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Am Lohmühlenweg in Guben/Gubin – Von der Mühle zum stolzen Rathaus

Bilder aus der alten Neißestadt Guben | Von | 31. März 2023

Eine Partie an der Gubener Neiße

Eine Partie an der Gubener Neiße

Ein Sonntagsspaziergang am Fluss vor etwa 90 Jahren. Viele erkannten das nicht ganz vergessene, aber so nicht mehr vorzeigbaren Motiv. „Natürlich im alten Guben/Gubin“, mailt Gabriele Unger. Und sie fährt fort: „Es ist der Lohmühlenweg, entlang der Neiße. Ursprünglich bestand er nur aus den Hausnummern 1 – 3. Diese Häuser wurden 1972 für den neuen Grenzübergang abgerissen. Von 1964 bis 1972 habe ich mit meinen Eltern in der Nr. 3 gewohnt. In Parterre Frau König, in der Mitte Frl. Kaiser (Modegeschäft Straße der Freundschaft) und oben wir. Anbei noch ein eigenes Foto.“ Sie weiß es also zuverlässig genau. Aber auch Frank Häder aus Forst liegt richtig: „Das kann nur Guben/Gubin sein. Das Gebäude im Hintergrund ist das Wasserkraftwerk.“ Er fand eine entsprechende Ansicht aus Richtung Gubin.
Der Cottbuser Herbert Ramoth schreibt: „Wer sich auf den Weg nach Guben/Gubin macht, kann dieses markante Gebäude an der Neiße im polnischen Teil der Stadt, in Gubin, in etwas veränderter Bauausführung entdecken. Verändert, weil ein Teil des Gebäudes 1945 durch Kriegshandlungen zerstört und so nicht wieder aufgebaut wurde. Nachdem 1913 der Mühlenbetrieb eingestellt wurde, war es im ersten Weltkrieg Kaserne und Lazarett. Anfang der 1920er Jahre wurde das Gebäude um- und ausgebaut und 1923 als neues Stadthaus von Guben eingeweiht. Das gezeigte Foto stammt aus den 1930er Jahren. Nach der bereits erwähnten Zerstörung des Nordteils im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude etwa um 2010 umfangreich saniert und schließlich Sitz der Gubiner Stadtverwaltung.“
Der Gubener Arno Schulz erklärt: „Abgebildet ist der Blick an der Neiße mit dem Lohmühlenweg, dem Rathaus östlich der Neiße und dem Wasserkraftwerk. Andeutungsweise ist noch die 1922 errichtete massive Brücke zu erkennen. Das heute in Gubin stehende Rathaus wurde 1923 auf dem Gelände der Seydellschen Mühlen errichtet, im Krieg teilweise zerstört und die Reste der ausgebrannten linken Gebäudeteile abgetragen. Das im Bild rechts abgebildete Wasserkraftwerk wurde am Standort des Vorgängerkraftwerkes 1928 errichtet. Bei der Brückensprengung 1945 wurde es nicht zerstört und seit Erneuerung des Wehres liefert es bis heute Strom ins polnische Netz. Im Neißebereich arbeitete ständig ein kleiner Schwimmbagger, der den Kies aus dem Flussbett förderte. Mit dem Bau der Gubiner Straße, die direkt zum Grenzübergang führt, wurden die Grundstücke der jetzigen Frankfurter Straße verkürzt und auch der Lohmühlenweg neu gestaltet. Das hohe Gebäude links hat die Kriegszerstörungen und die DDR überstanden, aber nicht die Neugestaltung der Frankfurter Straße und wurde abgetragen. In dem Haus waren einst eine Konsumverkaufsstelle für Elektro- und Industriewaren, ein Fotolabor und Wohnungen. Neben diesem Haus in Richtung Neiße standen vor dem Krieg noch zwei Wohnhäuser, ein Kino und ein Kiosk des Verkehrsvereins, die aber im Krieg zerstört wurden. Der Lohmühlenweg gehört zu dem ehemaligen Mühlenwinkel, wo früher Getreide- Schneide- und Lohmühlen standen. Nach Tuchfabrik und Spinnerei stand auf dem Winkel einst ein Betriebsteil der Berlin-Gubener Hutfabriken, einer der größten Huthersteller Deutschlands.“

Gubiner Wasserkraft aus Gubener Sicht. Das Bild ist im Frühjahr 2010 entstanden und zeigen die funktionierende Technik zur Nutzung der Wasserkraft des Neiße-Flusses. Drüben sind die im Text beschriebenen Gebäude zu sehen, die Verwaltungssitz waren und jetzt wieder sind

Gubiner Wasserkraft aus Gubener Sicht. Das Bild ist im Frühjahr 2010 entstanden und zeigt die funktionierende Technik zur Nutzung der Wasserkraft des Neiße-Flusses. Drüben sind die im Text beschriebenen Gebäude zu sehen, die Verwaltungssitz waren und jetzt wieder sind. Foto: S. Sachse

