Lausitzer Dachdeckerhandwerk ist fit für die Zukunft

Dachdecker-Obermeister Marco Lecher
Dachdecker-Obermeister Marco Lecher gibt Einblick in das Dachdeckerhandwerk und die Innungsarbeit. F.: FH

Region. Auf eine lange Tradition blickt das Lausitzer Dachdeckerhandwerk zurück. Einst in Zünften organisiert, gründeten die Handwerker am 30. Juni 1903 eine Dachdeckerinnung in Cottbus. Auf der ersten Innungsversammlung im Hotel Schwan wurde Dachdeckermeister Paul Pein zum ersten Obermeister gewählt.
Auch nach stolzen 120 Jahren ist die Innungsarbeit wichtiger denn je. Sie sichert die Qualität der Ausbildungs- und Handwerksarbeit und vertritt die Interessen der Mitgliedsbetriebe. „Der fachliche Austausch und die Weiterbildung sind für uns enorm wichtig. Neue Techniken, Produkte und gesetzliche Vorgaben sind für den einzelnen Betrieb im Tagesgeschäft kaum zu stemmen. Hier tauschen wir uns regelmäßig aus und veranstalten jährlich im Februar unsere Weiterbildungswoche“, betont Obermeister Marco Lecher, der 2016 in die Fußstapfen von Obermeister Lothar Waske trat. „Als Innung arbeiten wir auch stetig an der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wertschätzung unseres Handwerks. So sind wir seit Jahren sehr aktiv auf vielen Messen vertreten und werben dort auch für den attraktiven Beruf des Dachdeckers. Das zahlt sich aus. Der Beruf ist beliebt – zunehmend auch bei Gymnasiasten und Studienabbrechern. Über 560 Dachdecker haben wir in den vergangenen 20 Jahren ausgebildet. Etwa 30 Lehrlinge starten jedes Jahr mit ihrer Ausbildung“, so der Obermeister.
Wie in vielen Branchen, hat sich auch im Dachdeckerhandwerk in den vergangenen Jahrzehnten einiges verändert. Vor allem der Einsatz von Technik, wie Kräne aber auch akkubetriebene Arbeitsgeräte, haben die körperliche Arbeitsbelastung erheblich reduziert und den Arbeitskomfort erhöht. Auch die Wertschätzung gegenüber den Handwerkern ist gestiegen.
Dafür sind die Dachdecker durch viele neue gesetzliche Regulierungen im Umwelt- und Brandschutz sowie neue Produkte gefordert. Durch Dachinstallationen von Photovoltaik- und Solaranlagen sowie zusätzliche Dämmungen im Dachbereich sind sie auch eine Schnittstelle in der sogenannten Energiewende.
So ist es auch kaum verwunderlich, dass die Coronazeit die Auftragslage der Betriebe kaum beeinflusst hat. Allerdings haben Kostensteigerungen und Materialengpässe Sand ins Getriebe der Betriebsabläufe gestreut. „Wir als Dachdecker haben uns langfristige Verlässlichkeit und Sicherheit auf die Fahnen geschrieben, da ist es besonders schwer für uns mit den Kunden über stark gestiegene Kosten und damit auch Preise zu reden“, erläutert Marco Lecher. Nur langsam normalisiere sich der Industrie- und Großhandelsmarkt wieder.
Trotzdem gibt es angesichts der aktuellen Umfeldfaktoren keine Zeit zum Ausruhen. Bauregularien, steigende Finanzierungs- und Rohstoffkosten bremsen derzeit den Haus- und Wohnungsneubau enorm. Das bringe in der Zukunft Probleme für Mieter und Handwerk gleichermaßen mit sich. Hier müsse die Politik durch günstige Kredite, Bürokratieabbau und weniger Regularien schnell gegensteuern.
Für seine Branche und Innung blickt der Obermeister trotzdem positiv in die Zukunft. Zum einen bleibe ein dichtes Dach das A und O eines jeden Hauses. Zum anderen liege das an den engagierten Innungsbetrieben und einem erfahrenen Geschäftsführer mit Herzblut. Zusammen mit der 120. Jubiläumsfeier an diesem Freitag, feiert Geschäftsführer Jürgen Naujokat 25-jähriges Dienstjubiläum.

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