Region. Knapp 300 Gäste haben beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer Cottbus (HWK) über die aktuellen Herausforderungen für das Jahr 2023 diskutiert. Fachkräftegewinnung, stabile und bezahlbare Energieversorgung, frühzeitige Berufsorientierung und der faire Umgang miteinander waren die zentralen Themen, über die sich die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Beisein von Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke, Wirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach und dem ZDH-Präsidenten, Dachdeckermeister Jörg Dittrich, austauschten.
„Es gibt nach drei Krisenjahren viele Unsicherheiten und Ängste. Es ist wichtig, sie auszusprechen“, sagte HWK-Präsidentin Corina Reifenstein in ihrer Rede und appellierte an den Gemeinsinn. Die rund 9.400 südbrandenburgischen Handwerksunternehmen mit ihren rund 45.000 Mitarbeitern und 1.700 Lehrlingen erwirtschafteten 2022 knapp vier Milliarden Euro Umsatz. „Ohne Fachkräfte ist diese starke Leistung nicht zu schaffen“, so die Bauingenieurin. „Gerade deshalb setzen wir alles daran, junge Frauen und Männer für unseren Wirtschaftszweig zu begeistern. Derzeit aber landen zu wenige Schulabgänger in unseren Betrieben. Das A und O ist eine frühzeitige Berufsorientierung in allen Schulformen. Dafür muss Zeit in den Lehrplänen freigeräumt werden.“ Auch Dipl.-Ing. Mathias Bothe, Geschäftsführer der elmak Elektroanlagenbau Heizung u. Sanitär GmbH aus Peitz, sieht die größten Herausforderungen des neuen Jahres in der Gewinnung und Bindung von qualifizierten Mitarbeitern.
Das etablierte Unternehmen ist in den Bereichen Elektro, Sanitär und Heizung aktiv. „Wir sind breit aufgestellt und in stark nachgefragten Märkten unterwegs“, betont der Geschäftsführer. Die Politik sollte im neuen Jahr endlich das Thema Bürokratieabbau angehen und die Rahmenbedingungen für verlässliche Energie-, Rohstoff- und Materialangebote schaffen. Nach dem umsatzstärksten Jahr der Firmengeschichte, als das sich 2022 herausstellte, blickt Mathias Bothe optimistisch in das neue Jahr.
Liefer- und Materialprobleme sorgten auch bei der traditionsreichen Dachdeckerei Waske für ein turbulentes Jahr 2022. So wurde Dipl. Ingenieur und Dachdeckermeister Lothar Waske im Materialeinkauf selbst aktiv und fuhr neben deutschen auch polnische Großhändler ab, um Material für seine Kunden zu beschaffen. An Arbeit mangle es nicht; vom neuen Dach über Reparaturen bis hin zu Photovoltaikanlagen, „denn die gehörten natürlich auf das Dach und nicht auf den Acker“.
Für 2023 wünscht er sich wieder mehr unternehmerische Planbarkeit mit weniger Materialproblemen. „Wir müssen die Dinge angehen und lösen“, betont er optimistisch.
Auf ein turbulentes Jahr mit stark steigenden Papier- und Energiepreisen blickt der Cottbuser Druckereichef Frank Schiemenz zurück. „Nach der Coronaphase mussten wir zu Beginn des Jahres erst einmal mit unseren Kunden die längst durchgeplanten Projekte neu sondieren. Auch hatten sich über die Coronazeit neue Kundengewohnheiten entwickelt, die berücksichtigt werden mussten“, erläutert Frank Schiemenz im Rückblick auf das vergangene Jahr. Trotzdem bleibt er gut gelaunt und zuversichtlich für dieses Jahr: „Natürlich bleiben die Themen Mitarbeiter, Material- und Rohstoffpreise die Herausforderungen der kommenden Monate. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.“
Auch für Gorden Aernecke, Gebäudereinigermeister und Geschäftsführer der Bebra Gebäudemanagement- und Service GmbH war das vergangene Jahr ein erfolgreiches und herausforderndes zugleich. Nach der ausklingenden Pandemie stand die Kundenzufriedenheit ganz im Fokus. Im Neuen Jahr wird das Thema Ausbildung und das Begeistern junger Menschen für die Arbeit in Gebäudedienstleistungen noch deutlicher an Priorität gewinnen.
Der Wunsch nach stabilen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen sowie Frieden in ganz Europa einte auf dem Empfang die Handwerkerfamilie. So hoffen auch Hans-Joachim Waury, Geschäftsführender Gesellschafter der Waury Fördertechnik GmbH und HWK-Vizepräsident (Gesellen) sowie Kraftfahrzeugtechnikermeister Karsten Drews auf diplomatische Lösungen im Ukraine-Konflikt 2023, auf Gesundheit der ganzen Gesellschaft.
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