Gert Richter aus Alt-Deulowitz ergänzt: „Der Fotograf steht im Guben vor 1945 oberhalb der großen Neißebrücke am linken Neißeufer und schaut neißeab- bzw. nordwärts links auf die Promenade, den Lohmühlenweg, mittig auf das angestaute Wasser mit dem dahinter liegenden Wasserkraftwerk und rechts auf das Stadthaus bzw. die ehemaligen Seydelschen Mühlen, die ab 1923 Sitz der Gubener Stadtverwaltung waren. Die Stadt Guben kaufte 1912 die Seydellschen Mühlen und baute sie zum Verwaltungssitz mit Kasernenteil (im I. Weltkrieg) um, weil es im alten Rathaus zu eng wurde; dort verblieben nur das Archiv und die Bibliothek. Im Nordflügel des Gebäudes befand sich die Sparkasse; dieser wurde im Krieg teilzerstört und danach abgerissen. Der Mittelteil und der Südflügel wurden nach dem Krieg als Lehrlings-Wohnheim genutzt. Um 1985 wurde der Flügel abgerissen und ca. 2012 neu errichtet. Danach zog die Gubiner Stadtverwaltung ein.
Die Schwäne gehörten bis 1945 jahrzehntelang zum Gubener Stadtbild. Der Lohmühlenweg hatte seinen Namen durch die 1864 durch einen Großbrand vernichtete Lohmühle; sie diente der Herstellung von Gerbmitteln, u.a. durch zerstoßen von Eichenrinde, und somit der Herstellung von Leder.“
Aus Spremberg meldet sich Manfred Gnida: „Dieses Foto kommt aus den 1930er Jahren aus einer Stadt, die nach dem II. Weltkrieg schmerzliche Verluste hinnehmen musste und zur Zwillingsstadt wurde. Viele alte Postkarten haben als Motiv diese Ansicht und zeigen Bauten östlich der Neiße im heutigen Gubin. In der Nähe der Neißebrücke befindet sich der Rest des Gebäudes der ehemaligen Stadtverwaltung. Dieses Stadthaus hat eine lange Geschichte, war ehemals Mühle mit eigene Wasserkraftwerk. Im I. Weltkrieg diente das Gebäude als Kaserne und Lazarett, bevor um 1922/23 ein großer Umbau erfolgte und am 9. September 1923 Einweihung war. Gleichzeitig wurden das neue Wehr und die Brücke in Betrieb genommen. Die Firma Huta aus Breslau bekam den Auftrag, und am 29. Oktober 1922 waren Brücke und Wehr fertig. Auf dem Bild sind noch der Turm der Hauptkirche und das E-Werk zu erkennen. Leider wurde der Nordteil des Hauses, in dem seit 1920 die Sparkasse war, zerstört und später abgerissen. Die Gubiner Stadtverwaltung hat hier heute ihren Sitz. Die Promenadenufer hatten wunderschöne Bepflanzungen. Auch hier wurde alles durch die Kampfhandlungen vom 18. Februar bis 24. April 1945 zerstört.“

Gabi Unger hat hier am Lohmülenweg gewohnt. Die Häuser wurden 1972 für den Grenzübergang abgerissen.

Gabi Unger hat hier am Lohmülenweg gewohnt. Die Häuser wurden 1972 für den Grenzübergang abgerissen.

Kurz hält sich Michael Kuhrt aus Cottbus: „Auf der anderen Seite der Neiße (heute Gubin) ist das Stadthaus zu sehen. Der Nordteil des Hauses besteht seit 1945 nicht mehr.“ Klaus Reiter, ebenfalls aus Cottbus, schreibt: „Wir sind wieder mal in Guben (jetzt Gubin) an der Neiße. Wir sehen hinten, mittig das Elektrizitätswerk, davor das Gubener Stadthaus. Früher war es eine Seydelsche Mühle, die ein eigenes Wasserkraftwerk hatte um den Eigenbedarf abzudecken. 1913 wurde der Betrieb eingestellt. Seit 1710 war Guben Garnisonsstadt. Im I. Weltkrieg wurde das abgebildete Gebäude Kaserne für das 1. Bataillons der Infanterie-Reserve Nr. 12. 1923 (vor 100 Jahren) wurde das Stadthaus eingeweiht. Im Krieg wurde das Gebäude teilweise zerstört; stehengebliebene Teile wurden dann Lehrlingswohnheim. Später zog die Gubiner Stadtverwaltung ein.“
Jens Pumpa aus Cottbus hat recherchiert: „Wir schauen aus Guben über die Neiße und die polnische Seite (Gubin). Die Neiße fließt in Richtung der Neiße-Brücke. Am 29. Oktober 1922 waren die Brücke und die Wehranlage fertiggestellt. 23 Jahre später wurde dieses Bauwerk am 20. April 1945 von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Erst 1954 wurden die Brücke und das Neißewehr von polnischer Seite wieder aufgebaut. Ganz im Hintergrund erkennt man die Turmspitze der Stadt- und Hauptkirche im heutigen Gubin. Seit April 1945 ragen die Kirchenmauern und der Turm als Ruine in den Himmel. Am 1. Juni 2007 erfolgte das Aufsetzen der neuen Haube auf den Turm der Kirche.“

Weitere Beiträge über das historische Guben und das Umland finden Sie hier!



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