Von Traumstraßen oder romantischen Wegen und Plätzen melden sich Jürgen und Petra Heinrich aus ihrer rollenden Redaktionsstube im Wohnmobil.
Wir sind sonntags zur Kaffeezeit (5.9.) in Cottbus-Ströbitz gestartet, haben an der Strecke durch die Lausitz, Tschechien, Österreich, Slowenien und Kroatien, Tabor, Freistadt, Linz, Graz, Zadar und andere Sehenswürdigkeiten besucht. Stellplätze und freundliche Leute gab und gibt es überall. Weiter geht’s nach Süden.
Frühstück im Stadtgewimmel von Zadar. Wir starten unser Mobil Richtung Split, wollen zuvor Trogir nicht verpassen. Wegen des Reliefs daheim. Ein geflügelter Jüngling mit Stirnlocke und kahlem Hinterkopf. Das ist Kairos, griechischer Gott des günstigen Augenblicks. Benediktinerinnen in der Kohl-Genscher-Gasse gaben uns die liebevoll gefertigte Kopie vor etlichen Jahren mit auf den Weg. Wir hatten eine „Gelegenheit beim Schopfe gepackt“. Die Nonnen sind noch in Trogir, viele Touristen drängen sich in der engen Altstadt in kaum zwei Meter breiten Gassen. Am Hauptplatz steht die Kathedrale Sv.Lovro mit dem tollen Portal aus dem 13. Jh. An den Seiten recken sich Löwen, auf denen Adam und Eva stehen. Frühplastische Meisterstücke!
Wir folgen der Adria-Küste, das eindringliche Zirpen der Zikaden im Ohr. Das salzige Wasser lockt. Terrier Hamzah rudert begeistert, während wir über spitzsteinigen Strand balancieren. Köstliche Kühle im klaren, stillen Meer.
Das legendäre Solin, heute Vorstadt von Split, ist Industrieort geworden. Wir streben der Großstadt zu mit ihrem Fährhafen und dem sagenhaften Kaiserpalast. Kairos hilft uns bei der Parkplatzsuche. Geradeso passt unser Siebeneinhalb-Meter-Gerät in eine Lücke – allerdings für 35 Korun (5 Euro) die Stunde. Der Palast ist es wert. Wir betreten ihn vom Meer her durch die Katakomben, die als Suk orientalisch wirken. Ein paar Stufen aufwärts, und wir stehen vor den Säulen des Mausoleums, das Nachfolger der Märtyrer zur frühen Christenkirche umbauten. Wie spannend! In diesem Tourreport gut für ein späteres Recap.
Unterhalb des Palastes wartet die Fähre; wir rollen in ihren Rachen. Hvar wurde uns als eine der zehn schönsten Inseln der Welt empfohlen; wir werden nicht enttäuscht und treffen gute Bekannte: Karavan-Krokors Sen. haben in Jelsa fast einen Zweitsitz. Das liegt etwa in der Mitte des 70 km langen Eilands mit hohen Bergen, bizarren Bergdörfern und sonnigen Stränden. In Humac scheint unter einem der Gipfel die Zeit seit Jahrhunderten zu stehen. Häuser aus Felsplatten sind ohne Bindemittel errichtet und gedeckt. Mittendrin werden wir köstlich bewirtet: Käse in Öl und duftender Schinken. Über uns sind die Knackmandeln reif, nebenan blaue Trauben. Aber leider – die Zeit steht auch hier nicht still.
Die Straße zur Fähre an der Südspitze ist teuflisch eng, kurvig und hat senkrecht abfallende Kanten ohne Übergang. Ungemütlich.
Wir setzen über und steuern Mostar an. Kennen Sie den „Stern von Mostar“? Ein Roman, Amalie Marby hat ihn 1892 geschrieben – eine Cottbuserin. Am früheren Schlachthof ist eine Straße nach ihr benannt. Sie reiste in den Balkan, um Stoff für ihre Bücher zu sammeln. Sicher beschwerlicher als wir. Noch sind zerschossene Häuser am Rande bosnischer Straßen zu sehen. Eine freundliche Frau im „Obstgarten“ des Neretva-Deltas, noch in Kroation, hat uns mit Pfirsichen, köstlichen Feigen und lokalem Olivenöl versorgt. Wir bleiben am Fluss, über den sich in Mostar die legendäre Brücke spannt. Im jüngsten Krieg zerschossen, ist sie seit 2004 wieder begehbar. Wie einst stehen wieder tollkühne Burschen oben auf dem Geländer und springen für 20 Euro – bei schlechtem Angebot auch für zehn – in den Fluss. 19 Meter ist die lichte Höhe des Unesco-Bauwerks. Mostar ist auf einer Flussseite christlich, drüben ruft der Muezzin zum Gebet. Die Leute, vor allem die jüngeren, sind hier wie da ganz locker. Allmählich kommen wieder Touristen. Auf dem katzenkopfglatten Basarpfad treffen wir Cottbuser Theaterfreunde. Die Welt ist klein.
Wir wollen weiter an der Adria und nehmen den abenteuerlichen Weg über den Pass. Abwärts kommt es zum komplizierten Rangieren mit Gegenverkehr. Das Enge und Steile wird bald Vergangenheit sein. Eine breite Autobahn frisst sich durch den Berg. Wir nutzen ihr letztes Stück, gelangen nach Stone, wo in Salinen Dubrovniks Reichtum entstand und eine Art „chinesische Mauer“ die Halbinsel schützt, und fahren an Dubrovnik vorbei bis Cavtat. Von dort kamen einst auch die Gründer dieser heutigen Metropole Süddalmatiens. Voller Schätze dürfte die Stadt mit ihren vielen Kirchen, Palästen und Theatern sein. Im ausgehenden Mittelalter war sie freie Republik. Heute ist sie Magnet für Besucher aus aller Welt, die sich am liebsten auf der Mauer begegnen. Die erhöhte Position ermöglicht eine Ahnung von alledem, was sich hier sammelt. Wer gesund ist (viele hohe Stufen, viel Hitze) sollte den Aufstieg wagen und 30 Euro p.P. dafür nicht scheuen.
Wir hatten uns im Boot von Cavtat schippern lassen, fahren bei glutrot versinkender Sonne übers stille Adria-Blau, das schon ins Bleigrau wechselt, zurück und setzen unsere Fahrt nach Süden fort. Nach wenigen kroatischen Kilometern auf der zauberhaften Küstenstraße mit weitem Panorama erreichen wir die Grenze zu Montenegro. Ein einfaches, gastliches Land mit Zahlungsmittel Euro erwartet uns.
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