Stefan Kulhawec, Greta Dabo ist sinnlich und erschreckt die expressive Greta Dato, die, wie auch Niko König in weiterer Rolle zusammen mit Emily Downs, Denise Ruddock, Inmaculada Marin Lopez und René Klötzer als Londoner High Society auftritt.
Bravo! Eis neues Meisterspiel zwischen klassischem Ballett und modernem Bühnentanz.Am 30.01., 20 Uhr, ist die nächste Vorstellung in der Kammerbühne, dann wieder am 13.2.       J. Hnr.



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