Altes Forst: Hier spurteten Friedensfahrer ins Ziel

Leser erinnern sich an gutes Wohnen und eine Vielzahl an Geschäften.

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Das abgebildete Gebäude wurde in Forst gebaut.

Unsere Leser zeigten sich erfreut über ein jüngeres „Damals“-Motiv. Steffen Schäfer mailt uns: „Diese Aufnahme stammt aus meiner Heimatstadt Forst/Lausitz. Es ist der Neubau Berliner Strasse/Ecke Cottbuser Strasse. Ganz oben sieht man noch die Bauarbeiter. In dieser Etage hatte ich mit meiner Familie in den 70er Jahren gewohnt. Zum 1. Mai hatte man von beiden Balkons einen schönen Blick auf die Strassen mit der Maidemonstration. Im Erdgeschoss befanden sich Geschäfte. – Insgesamt eine schöne Einkaufsmeile.“
Ein ganzes Kaleidoskop an Erinnerungen aktivierte das Motiv für Manfred Gnida aus Spremberg. „Ein markanter, riesiger Plattenbau mit einer Ladenzeile und der typischen Antennenanlage zu Zeiten der DDR auf dem Dach.1970 im damaligen Wohnungsbauprogramm errichtet, war dieser Bau mit seinen Geschäften ein begehrter Anlaufpunkt der Kunden. Geschäfte findet man ja auch heute noch in dieser Ladenzeile. Im Hintergrund erkennt man noch einen Teil des 1895/96 erbauten Postamtes, welches leider im II. Weltkrieg auch zerstört war und in einer schlichten Form erneuert wurde. Bevor in den 70er Jahren die alten Gebäude gegenüber der Post und die vor und hinter ihr bis zum Berliner Platz/Cottbuser Straße Neubauten weichen mussten, sind mir noch einige in Erinnerung, wie z.B. der Eisladen Gröger, dahinter ein Konfektionsladen, wo später Möbel verkauft wurden und in Folge ein Lebensmittelgeschäft, auch das ‘Tuchmacherstübel’ wird manchem in Erinnerung sein. Vor der Post, im Bild nicht ersichtlich, stand das Haus des Fotografen Unger mit einem Schokoladengeschäft und einem Haushaltswarengeschäft im Erdgeschoss. Hier standen dann Neubauten, die im Zuge des Städterückbaus abgerissen wurden. Gegenüber dem abgebildeten Block gab es einen ähnlichen mit vielen Geschäften. Ich habe dort gelegentlich eingekauft, wenn ich gern als Gast der Radrennbahn in Forst war. Ich verpasste kaum ein Rennen und der besondere Anreiz war der Fahrer Ronny Maraun. Mir ist auch die 4. Etappe der Internationalen Friedensfahrt im Mai 1983 von Poznan nach Forst in Erinnerung, wo auf Höhe dieser Ladenstraße die Zielankunft war. Ein Rumäne, glaube ich, war damals der Sieger.“
Werner Lehmann, ebenfalls aus Spremberg, meint: „Die Aufnahme entstand in den 70er Jahren in der ca. 21 000 Einwohner zählenden Stadt Forst/Lausitz. Diese Baureihe (Wohnhäuser mit Geschäften) entstand links und rechts der Berliner Straße / Ecke Cottbuser Straße in Richtung zur Spremberger Straße, auch zum Wasserturm. Es ist also die rechte Seite mit den heutigen Stoff- und Spielwaren-Geschäften und zur Postfiliale in Sicht.“
Und Bernd Mühle schreibt uns per E-Mail: (seit 1989 Cottbuser) „Hallo, als alter Forster weiß ich, daß der Neubau in Forst Mitte der 70er Jahre entstand.
Da, wo der Bauarbeiter oben steht, wurde gerade die zukünftige Wohnung meines Bruders gebaut. Er zog mit seiner Familie 1976 ein. Ich als Junggeselle durfte dann seine Altbauwohnung übernehmen (Zimmer, Küche, WC über den Hausflur).
Übrigens hatte die Eckwohnung in der 5. Etage zwei Balkone.“
Heinz Lüdecke aus der Biebersteinstraße in Forst schreibt: „Natürlich habe ich als alter Forster – wie gewiss viele andere Leser – den Wohnblock der Forster Wohnungsbaugesellschaft mbH in der Berliner Straße erkannt. Er beginnt an dem ehemaligen Postgebäude Richtung Berliner Platz und endet unmittelbar vor dem ‘Forster Hof’, Cottbuser Straße. Man erkennt noch das Postgebäude, und montiert wird auf dem Foto der Eckbereich. Dieser hatte links einen Bäckerladen mit einem kleinen Cafe (Merschank) und rechts einen Blumenladen (Christoph). Davor gab es eine Parfümerie, einen Spielzeugladen, das Reformhaus, ein Reisebüro, die AOK uvm. Um die Ecke in Richtung ‘Forster Hof’ waren ein Stoffladen und ein Sportgeschäft.
Die Zeit als die Blöcke entstanden, kann ich nur vage einschätzen, denke so Anfang der 80er Jahre. Ich selbst habe vor der Post in der Berliner Straße auch in einem dieser Neubaublöcke gewohnt und war 1974 dort eingezogen. Wie von Ihnen gut beschrieben – es waren begehrte Neubauwohnungen mit Heizung. Warmwasser und Balkon und wurden über einen Verteilerschlüssel von den Betrieben vergeben. Gern sah ich bei der Montage dieser Blöcke zu, immer wenn ich Zeit hatte; heute mit Wehmut, wenn demontiert und abgerissen wird. Aber da ist ein Lichtblick: Genau dieser Teil der auf dem Foto zu sehen ist (einschließlich Cottbuser Straße) ist eingerüstet und verkleidet, denn hier baut die Forster Wohnungsbaugesellschaft mbH grundlegend um und aus. Es sollen neue Wohnungen entstehen – barrierefrei, altersgerecht und betreut. Auch eine Begegnungsstätte soll es geben. Gut so, denn Forst ist alt geworden.“
Unser Leser Sebastian Sachse hat ein Foto gemailt, das noch gar nicht so alt ist: „2019 habe ich die Ecke fotografiert, weil ich dachte, da wird ja nicht blindlings wie sonst überall abgerissen, sondern es entsteht etwas, dem heutigen Bedarf nach bezahlbarem guten Wohnraum angemessen.“
Fred und Brigitte Riedel aus Forst erzählten uns aus ihrer frühen Jugend: „ Das Bild zeigt die Berliner Straße vom Berliner Platz aus fotografiert. Am Ende des Wohnblocks sieht man das alte Postgebäude, welches 1945 zerstört, dann aber wieder aufgebaut wurde. Jetzt ist es leider dem Verfall preisgegeben, da die Post geschlossen wurde. Die Plattenbauten entstanden durch die damalige akute Wohnungsnot. Aber 1945 standen an der Stelle 2 Häuser: in dem einen war ein Konsum, in dem anderen Tuchmacherstübel die private Konditorei und Cafe, in der ich selbst als Bäcker arbeitete. Die Gebäude wurden in den 60er Jahre abgerissen. Gegenüber auf der linken Seite des Bildes stehen die gleichen Neubauten, da im Krieg die beliebteste Einkaufsstraße bis zu 85% zerstört wurde….“

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Sebastian Sachs hat die interessante Forster Ecke 2019 fotografiert. Da war der Wohnblock offenbar schon für eine neue Nutzung vorbereitet.

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